Warum versus die Prophezeihung?
"Ihr versteht mich nicht! (...) Mein Leben ist mir vorbestimmt worden - vorbestimmt von etwas - von jemandem, der meine Handlungen sah, noch ehe ich selbst auch nur einen Grund für sie erkennen kann. (...) Man zwingt mich auf einen Weg, den ich nicht erkennen kann, den ich nicht selbst bestimmen kann - man gibt mir einen Namen, den ich nicht haben will - ich habe ein Recht der Wahl!"

Morgon. Sternenträger.

Das Motiv der Prophezeihung oder Bestimmung ist nicht nur im Fantasy-Genre beliebt. Wer hinschaut, erkennt das Muster in vielen Geschichten unsrer Kultur, es wird geschätzt, geliebt. Irgendein normaler Mensch, vorzugsweise Bauernjunge, manchmal auch Cheerleader, findet heraus - vorzugsweise durch einen alten wissenden Mann - , daß er/ sie bestimmt ist, eine große Aufgabe zu erüllen. Unter zumindest einem Beitrag zur Rettung der Welt, die von mindestens einem Oberschurken bedroht ist, geht nichts.
Sehr faszinierend. Lädt wohl zur Identifikation ein, weil der "Erwählte" ja aus unsrer Mitte zu kommen scheint. Die Leserin und der Zuschauer wären gern an seiner Stelle.

Die Erwählten selbst aber hadern meistens mit ihrem Schicksal. Sie stellen sich vor, wie es wäre, ein ganz normaler Mensch zu sein (siehe bekanntes Bsp. Spiderman; der Superheld ist ja auch so ein Erwählter).

Am Ende machen sie natürlich alle doch mit, die Welt ist ja auf sie angewiesen, sie leiden tragisch, fügen sich jedoch in ihr Schicksal (noch so ein Wort).

Die Geschichte derer, die nach einem langen Lernprozeß die bestimmte Notwendigkeit ihrer Aufgabe erkennen, wurde und wird oft genug erzählt, ich verfolge sie gern.
Mich interessieren aber andere Aspekte.

- was, wenn Entscheidungsfreiheit in diesen Welten funktionieren würde?
- was bringt die HeldInnen dazu, ihren Job zu erfüllen? Könnten sie anders entscheiden? Was dann?
- wie fühlt sich ein Leben ohne Schicksal an, wie unseres zum Beispiel?

nur einige Möglichkeiten.
Mein Projekt hat keine vorgegebene Struktur. Ich versuche, verschiedene Aspekte der Geschichte um die erwählte Person auszuloten, auf verschiedene Arten. Ich weiß nicht, auf was ich hinaus will, meiner Dichtung liegt kein fertiges theoretisches Konzept zugrunde.

Nur eine Anschauung. Die heißt: Freiheit.
Ich will nicht all diese HeldInnen befreien, das liegt nicht in meiner Macht, sie leben in ihren Kontexten. Ich will aber auch nicht die Muster dieser Fantasiekontexte in unsere Welt kopieren und für uns von Schicksal sprechen.
Mich interessiert stets die Alternative.
Wie sich das ohne Plan auswirkt, wird zu erfahren sein.

Besucht die FIction Area. ;)

...und das nächste Mal: zu Liadon und der Märtyrer-Geschichte