Traum und Wirklichkeit
Manchmal hasse ich es, dass ich mich immer ziemlich genau an meine Träume erinnere und mich davon dauernd beeinflussen lasse.
Ich weiß noch, dass ich vor Monaten eines Nachts von Spider geträumt hatte, und davor genau gar nichts war... und nach dem Traum hat er mich dann plötzlich extrem interessiert und ich war schon ein wenig verknallt... Das verging dann zwar wieder, aber ich habe trotzdem nicht vergessen, dass das der Auslöser war, ihn das erste Mal so richtig als tollen Mann zu bemerken.
Heute habe ich geträumt, dass er mich zurück haben wollte. Ich hatte seit dem Ende zwar schon manchmal Träume von Spider, aber meist hat er dabei anders ausgesehen oder es war sowieso ein ganz Schlechter...
Ich erinnere mich genau daran. Wir haben uns auf der Arbeit getroffen, und schon zur Begrüßung hat er mich fast geküsst. Dann haben wir uns unterhalten, und er hat mich dauernd angefasst, war mir nah... Ich wusste, dass er es bald sagen würde. Dass er mich zurück haben will und ihm alles furchtbar leid tut, dass er einen Fehler gemacht hat...
Er hat genauso ausgesehen wie in Wirklichkeit, hatte die Kleidung an, die er wirklich trägt, und alles war, als wäre es real.

Er hat gesagt, er will mich zurück, und ich habe ihn ganz argwöhnisch gefragt, wieso. Er hat mir tausend Gründe genannt, die so lieb, reuevoll und ehrlich waren...
Ich hasse meine Träume.
Natürlich war ich beim Aufstehen gleich ganz mies gelaunt. Wieder ein Tag, an dem ich bloß an ihn denken werde, der mir eigentlich nur auf die Nerven geht und der am besten schon wieder vorbei sein sollte.

Naja, ich musste dann zum Arbeitsamt, was meine Laune nicht unbedingt gehoben hat. Danach hab ich mir endlich eine Vorteilscard fürs Zugfahren gekauft - die Fluchten müssen schließlich auch finanziert werden, was ohne die Verbilligung verdammt teuer kommt. Dann war ich noch einen Kaffee trinken mit mir alleine. Ein erfolgreicher, extrem sinnfreier Tag. Wie immer eben.

Spider bringt mir heute oder morgen meine Sachen, ich weiß noch nicht. Er wird sich dann noch melden. Und auch wenn ich wieder etwas Angst habe und nicht will, dass es vorbei ist, bin ich doch irgendwie ganz ruhig. Weil ich mittlerweile in so einer Phase bin, in der mir vorkommt, es würde nichts real sein. Mir kommt vor, alles wäre nur ein böser Traum, und irgendwann wird etwas passieren, was mich wach rüttelt. Wie ich gestern gesagt habe, kann ich nicht begreifen, wie von einem Augenblick auf den anderen alles Glück ausgelöscht werden kann. Deshalb hat sich mein Verstand wohl einfach abgeschalten mit den Worten "Das kann gar nicht sein. Nichts von alledem passiert."
Und erst wenn ich Spider wieder sehe, wird die Wirklichkeit wieder auf mich hereinbrechen und mich aufs Neue die kalte Verzweiflung erwischen, dass alles real ist und mein Leben jetzt wirklich so verläuft.