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Tagebuch Loewin
2006-06-29 20:40
identitäten. mal wieder.
jetzt bin ich wieder ganz ruhig und kreativ. das zeigt, daß wut gut ist, reinigend, und sie fühlte sich auch wirklich irgendwie gut an, bis darauf, das niemand da war, den ich hätte verprügeln können. das wär noch schöner gewesen.

nein, nichts wildes, nur ein label-problem.

es geht heute in unserem seminar um postmoderne geschlechtsidentitäten, ein thema, auf das ich natürlich lange gewartet habe. denn ich habe ja so oft das gefühl, daß viele meiner pädagogik-kollegInnen, was sowas betrifft, mit mir nicht auf einem level sind, und beschwere mich darüber. umso besser, wenn sie erfahren, was ich erfahren habe, und ich mich dann einfacher verständlich machen kann.
und die referentin ist klasse, so daß die vermittlung wirklich zu funktionieren scheint.
alles gut.
gespräch zwischen denen, die noch geblieben sind, und da geht es darum, ob denn die hetero-beziehungen wirklich so rollenverteilt sind, wie man so hört. fragt eine der beiden lesbischen dozentinnen augenzwinkernd.
ich habe die ganze stunde noch nix gesagt, sollte ich nicht? rede also von meiner heterosexuellen beziehung, recht belangloses kommentar..

und nach dem seminar bin ich kochend rausgelaufen und habe auf dem klo geweint. weil ich mich festgesetzt gefühlt habe. so wie "jetzt denken die, daß ich hetero bin".
ich kann damit nicht. ich sollte mir ein label-schild basteln, auf dem genau alles steht, was ich bin und was nicht. denn ich verkrafte es nicht, falsch eingeordnet zu werden. (?) es ist wie eine klammer, die sich um mich legt und meine bewegung hemmt. ich will überall mitreden können und nicht ständig aus irgendwelchen gruppenrausgeordnet werden, weil ich dann doch nicht so richtig reinpasse, und hier... ist es, als könnte ich jetzt nix mehr sagen über lesben und transgender, aber ich bin mindestens genauso lesbe und transgender wie ich hetero bin. nur zufällig lebe ich mit einem menschen besonders gern zusammen, und das ist ein mann. und ich mag meinen körper, und daher komme ich ganz gut damit klar, erstmal arbeitskategoriemäßig als frau eingeordnet zu sein.

schubladen sind aber nicht bei allen so löchrig wie bei mir, oder?

immer dieses verlangen, erkannt zu werden. was soll das überhaupt sein? es heißt doch nur, den anderen meine eigene selbstkonstruktion aufzudrücken, anstatt ihnen zu erlauben, ihre eigenen interpretationen zu basteln?
ja von mir aus. sie sollen wenigstens alle information haben, die ich ihnen geben kann, und verflucht, ich bin es leid, daß ein informationsfetzen immer gleich eine horde weiterer nach sich zieht.
busen->frau -> was immer für vorurteile der oder diejenige über frauen hat
lebt mit typ-> hetera
feministin-> dogmatisch
wenn nicht x, dann automatisch y. denn es gibt nämlich nur zwei optionen, gelle?
laßt mich damit bloß in ruh.
(mal abgesehen davon, daß im seminar gar keineR sowas zu mir gesagt hat, sondern das alles gerade in mir passiert... ignorieren wir das. ich kann mich trotzdem durchaus legitim über die sache aufregen).

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aber sonst. ich habe der wut mal in mich rein nachgespürt und festgestellt, daß sie sich zu diesem zeitpunkt - an der straßenbahnhaltestelle - nicht wirklich gegen jemanden richtete. auch nicht gegen mich. sie war einfach da.
interessant.

current mood: relaxed&thinking
current music: midnattsol, tarefall

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Kommentare

17:39 30.06.2006
ja, die schubladen...hast recht und sie nerven mich auch,
immer wieder, - aber wenn wir uns selbst beobachten, sind sie auch
oft da...hab mich ja in dieser denk"muster"-geschichte auch drüber ausgelassen. es geht halt wohl nicht ohne, aber wir sollten uns
bewusst sein, dass aus a) nicht unbedingt b) folgt - siehe dein beispiel
und dass vor-urteile vorläufig zu sein haben - bis man eben mehr weiss...
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unbekannt
11:46 30.06.2006
ein wirklich faszinierendes beispiel für die "sexuelle orientierung" finde ich ja immer noch das lesbische pärchen, das nach der geschlechtsumwandlung der einen eine zeitlang eine heterobeziehung hatte, bis die andere sich auch einer operation unterzogen hat, und jetzt sind sie ein schwules Paar...

(und, welche sexuelle orientierung haben Sie? - äh, ich muss erst mal nachschauen, welches geschlecht "mein liebstes" heute hat....)
(und einen vernünftigen begriff gibt es dafür auch nicht)

zu Deiner frage: das könnte ich genau so unterschreiben :)

gnä, da ist noch soviel, was mir dazu einfällt....





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unbekannt
01:28 30.06.2006
etikette(n) töten (slime)

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2006-06-29 20:40