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Tagebuch Malaika
2006-11-01 00:36
Verlust vermeintlicher Kontrolle
Das hat Vada hinein geschrieben, gestern und die drei Worte klingen noch bei mir nach. Sie treffen es.
Am Anfang des Studiums gab es mal eine Aufgabe über Lebenslügen. Ich dachte damals sofort an C. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wie arrogant ich sie beurteilt habe, finde ich mich ganz schön selbstgefällig. Damals dachte ich, dass ich keine Lebenslüge mit mir herumschleppe, jedenfalls keine offensichtliche wie drogensüchtig sein und das vor allen verheimlichen oder den Partner betrügen oder mit einer fundamentalen Lüge durch das Leben gehen, ein Geheimnis, Leichen im Keller, die vor allen versteckt werden müssten.
Mit vielen hatte ich schon lange Debatten, was genau eine Lüge ausmacht. Ist es das bewusste Verheimlichen von Tatsachen? Fängt es auch schon da an, wenn man sich zu etwas nicht äußert, aber auch nicht aufgefordert wird und trotzdem weiß, dass die Information, die man hat, alles verändern würde? Es ist eine nette Lüge, wenn man jemandem nicht ins Gesicht donnert, dass er wirklich dick ist.
Ich habe mich gut angelogen, das hat funktioniert. Mir vorzumachen, ich hätte alles unter Kontrolle - es auch zu versuchen. Erst als ich gemerkt habe, dass das Loslassen die Lösung ist, war es nicht mehr wichtig, alles unter Kontrolle zu haben. Dinge geschehen, auf die man keinen Einfluss hat, nicht in dem Sinne, dass man ihren Verlauf ändern könnte. Das ist so eine kleine Erkenntnis, die aber alles verändert hat. Seitdem träume ich nicht mehr davon, dass geliebte Menschen sterben und ich habe diese Angst nicht mehr, die vorher im Nacken saß und mich kontrolliert hat.
Ich denke an Ni., der alles mit Gewalt durchsetzen will, wenn er merkt, dass er es auf normalem Wege nicht kann. Je brachialer er vorgeht, um so unglaubwürdiger wird das Ganze. Das liegt irgendwie in der Natur der Sache. Drückt man jemanden an die Wand und will, dass er einen genau so liebt wie man selbst es tut, dann erreicht man das Gegenteil. Jeder Versuch, eine freie Entscheidung zu lenken, ist Manipulation.
Eifersucht zum Beispiel. Je mehr der Eifersüchtige kontrolliert und klammert, um so weniger bleibt dem anderen etwas übrig. Er muss sich frei schaufeln. Die Kontrollversuche des Eifersüchtigen erzeugen Heimlichkeit und es wird immer nur schlimmer, denn der Eifersüchtige sieht in seinem Wahn nicht, dass er diese Spirale selbst erzeugt hat und alles tut, damit sie erfolgreich weiter verlaufen kann.
Wenn man jemanden liebt, dann kann man ohne ihn leben, möchte aber lieber mit ihm leben. Ist die "Liebe" nur am Nutzwert gekettet, weil der eine den anderen braucht, geht der Rest an Freiheit verloren, den man sich in der Liebe bewahren kann.
Auf freie Träume!
Malaika

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leben 

Kommentare

08:59 01.11.2006
da kann ích mich marami nur anschliessen. Auch das selbstbelügen kommt mir bekannt vor. damit baut man sich eine Mauer und nicht mehr verletzt zu werden und um es vielleicht besser ertragen zu können.
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01:01 01.11.2006
also das Verschweigen von Äusserungen wie: "du hast aber zugenommen" oder "dein Kleid ist hässlich" ist in meinen Augen keine Lüge sondern Takt und Feingefühl. Denn solche Worte auch wenn sie wahr sind können verletzen und beleidigen.
Die Sache mit den Lebenslügen hmm ich denke wir machen uns oft etwas vor, belügen uns häufig selbst. Vor allem unsere Gefühlswelt gerät doch oft ins Wanken. Wie oft sagen wir "ich liebe ihn nicht mehr" belügen uns selbst damit der Schmerz nachlässt.
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2006-11-01 00:36