Wir. (Part 1)
Osterferien 2005. Ich war 15, klein, naiv und hatte keine Ahnung was es heißt, richtig verliebt zu sein. Der Frühling hat angefangen, und ich bin langsam aus dem Winterschlaf erwacht. Ich habe abends das getan was ich in der Zeit häufiger getan habe – ich war in diversen Chatrooms. Jeden Abend mit neuen Leuten reden, in der virtuellen Welt ist nichts für die Ewigkeit gemacht. Irgendwann chattete mich wiedermal jemand an. „Hey, bist du auch straight-edge?“
„Wie mans nimmt.“
„Was heißt das denn?“
„Na ja, bin nicht vegan oder so.“
...
Und so nahm es seinen Lauf. Nichts Besonderes. Nur simple Plauderei. Aber diese Plauderei setzte sich über die gesamten Osterferien fort! Manchmal bis 4 Uhr morgens, bis wir beide todmüde waren... Nach ein paar Wochen haben wir telefoniert. Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind. War ja auch das erste Mal dass ich mit jemandem den ich nur vom Internet her kenne telefoniere. Seine Stimme war tief und irgendwie beruhigend, und er hatte ein nettes Lachen. Ja, wir könnten Freunde werden! Da sind 120 km Entfernung egal. Aber mit der Zeit wurden wir immer vertrauter. Er erzählte mir von seinen Ex-Freundinnen. Und da regte sich schon irgendwas seltsames in mir... er erzählte mir dass er sich alleine fühlt. Genau wie ich. Und es wurde immer konkreter, immer vertrauter. „Würdest du mich küssen?“ „Du bist der einzige Mensch der mir weh tun könnte.“... Alles was er sagte machte mich nervös und glücklich. Wie kindisch! Ich habe ihn doch nur auf Fotos gesehen, ich weiß nicht wie er sich verhält wenn wir uns gegenüberstehen... und wir standen uns gegenüber. Am 04.06.05. Er kam mit der Bahn. Ich glaube, ich war noch nie so nervös in meinem Leben. Und als ich ihn sah... wuschelige, dunkelblonde Haare. Ein grüner Pullover, schwarzer Rucksack. Eine Umarmung... Es war wie in einer anderen Welt! Dann waren wir in meinem Lieblingscafé in der Stadt... geplaudert... Ich konnte ihm kaum in die Augen sehen weil ich so nervös war. So ein süßer Kerl... nur wegen mir hier! Hoffentlich enttäusche ich ihn nicht... Hoffentlich ist das nicht unser letztes Treffen. Dann mit dem Bus zu mir nach Hause. Es gab irgendwie nichts zu tun, also setzten wir uns vor den Fernsehen und gucken Shrek 2 auf DVD. Machen uns beide auf dem Sofa breit. Ich hätte ihn gerne umarmt... aber will er das auch? Aber er schien es zu merken... also kuschelte er sich an mich. 200 heartbeats/min. Du so kuschelten wir weiter. Es wurde Abend. Ich bekam Bussis auf die Wange gehaucht. Wunderschön! Ich lasse ihn nie mehr gehen!! Und irgendwann... ein tiefer Blick in die Augen des Anderen. Und es passierte. Er küsste mich. Ich dachte ich explodiere!! Einfach nur wow! Aber dann mussten wir und verabschieden... stehen unter weißem Halogenlicht am Gleis, sein zug war schon da. Nein... das ist falsch. Er darf nicht weg! Aber er muss... Abschied. Ihn umarmen, ihn küssen. „Wann sehen wir uns wieder?“, fragt er. „Zu Wellenklang?“ „Ja.“ Und er war weg... Aber als der Sommer am schönsten war, haben wir uns doch noch vor dem Wellenklang-Festival gesehen. Am 25.06.05. In Dortmund. Meine Eltern wollten shoppen gehen, und ich habe ihn getroffen. Erst war ich wieder unsicher. Darf ich ihn küssen? Ihn umarmen? Aber er küsste mich und ich war einfach nur happy. Wir ließen den ganzen Tag nicht voneinander ab. Und es war noch schwerer als beim ersten Mal, ihn gehen zu lassen... [Fortsetzung folgt...]

L x S