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Tagebuch MI
2006-05-25 13:56
Feiertagsgefühl (4)
Heute war es mir gar nicht recht, daß ein Feiertag ist. "Christi Himmelfahrt" als Ereignis, damit kann ich nichts anfangen. Und Vatertag?

Meine Kinder haben mir was Schönes gemacht. Meine Tochter hat im Kindergarten einen kleinen Bilderrahmen gebastelt, da ist ein Bild von ihr drin. Meine Söhne haben etwas gemalt und dazu was geschrieben. Das hat mich gefreut.

Eigentlich hätte ich heute gerne etwas mit meinen Söhnen unternommen, also so eine Art "Männertag" (mal nur mit anderen Vätern oder Männern etwas Selbstorganisiertes zu unternehmen scheint aussichtslos zu sein, es besteht da offenbar kein Interesse an so etwas). Das hat ja seinen eigenen Charme und kommt nur selten vor. Es ist schon ein Unterschied, ob die ganze Familie loszieht, oder nur ich mit den Söhnen.

Leider regnet es und es ist kalt. Zelten ist da zum Beispiel nicht drin, so macht das keinen Spaß. Vielleicht klappt es am Wochenende, da könnte J. auch einen Klassenkameraden mitnehmen.

Heute aber ist mal wieder "Tag rumbringen" angesagt. Da T. und L. auf den Vorschlag, in den Zoo zu gehen, begeistert angesprungen sind, stand also ein Zoobesuch auf dem Programm. Ich bin kurz vor knapp abgesprungen. Unsere Nachbarin geht mit ihrer Tochter mit.

-

Ich bin kein Feiertagstyp. Mir wäre es lieber gewesen, es wäre kein Feiertag und ich würde einfach zur Arbeit gehen. Feiertag habe ich immer ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Der heutige Tag bringt mich ganz aus dem Rhythmus.

Natürlich ist es keine Lösung, deswegen alle Feiertage zu ignorieren. Mache ich normalerweise auch nicht. Eher trete ich die Flucht nach vorne an und unternehme etwas. Nur dieses feiertägliche Nichtstun und Die-Zeit-rumbringen-müssen, das kann ich nicht. Da werde ich hibbelig und auch ungeduldig mit den Kindern. Da ist es dann manchmal besser, wenn ich einen Spaziergang mache.

Ich fühle mich nun auch nicht sehr wohl, speziell weil mein älterer Sohn seine Enttäuschung darüber zu erkennen gab, daß ich nicht mit in den Zoo komme. Aber ich habe an mir gemerkt, daß ich es nicht will. Ich kenne das schon an mir.

Dann zwinge ich mich dazu, doch mitzumachen. Nur um unterwegs festzustellen, daß ich das, was ich jetzt gerade tue, eigentlich überhaupt nicht tun will. Als nächstes frage ich mich, warum ich es denn tue, wenn ich doch nicht will.

Na ja, da sind die Kinder, die Familie, da kann man ja nicht so tun, als wären die nicht da. Ich mache das im Grunde deswegen, um nicht als Alternative zu Hause allein und mit einem schlechten Gewissen zu sein, weil nun meine Partnerin alleine mit den Kindern klarkommen muß. Ich habe da an mir den Anspruch des "aktiven Vaters", wenn ich das mal so gestelzt nennen soll.

Heute hat sich aber mein "Egoismus" durchgesetzt. Ich habe noch genug zu tun hier zu Hause. Und ich bin nur selten alleine zu Hause, so daß ich jetzt viel Zeit und Ruhe habe, das anzugehen. Das tut auch mal gut. Natürlich, das schlechte Gewissen schwingt mit, und dieses komische, eigentlich unangenehme Feiertagsgefühl im Bauch. Es hat etwas Einsames, an das ich mich erst wieder gewöhnen muß.

Michael

Kommentare

14:11 27.05.2006
Lieber Oliver,
das glaubst Du ganz richtig.
Grüße,
Michael
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unbekannt
10:25 27.05.2006
Lieber Michael, lieber Dieter,
Ich kenne Euch nun schon eine Weile aus dem Internet. Zugegeben, das ist wenig.
Euer Dialog hat mich sehr beeindruckt und auch amüsiert.
Mein Kommentar dazu ist keineswegs herabsetzend oder arrogant gemeint.
Es kommt mir so vor, als
erklärten sich hier zwei hochrangige Chemiker den Unterschied zwischen
Methanol und Ethanol. Also Peanuts.
Bei Michaels Kommentar glaube ich ein wenig verletzten Stolz herauszuhören.
Und bei mir selbst ?
Klar, da sehe ich das Bedürfnis, bei den "Großen" mal mitzureden, und vielleicht auch einmal
Recht zu haben.
Liebe Grüße
Oliver


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unbekannt
20:12 25.05.2006
Peng - Treffer!

Danke
Dieter


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19:45 25.05.2006
Lieber Dieter,

danke für deinen Kommentar und ganz allgemein für deine Beteiligung hier. Ich freue mich darüber.

Ich möchte dir aber auch sagen, daß ich mich noch mehr freuen würde, wenn Du dir Alltagsweisheiten verkneifen könntest. Mir ist das völlig klar, was Du sagst, und eigentlich müßtest Du das wissen, daß mir das völlig klar ist. Ich notiere das halt auf meine Art, ohne daß ich explizit nun aufschreibe, daß ich durch diese Trennung von der Routine mit mir in Kontakt komme. Na klar ist das so, wie soll es auch sonst gehen.

Auch wenn ich schreibe, daß ich mich 'daran gewöhnen muß' heißt das nicht anderes, daß mir mein Alltag diesen innigen Kontakt normalerweise kaum gestattet, weil er so ausgefüllt ist und viel von mir verlangt und mich andauernd ablenkt (jetzt gerade übrigens auch wieder, grr...).

Wenn das alles plötzlich wegfällt, ja klar, dann bin da plötzlich nur noch ich ganz allein. Das ist immer erst mal ungewöhnlich (die Gewöhnung), doch nach einer Zeit sehr schön und ich genieße das dann. Es ist lieb von dir gemeint, wenn Du mir das alles sagst, ich bitte dich dennoch darum, darauf komplett zu verzichten. Und um das zu vervollständigen, glaube ich, ist das ein Problem bei dir (dein blinder Fleck), daß Du in Sachen 'Selbsterkenntnis' ein großes Mitteilungsbedürfnis hast. Das löst sich aber nicht dadurch, das Du ihm freien Lauf läßt.

Bitte bekomme das nicht in den falschen Hals und beteilige dich hier weiter. Nur eben lieber in einer anderen Form. Wenn etwas bei dir in Schwingung gerät, dann sprich es aus ('Ja, so etwas kenne ich auch von mir' oder so was in der Art). Das ist hier sehr willkommen.

Liebe Grüße,
Michael
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unbekannt
18:39 25.05.2006
...immer wenn die Routine durchbrochen wird, kommst du in Kontakt mit Seiten in dir, die sonst durch die Routine verdeckt sind. Du hast das auch schon erkannt, siehe die Begriffe"mulmig" und "hibbelig". Das ist aber nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil, es lohnt sich, das genauer zu untersuchen.

lg
Dieter


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