Was ist wahr und was ist richtig
Ich weiß nicht, ob ich ihn noch liebe. Ich weiß gerade gar nicht mehr, was das ist. Früher habe ich mich gefreut auf ihn. Jetzt ist alles irgendwie so schwer geworden.

Es kann nicht stimmen, wenn ich ihn nicht gerne irgendwo mitnehme, weil ich befürchte, dass er wieder Ärger anfängt. Er hat so eine tiefe Wut in sich. Nicht, dass ich das nicht kennen würde. Wut macht blind.

Während er weiter darauf baut, entfernen wir uns immer weiter voneinander. Da gibt es keine Geduld, kein Zuhören, dafür direkter Angriff, Rechtfertigung, Schuld, Gründe. Sein Angriff kommt so schnell, damit es kein Eingeständnis gibt. Den anderen direkt an die Wand drängen, von eigenen Schwächen ablenken. Dabei gibt es keine Fehler. *Sorry, du funktionierst nicht, du bist ein Fehler, geh* Das ist echt lustig.
Kampf gegen Windmühlen. Rennen gegen die Wand.

Ich muss das aufschreiben. Ich neige dazu, das alles wieder zu vergessen, als nicht so schlimm zu empfinden, weil ich nicht so schnell aufgeben will.
Denke an U. Da gab es ein sofortiges Verstehen. Einfach nebeneinander sitzen, Gedanken fließen, man sagt, was man denkt, ohne darauf achten zu müssen, ob das falsch sein könnte, Wut auslöst.
Er sieht es nicht so. Für ihn ist alles in Ordnung. Totschweigen ist gut. Dann kann man sich vormachen, dass alles so gelaufen ist, wie man es wollte. Vielleicht die Basis für heroische Figuren. Aber nicht für die Realität. Hier.

Mit ihm frei fühlen, das ist schon so lange her. Und ich bin müde davon. Das raubt mir die Energie. Ich kann mich kaum konzentrieren. Kriege Horror, wenn ich daran denke, dass ich bald meine Abschlussarbeit schreiben muss. Das geht hier nicht. Nicht mit ihm. Nicht mit jemandem, der so sehr auf sich fixiert ist, dass er nichts anderes gelten lässt.

Ich habe keine Angst, wieder alleine zu sein. Im Gegenteil, ich sehne mich richtig danach, wieder meine Ruhe zu haben. Ich habe "nur" Horror davor, wie es wird, die letzten Wochen in der gemeinsamen Wohnung. Gebrüll. Ich hätte nie gedacht, dass ich so allergisch auf Gebrüll reagieren würde. Selbst die Stadt ist mir manchmal zu laut.