Willkommen auf Tagtt!
Friday, 19. April 2024
Tagebücher » MI » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch MI
2008-06-06 16:06
Gerührt
Komisch, wie einem die Liebe zu den Kindern ab und zu so klar und bewußt wird. Da habe ich tagein tagaus so meinen Trott, der überlicherweise selten an mein Innerstes heranreicht, sondern i.d.R. nur die Schale tangiert, da kommt plötzlich der Moment, wo mir mit einem Male klar wird, was mir wirklich etwas bedeutet.

Zum Beispiel meinen Sohn zur Schule zu verabschieden. Ein ganz alltägliches Ereignis eigentlich. Allerdings, in der letzten Zeit hat es meine Partnerin vermehrt getan,

(Anmerkung: wir wohnen im vierten Obergeschoss, und wir fühlen uns einfach wohler, wenn unser Sohn unten verabschiedet wird und nicht oben, daher geht einer mit ihm herunter, auch wenn es auch ohne ginge).

heute jedoch mußte ich früh weg, daher habe ich J. gesagt, ich würde ihn nach unten begleiten. Als ich vom Zähneputzen aus dem Bad kam, war er aber schon weg, und ich wunderte mich. Ich ging schließlich auch hinunter, da wartete er draußen auf seinem Fahrrad auf mich.

Ich machte noch eine (freundliche) Bermerkung, daß er dann ja im Grunde auch nicht mehr auf mich hätte warten müssen. Im selben Moment bemerkte ich aber, daß ich gerade voll auf der rationalen Schiene war, und ich verkniff mir weitere Bemerkungen in diese Richtung, sondern freute mich einfach, daß er noch da war und ich ihn noch verabschieden konnte.

Er hätte sogar noch gewartet, bis ich selbst mein Fahrrad aufgeschlossen und es vom Hof nach draußen gebracht hätte. Da habe ich ihm aber gesagt, daß er ruhig losfahren solle, sein Freund (mit dem er immer zusammen fährt) würde sicher schon warten.

Auch dies war wieder ein rationaler Zug, der mir auch erst wieder zu spät bewusst wurde. Denn es ist ja auch schön, wenn ich noch ein paar Meter mit ihm mit dem Rad fahre, eine gute Gelegenheit, etwas miteinander zu sprechen. So ist er aber vorgefahren und ich sah ihn davonfahren mit dem T-Shirt und der kurzen Hose und dem dicken Ranzen auf dem Rücken, und es rührte mich. Ich merkte, daß ich ihn liebe, meinen Sohn, und daß ich jetzt eigentlich gerne noch mit ihm etwas gesprochen hätte, bevor er losfährt und mein Arbeitstag anfängt.

Was ist das für ein Gefühl in der Magengegend, wenn ich ihn so davonfahren sehe? Etwas jenseits von Trott und Alltag, jenseits von Pflicht und Arbeit. Ein kleines Löchlein hatte sich in meine Außenschale gebildet, und da traf nun das Licht herein, dieses kindliche, frische Licht, und das rührte nun da innen herum

Schön war das, es fühlt sich aber auch ein bißchen nach Schmerz an, Wehmut trifft es ganz gut. Weil dieses Bild so vergänglich ist. So einmalig. Und J. ahnt gar nichts davon...

Ich habe mir dann doch noch schnell mein Fahrrad geholt und habe zu ihm aufgeschlossen, als er gerade mit seinem Freund zusammetraf. Da konnten wir noch ein bißchen plaudern. Schließlich sind die beiden losgefahren, und mir war wohler in meinem Innern.

MI

Kommentare

17:06 06.06.2008
*soifz*
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

MI Offline

Mitglied seit: 02.04.2005
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2008-06-06 16:06