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Tagebuch MayaMoon
2008-09-02 15:54
Schluss mit dem Eiertanz


Nachdem ich einige Bücher für Borderliner selbst gelesen habe, um mir nötiges Wissen und entsprechende Skills zu holen, die mir dabei helfen sollen, die Störung zu "überwinden", habe ich jetzt auch mal ein Buch gelesen, welches nicht für "mich", sondern für jene geschrieben wurde, die ihr Leben mit Borderlinern verbringen (müssen).
Es hat mir jedoch gleichfalls weiter geholfen; so habe ich erkannt, dass mein (baldiger Ex-)Mann nicht nur doof davon geredet hat, sondern tatsächlich selbst Borderline hat - und dass unsere Beziehung aufgrund dessen schon zum Scheitern verurteilt war.
Meine Mutter ist ebenfalls Borderlinerin, davon mich heute sehr stark überzeugt, denn praktisch alles spricht dafür - und erklärt auch vieles, was in der Beziehung zueinander geschehen ist.
Es hat mir auch die Möglichkeit gegeben, noch einmal meine Vergangenheit zu reflektieren; viele Beziehungen zu Menschen, die ich geliebt habe... die jedoch teilweise auf sehr traurige oder böse Weise auseinander gingen.

Spätestens nach dieser Lektüre kann ich meine Angehörigen etwas besser verstehen.

Auch wenn ich nicht dem Bild entspreche, welches in dem Buch aufgezeichnet wird. Hier geht es überwiegend um Borderliner, die ihre Störung nach außen richten; die wüten, mißhandeln und zerstören.
Das habe ich als Kind vielleicht getan - da galt ich als "tobsüchtig".
Meine Mutter habe ich zurück geschlagen, wenn sie mich schlug, und genauso angegiftet, wie sie es tat. Wir haben uns gegenseitig viel Leid angetan.
Meinen ersten richtigen Freund, selbst - und dazu noch sehr extremer - Borderliner, habe ich geschlagen, wenn ich verzweifelt war, und erniedrigt, als die Beziehung vorbei war; weil ich der felsenfesten Überzeugung war, dass er Schuld an meiner ganzen Misere war. Er trug in der Tat einen Großteil der Schuld, aber hätte ich mich nicht darauf eingelassen, wäre das alles auch nicht passiert. Er hat mich in den 2 Jahren mehr mißhandelt und zerstört, als es sonst irgend jemand getan hat.
Mit 20 bin ich auf sämtliche Männer losgegangen, die etwas von mir wollten. Einen besonders netten Mann habe ich blutig gebissen, als er sagte: "Ich kann nichts für das, was man dir angetan hat, aber ich kann auch nicht so mit dir leben!" Er war ehrlich und liebevoll; hat mich ziehen lassen und dennoch auf mich aufgepasst. Damit ich nach ihm niemandem mehr etwas antue und damit mir selbst niemand mehr etwas antun kann.
7 Jahre lang ging das "gut" und dann kam der "Super-GAU", der mich erst auf Intensiv (nach dem Anfall) und dann in die Psychiatrie brachte.
Ich habe meinen Mann derart erniedrigt, dass es nicht mehr feierlich ist. Aber ich sah keine andere Möglichkeit, um mich von ihm zu trennen. Selbst als das - gar nicht mal unlogische - Gerücht aufkam, ich sei ihm fremd gegangen, was ich dann auch noch gern unterstützt habe, flehte er mich an, ihn nicht zu verlassen...
In diesen Zeiten erklärten Freunde von mir: "Das bist nicht du. Ich kenn dich gar nicht!"
Und ich schämte mich sehr, hatte Angst, haßte mich selbst mehr als alles andere...

Es ist so wichtig, so gut, als Borderliner Menschen um sich zu haben, die - ganz gleich, was passiert - zu einem halten!!!
Die sagen können: "Das tut weh, aber ich weiß, das bist nicht du!"
Die dabei helfen wollen und können, diese verfluchte Störung zu überwinden. Die einfach da sind und Liebe geben - auch da, wo man sich selbst nicht mehr lieben kann...
Es sind großartige Menschen und ich bin so froh und dankbar, dass es sie gibt!!!
Ohne sie wäre ich längst nicht mehr.
Und ohne sie wüßte ich heute auch nicht, dass ich und wer ich überhaupt bin!

Ich mag dieses Buch jedem empfehlen, der einen Borderliner um sich weiß oder vermutet.

Und ich mag jedem, der Hass auf diesen Menschen verspürt, sagen: Er/Sie tut das nicht, um dir weh zu tun (auch wenn er dir weh tut), sondern weil er Angst hat, dich zu verlieren; weil er deine Hilfe braucht, aber nicht weiß, wie er sich ausdrücken soll. Weil er keine Grenzen kennt und ein völlig verqueres Denkmuster im Kopf hat.
Er handelt nicht gerne so. Tatsächlich hasst er sich dafür mehr, als irgendjemand ihn hassen könnte. Allein deshalb sollte man ihn nicht hassen, im Gegenteil...

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Kommentare


unbekannt
21:48 05.09.2008
Es ist so wichtig, so gut, als Borderliner Menschen um sich zu haben, die - ganz gleich, was passiert - zu einem halten!!!

Da sagst du was... behalte diese Menschen stets in deinem Herzen!!!!


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2008-09-02 15:54