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Tagebuch Loewin
2006-05-30 21:45
neuer Titel
Que quieres en la vida?

Denn darum geht es doch. Und außerdem ist es ein Zitat, das auch noch eine Antwort hat, und genau die könnte ich ebenfalls geben.
Die theoretische Antwort auf die Frage entspricht mir. Sie kann mit dem Verweis auf Prinzipielles beantwortet werden. Da gibt es doch diese vielen Losungen, die man schön unterschreiben kann („Was ist dein Lebensmotto?“), und die netten philosophischen Erkenntnisse jahrelangen Denkens. Ein paar einfache Sätze, die nicht aufgegeben werden, egal was. To die for.

Ich bin aber an einem Punkt angekommen, der danach steht.
Prinzipien haben ist einfach. Es ist leicht und spaßig, darüber zu reden. Sogar darüber zu reden, daß man etwas tun müßte, kostet eher wenig Anstrengung.
Revolution: Chiffre für das simple Sich-Anschließen an eine Bewegung, die dagegen geht, und zwar mit voller Wucht und mit dem Ziel, etwas ganz Neues und Besseres aufzubauen, anstatt dessen, was vorher war und nicht funktioniert hat. Zum Beispiel schrecklich ungerecht war und allen schönen Grundsätzen widersprach. Und dann gibt es da noch die Revolutionsästhetik (und ein Buch etwa darüber, das ich mal lesen sollte…). Ah, Rot und Sterne, Bilder von weiten Straßen, Demonstrationen, Protestbanner. Erhitzte Diskussionen bei Rotwein mit Zigaretten.
Ich gestehe, daß ich das immer haben wollte, aus verschiedenen lauteren und weniger lauteren Gründen. Eine Menge Gründe hatten mit Musik zu tun, mit Gesellschaft Gleichgesinnter.

Außerdem aber war Vieles nicht in Ordnung.

Revolution.
Wie verlockend einfach, nichts suchen zu müssen, sondern gefunden zu haben. Kein lähmendes Reden ohne tatkräftige Schlußfolgerungen. Wissen, wohin es gehen soll und Kämpfen zu können.
Weil ich ja eine Kriegerin bin (?), ist das besonders erfüllend. Wäre, natürlich.

Wo ich die Revolution suchen soll, weiß ich nicht. Es gibt viele kleine und darunter höchstens versteckt eine, mit der ich einig bin.
Keine hat Chancen auf Erfolg.

Anders. Ich habe auf Erfolg keine Chance, weil ich keine Chance auf Kämpfen habe weil ich der Chance aus dem Weg gehe weil sie komplizierter ist und erschreckender, fordernder, anstrengender, risikoreicher und alltäglicher als das Bild der Revolte.
Und es hilft nicht, imaginäre Aufstände heraufzubeschwören, am besten im Wohnzimmer mit dem Terminkalender.

Ich gehe Mut üben, aber das ist nicht mein Schlußsatz, sondern ich finde es besser, eine Wunde einmal offen bluten zu lassen. Ich bin im Wunden schließen zu gut. Ein bunter Gips mit der Zeichnung eines heilen Armes darüber ist kein Arm.
Dinge so zu machen, wie sie sein sollen, kostet. Weniger sicher, als sich keine Mühe zu geben.
Ich reiße an der Kruste auf meinen Augen, ziehe den Mantel aus und lasse endlich wieder etwas an meine Haut.

Danke, Ranor.

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Kommentare


unbekannt
09:42 31.05.2006
stoff zum nachdenken. danke für diesen text.

hey, ich bin bei Dir. morgen schon :)


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23:39 30.05.2006
Ich fühle mich geehrt.
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23:05 30.05.2006
und ich reisse mir auf der stelle den nichtvorhandenen hut
vom kopf und verbeuge mich tief vor dir und diesem text.
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2006-05-30 21:45