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Tagebuch MI
2005-04-26 17:28
Der Kreislauf der Wiedergeburten
Man muß sich auch darüber im Klaren sein, daß alles Bemühen um irgendein Verständnis, um irgendwelche Einblicke, um Aufblitzen von Echtheit und Selbstheit, daß das alles überhaupt nichts bringt. Klar, das ist eine Binsenweisheit. Aber wie oft falle ich darauf herein!

Wie oft denke ich: "Jetzt hast Du schon so viel darüber gelesen, jetzt schreibst Du schon so lange Tagebuch, jetzt hast Du schon so lange Kontakte mit anderen Menschen, die sich auch dafür interessieren. Da müßte doch eigentlich so langsam etwas bei herumkommen."

Und dann passieren einem solche plumpen Geschichten wie in diesem Gespräch. Anfängerfehler sozusagen. Im Grunde ja harmlos, man will sich halt nur mal ein bißchen wichtig machen. Aber die "Strafe" für die "Sünde" folgt auf dem Fuße.

Noch empfindlicher oder eigentlich empfindlich hat mich vorhin getroffen, als ein geschätzter Kollege zu mir kam und sich in dem Gespräch herausstellte, daß er mir vor Zeiten einmal seinen Schlüssel für den Röntgenraum gegeben aber nie wieder von mir zurückbekommen hat.

Solche Unzuverlässigkeiten meinerseits sind Dinge, die ich mit am schwersten ertragen kann. Einen Schlüssel auszuleihen und nicht wieder zurückzugeben, nicht einmal zu wissen, ihn jemals bekommen zu haben, so etwas rührt tief in meinem Ego herum.

Ich will nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen. Das "Ich" ist unbesiegbar, morgen ist es vergessen. Schnell erhole ich mich von diesen Dingen, akzeptiere meine Fehlbarkeit. Das ist dann sehr realistisch und fühlt sich echt an, wenn auch gleichzeitig unangenehm.

Für das "Ich" bedeutet das aber nur ein Intermezzo, eine kurze Atempause. Es zieht sich kurz zurück, fragt sich, was da schief gelaufen ist, ob der Kollege nicht vielleicht Unrecht hat. Im Zweifelsfalle aber gilt: vergessen.

Bald taucht es wieder auf und das Spiel geht von vorne los. Immer wieder von vorne, was für eine dumme Mühle. Aber nicht aufzuhalten. Hinnehmen, Ich-Demontagen als Gelegenheiten für eine kleine Übung in Demut und wahrer Selbsterkenntnis nutzen, sich aber nicht wundern, wenn der alte Zustand bald wiederhergestellt ist und das "Ich" in neuem Glanze erstrahlt, das ist das, was einem übrig bleibt.

Das ist für mich der wahre Kreislauf der Wiedergeburten. Die Buddhisten und Hinduisten und alle Wiedergeburtsgläubigen (auch die Christen, die an ein Leben nach dem Tod glauben, Frage: wessen Leben?) unterliegen einem Mißverständnis, wenn sie meinen, Wiedergeburt würde sich auf den körperlichen Tod beziehen. Wiedergeburt findet andauernd statt, das "Ich" stirbt und ersteht wieder auf.

Manche behaupten, irgendwann wäre das "Ich" für immmer tot und nennen das Erleuchtung. Ich glaube nicht daran. Ich glaube, es kann nur die Erkenntnis geben, daß Ich (ICH) nicht "Ich" bin, ich nicht das bin, von dem ich es immer dachte, daß ich es sei, und daß ich mir stets darüber bewußt sein muß (Sünde = dies zu vergessen).

Und wenn ich das einmal weiß, was und warum soll ich dann noch (etwas) tun? Gibt es noch mehr, als dieses Wissen, was ich erlangen könnte?

MI


[Bild nicht gefunden]


Kommentare

20:34 01.05.2005

Hier scheint sicherlich meine katholisch geprägte Kindheit durch, in der ich ständig diese "Sünden" um mich herum hatte und darunter litt und mich gefragt hatte, was damit eigentlich gemeint ist.

Grüße,
Michael
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unbekannt
09:27 29.04.2005
Also mich stört dein Wortgebrauch in diesem Text sehr. "Sünden" gibt es nicht in der Form, wie das beim Christentum behauptet wird. Hier tritt höchstens das Gesetz des Zurückkommens in Kraft. "So wie man in den Wald hineinschreit, kommt es auch wieder heraus" - kleine, alte Weisheit - und sie ist verdammt treffend. :)

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