Drabble
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(1936, Paris)

„Ich habe nicht vor, an deinem Bett zu sitzen, wenn du dich zum Sterben hinlegst“, bemerkt István und nippt an seinem Glas, teurer Rotwein aus Trauben, die nah seines Gutes angebaut werden. „Für Altersfalten hege ich ebenfalls keine besondere Leidenschaft.“

Christian runzelt die Stirn. „Ich wußte nicht, daß du grausam sein kannst, István.“

„Ich würde es eher gesunden Egoismus nennen.“

„Wie kannst du mich zwingen wollen, zu einem... zu etwas zu werden, das ich nicht sein will?“

„Ich zwinge dich nicht. Ich sage dir, daß ich keine Lust habe, einen Menschen mit mir durch die Jahrzehnte zu schleppen. Es ist mir zu anstrengend, und zu wenig unterhaltsam.“

„Und wenn ich dich nicht verlieren will, bleibt mir nichts übrig, als mich deinen Vorstellungen zu fügen. Findest du das fair?“

István steht auf, stellt das Glas auf der Kommode ab und geht Richtung Tür, im Rahmen noch einmal innehaltend. Sein Freund folgt ihm mit den Augen, geht ihm aber nicht nach.

„Mach deine Abhängigkeiten mit dir selbst aus. Dann unterhalten wir uns weiter“, sagt István. Die Beschwingtheit ist aus seiner Stimme verschwunden. Mit der ihm eigenen Eleganz tritt er nach draußen und schließt leise die Tür. Christian hört sie nicht einmal knacken.