Der wütende Charakter
Es ist Weihnachten. Mitten in der Idylle hat er die irrsinnige Idee, einen Schrank aufzubauen, weil morgen der Sperrmüll kommt. Es gibt - wie immer - keine Gedanken vorher, z.B. den, dass man so etwas VOR Weihnachten erledigen kann, anstatt sich den Tag zu versauen.
Wie bei allen handwerklichen Arbeiten rastet er auch bei dieser aus. Das klappt nicht, das ist Scheiße, usw. Am Ende ist mal wieder jeder Schuld, nur er nicht, er macht alles richtig. Und wundert sich tatsächlich darüber, dass sein Gegenüber auch wütend wird und sagt, dass es jetzt mal reicht mit diesem Rumgebrülle. Nein, nicht wegen der Nachbarn, nicht nur, auch einfach weil man nicht rumbrüllen muss wegen jeder Kleinigkeit.
Er kann aber gar nicht genug davon kriegen. Vorwürfe. Vielleicht ist er einfach nur dumm. Vielleicht ist er auch einfach nur wütend, auf die Welt, weil er es in einem Jahr nicht einmal geschafft hat, sich einen Minijob zu besorgen. Vielleicht ist er aber auch einfach nur lebensmüde. Kein Bock mehr auf irgendetwas.

Das Gegenüber wünscht sich, er würde sterben. Niemand würde ihn vermissen. Das ist leider wahr. Er hat es geschafft, in seinem ganzen bisherigen Leben jeden Menschen von sich zu stoßen mit seiner Wut. Seine Lieblingsbeschäftigung ist die, sich auszumalen, wen er auf welche Weise umbringen könnte. In solchen Momenten fühlt er sich groß und stark, erhaben über der restlichen Welt und auch tatsächlich stolz. Stolz darauf, dass er anderen Menschen Angst macht.

"Die XY hat doch noch Schiss, dass ich ihr etwas antue. Da muss ich warten, bis sie es vergessen hat und dann bringe ich sie um."

Es ist wohl besser, wenn er sterben würde. Nicht unbedingt für ihn selbst, aber für die, denen er etwas antun will.

Es gibt viele Menschen, die sagen, dass - hätten sie die Chance gehabt, sie gerne Adolf Hitler getötet hätten.