Willkommen auf Tagtt!
Friday, 29. March 2024
Tagebücher » Loewin » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch Loewin
2006-01-06 16:30
leipzig essay teil 2


seltsam ist, daß trotzdem alles in gewohnten bahnen laufen kann. wir gewöhnen uns an die löcher und stahlgiraffen an allen ecken und enden; irgendwann haben die leute aufgehört, neugierig über die bretterwand neben der karstadt-baustelle zu luken – vermutlich, als die archäologischen rettungsgrabungen beendet waren – und es meckert auch eigentlich kaum mehr jemand über die umgekrempelte stadt.
was eigentlich der faktor war, über den ich reden wollte, ist auch der, der die le-bewohnerInnen noch beschäftigt: wann ist das alles fertig? wird es jemals fertig sein, oder werden wir ewig unsere wege an abhängen entlang suchen und in die gegenden laufen, in die keine straßenbahn mehr fährt? wir würden es verkraften. es würde uns irgendwann nicht mehr seltsam vorkommen. alles, was wirklich lästig bliebe, wäre der krach. mm. und die umwege. die kräne. also. die baustellen überhaupt. früher war alles besser und ruhiger und ebenmäßiger.



dies ist das jahr, in dem alles seine vollendung finden soll. ziel: eindruck auf die fremden, die in massen in das ebenfalls neu renovierte fußballstadion strömen werden (wo es kein vegetarisches essen gibt, aber das ist ein anderes thema).
wer ist dann unsere stadt? welchen charakter hat sie dann?
all diese umstürze sind le’s markenzeichen geworden, auf verschiedenste art und mit verschiedensten interpretationen des begriffs.
sie bedeuten, daß die stadt noch immer in bewegung ist. dabei spielt es keine rolle, ob die bewegung nach oben führt; was oben ist, bleibt in jedem der relevanten fälle ein streitpunkt. fakt ist: wir stehen nicht still und wollen nicht stillstehen. wir wollen unsere historische bedeutung für das neue jahrhundert transformieren.

durch le fließen mehrere, ich glaube es sind drei, flüsse. zu großen teilen sind ihre flußläufe zu betoniert worden, zu irgendeiner zeit. während des wilden das-unterste-zuoberst-und-umgekehrt prozesses werden flußbetten wieder freigelegt. wie es wohl sein wird, rauschendes wasser neben dröhnender straßenbahn? prestigeträchtig?
für mich, die ich am rhein aufgewachsen bin, gehört in die mitte jeder stadt ein fluß, und ich ertappe mich dabei, selbst hoffnungen in eine dieser bauaktionen zu setzen. warum eigentlich...



ja. le ist kein in sich ruhender talkessel, der die neue bewohnerin mütterlich umfängt. le umfängt nichts und niemanden. le redet nicht als stadt. teile des ganzen sind faßbar, gebiete oder straßen können als heimat erkannt oder geformt werden. nicht aber das ganze, daß keineR kennt.
le ist einfach kein ort. le ist viele orte, höhen, tiefen, rätsel, ebenen, werkzeuge, parks. le war, wuchs, schrumpfte wieder, le wird vielleicht sein aber sie ist nicht. nicht für mich jedenfalls.
le, als bestes beispiel für meine literaturtheoretischen wirrgedanken, ist text, mehr als alles andere.
text, der unendliche subtexte in sich aufnimmt, auch wieder ausspuckt, selbst zum subtext wird undsoweiter und alles durchläuft, was worten (oder tönen, bildern) je geschehen kann.
le ist transformation.
---------------------------------------------------------------

Photos

Tags

Kommentare


unbekannt
17:21 17.01.2006
@ Marcian: kopf hoch. ich wünsche dir ein baldiges ende der baulichen aktivitäten, ganz ehrlich!! :)

Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
12:36 17.01.2006
SELAM ARKADAÞIM,BEN MELEK. TÜRKÝYEDEN.HERKESE SELAMLAR !!!

Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
17:07 12.01.2006
Jepp, das war gemein.....Seufz....Telefoniert ruhig...ich sehe derweil der Abrissbirne beim Schwingen zu.......

Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
11:55 11.01.2006
für die eröffnung der nächsten baustelle unter Deinem fensterbrett???
ok, das war gemein...
einen telefontermin!!! :)


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
16:24 08.01.2006
Termin???

Hä? Für Besuch? Für den Weltuntergang?
Für die Aufkündigung der Mitgliedschaft der USA in der Nato?
Oder für den Zeitpunkt, wenn die Mikrowelle klingelt und das Essen fertig sein wird?
(Aaaahhhh, dieses wunderbare Symbol!!!!)


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
19:36 07.01.2006
der text sagt mir, dass ich euch ganz dringend mal wieder besuchen will :)

ach ja: wir haben einen termin *freu* *hüpf*


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
16:01 07.01.2006
NEEEIIIINNNN!!! Nicht noch mehr Baustellen!
Hilfe!!!!


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
15:08 07.01.2006
Gefällt mir. LE ist ziemlich gut getroffen.

Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

03:23 07.01.2006
ich mag lipsia ganz dolle!
hab dort gewohnt und gearbeitet ... und viele orgelkonzerte in der nikolai gehört, meiner lieblingskirche.
ist eine schöne stadt - und ich wünsche ihr noch viele viele baustellen und baukräne.
Good luck! :)
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

01:43 07.01.2006
@Silvanus: genau das ist es, das ich manchmal gern hätte, leute kennen und sozusagen dazugehören... aber das ist natürlich nur theorie. vermutlich hat beides seine vor-und nachteile.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

21:59 06.01.2006
Mich fasziniert diese Stadt, aber ich muss ja bis jetzt auch nicht dort leben. Außerdem kenne ich sie nur im Ausnahmezustand, voller Goten...
Vielleicht bin ich so angezogen, weil Leipzig viel dezentraler ist als Tübingen. Es gibt viel mehr Nischen. Hier ist alles konzentriert, viele Leute auf kleinem Raum, jeder vierte ist Student, man kennt sich, trifft sich, unterhält sich. Nichts ist anonym.
Vielleicht schaff ich ihn noch irgendwann, den Aufbruch in den Osten. Zu euch.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen


unbekannt
19:11 06.01.2006
Statd als Text. Text mit Text, mit Text. Ein text in vielen texten, Intepretationsmöglichkeiten noch und nöcher, Verweise und Subtexte ohne Ende.
Willkommen in L.
Willkommen auf dem Weg nach Oobliadoh?


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

17:30 06.01.2006
@ Lestat: ja, da ist schon was dran. ich habe ja auch eine ambivalente einstellung zu leipzig... das ist meine art, mich anzunähern.
es gibt städte, die ich einfach liebe, punkt. le gehört nicht dazu. deshalb ist es umso interessanter, darüber nachzudenken.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

16:59 06.01.2006
naja ich glaub, das kann man zu den meisten städten sagen, besonders im osten, wo in vielen städten viel gebaut wird (bei uns in halle is dat auch extrem) in den letzten monaten besonders der marktplatz un der riebeckplatz (sagt euch leipzigern vll was)

aber ich finde im osten brauch man in den großstädten viel länger, um schöne orte zu finden...

meine lieblingsstadt is irgendwie schwäbisch hall, da is es überall richtig schön
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

16:33 06.01.2006
joa, und genau darum liebe ich leipzig. danke schön.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

Loewin Offline

Mitglied seit: 27.08.2004
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2006-01-06 16:30