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Tagebuch MI
2005-04-19 10:57
Die verborgene Fülle
Der letzte Eintrag ist mal wieder sehr "erzählerisch" und im Grunde viel zu lang. Es scheint mir Spaß zu machen, meine Erlebnisse nicht einfach nur trocken hinsichtlich etwaiger Erkenntnisse zu notieren und auszuwerten, sondern sie als Ding an sich zu nehmen, sie vielleicht etwas auszuschmücken, sie als "Leben an sich" darzustellen.

Es gibt doch daran auch nichts weiter zu verstehen, oder? Ich kann es am besten doch einfach nur stehen lassen.

Gestriges Erlebnis ließe sich natürlich auch anders beschreiben. Zum Beispiel als ein weiteres Glied in dieser unendlichen Kette meiner Nicht-Begegnungen mit Frauen. Dieses Ausweichen, ich habe mich schon so daran gewöhnt, es ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Selbst der Begriff "Flirt" war mir im Nachhinein viel zu hoch gegriffen. Ich? Flirten? Ich flirte nicht! Was kommt, das kommt, was nicht, das nicht. Es interessiert mich nicht einmal mehr.

Flirt, das hat doch immer mit irgendeiner Absicht etwas zu tun. Ich verlasse die Ebene der trockenen Wahrheit zu Gunsten einer Ebene, oder besser noch: eines Raumes der Vorstellungen und Ver-stellungen. Ich gebe meinem Gegenüber das Gefühl, für einen anderen Menschen attraktiv zu sein und erwarte im Gegenzug das gleiche von ihm. Und wozu das alles? Um die Gelüste des Egos zu befriedigen? Um mir eine schöne Zeit vorzumachen? Um mir das Leben schönzuheucheln?

Nein, das ist nicht meine Sache. Außerdem habe ich tiefgehende Zweifel daran, daß ich in so einer Begegnung meinem Gegenüber auch nur irgendetwas vormachen könnte. Attraktivität ist entweder da, oder sie ist nicht da. Und das, was ein jeder in so einer Begegnung spürt, das ist die nackte Wahrheit. Sich von dieser nackten Wahrheit zu entfernen - sei es so zu tun, als wäre da eine Attraktivität oder anders herum: zu tun, als wäre da keine - führt nur zur Selbstverstellung, zu Unwohlsein, zu Verbiegung, zu Verleugnung.

Ich gebe mich heute mit so kleinen Erlebnissen schon zufrieden. Ich genieße sie. Sie sind ein Geschenk und in Wahrheit gar nicht klein. Andere fragen sich vielleicht, warum macht der Junge nicht mehr daraus, wenn er offenbar schon den Eindruck hat, daß auf der Gegenseite auch eine Bereitschaft da ist für "mehr", was immer "mehr" auch sein mag. Vielleicht ein Treffen in einem Cafe, so nach der Arbeit? Und dann mal weitersehen, ob nicht noch mehr drin ist?

Aber ich bin es leid, ich will nicht mehr, mehr will ich nicht. Es braucht kein "Mehr". Was da ist, ist genug, mehr als genug. In dem, was ist, ist alles verborgen, in dem, was ist, liegt die ganze Fülle des Lebens. Und in dem, was nicht ist, die Ablenkung davon.

MI


[Bild nicht gefunden]



Kommentare


unbekannt
11:39 19.04.2005
...das kenne ich nur zu gut, Michael. Diese Sehnsucht und die darauf folgende Ohnmacht wird dich durch den Fleischwolf drehen, wenn du dich darauf einlässt. Wahrscheinlich aber auch, wenn du dich nicht darauf einlässt. Die Frage ist, ob das, was du offensichtlich in anderen suchst, nicht vielleicht in dir vorhanden ist...

lg
Dieter


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2005-04-19 10:57