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Tagebuch Loewin
2005-08-22 21:27
(1) netzliteratur (2) selbstkritk
... oder, wie der titel eigentlich heißen sollte:
netzliteratur; selbstzerfleischung am rande des höhenflugs

cassandra claire schreibt im ihrem blog, daß zur zeit ganz viele leute interesse an der fanfiction haben, sie interviewen und artikel schreiben.
ich müßte mich vieleicht freuen.
aber ich kriege angst, daß nichts, was ich tue, mehr neu ist, daß, wenn ich meine magistraarbeit schreibe, schon alles tolle über fanfiction erforscht ist.

ich dachte, ich hätte etwas zum modernen diskurs beizutragen, dadurch, daß ich zwischen so vielem stehe, mit einem fuß da und einem fuß da drin. ich dachte, mein zugang ist einzigartig.
wahrscheinlich ist er's. aber ich zweifle.

in der taz gab es einen artikel über das blog-phänomen, er war wenig informativ und beladen von den üblichen vorurteilen, besser gesagt, von den althergebrachten kriterien, an denen kunst gemessen wird.

wer entscheidet denn, ob ein blog-eintrag belanglos und ein anderer kunst ist? ich sage: all das hier, die mischung, ist kunst. es ist kunst, daß jedeR von uns sich ausdrückt, wie sie/ es /er es will, bunt, interaktiv. blogging ist gelebte demokratie: alle können sich äußern. die wichtigkeit der beiträge wird nicht vorsortiert. schließlich kann keine übergeordnete instanz entscheiden, warum ein bestimmter text von interesse ist oder nicht. jeder text interessiert jemandem, selbt, wenn es nur die autorin ist. wer sagt überhaupt, daß eineR für andere schreiben muß, nur weil es anderen möglich gemacht wird, das eigene zu lesen?

unsere identitäten, sichtbar gestaltet, sind kunst. lebenskunst. kommunikationskunst.

mit der fanfiction ist es ähnlich, nur, daß die bewußt von den autorinnen als literatur konzipiert wird. es gibt auf diesem gebiet viel weltveränderndes zu sagen.
so sehr ich c. c. schätze, ich glaube nicht, daß sie die fanfiction-community repräsentieren kann; das kann niemand. internet-literatur bedeutet basis-demokratie, keine repräsentative.

das heißt: die stimme eines und einer jeden ist bedeutungsvoll. wie äußern sich viele über dasselbe ur-muster? welche ur-muster unterliegen diesem noch? wie werden die muster verändert und neu geschaffen?

ob all diese fragen schon beantwortet wurden? ob sie je beantwortet werden können?
ich hege, seit ich mich erinnern kann, diese angst, keine originellen interessen zu haben, keine ganz eigenen zugänge. die angst liegt unter den rationalen beruhigungen. es kommt mir so vor, als stieße ich immer erst auf ein neues phänomen, wenn alle anderen es auch schon entdeckt haben.

auch c.c.'s selbstbezeichnung, "professional writer" beunruhigt mich. ewiger vergleich: wenn sie eine professionelle autorin ist, was zählen dann meine 42 seiten?

werde ich das auch noch sagen, wenn es 40.000 seiten sind?
was soll diese jammerei?

ich vertrete ewig die philosophie der ganz eigenen zugänge, die jedeR zu bieten hat. bei mir selbst scheitere ich doch wieder, die philosophie zu leben.
aber es wird besser, wirklich. je mehr seiten in jener wunderbaren datei entstehen, desto mehr glaube ich wieder an die realität des lernerfolgs.

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Kommentare

22:14 24.08.2005
Wees isch doch!
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20:27 24.08.2005
Doch, ich meinte nur die 42 an sich.
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unbekannt
04:00 24.08.2005
So habe ichs auch nicht gemeint. Aber eine ganz eigene Moral hast Du, und die propagierst Du auch... was ich durchaus gut und auf jeden Fall sehr charakteristisch für Dich finde (jedenfalls, die Art, wie Du das tust).

Schön, daß ich Dich zum Lächeln gebracht habe. Beruht auf Gegenseitigkeit. :)


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03:03 24.08.2005
moral? nein, das propagieren der allgemeinverbindlichen aktuellen normen und gebote bei der interaktionsmenschlichkeit ist eigentlich gar nicht mein bestreben, moral entwickelt sich ja auch ständig weiter, was heißt, dass ständig und vielfach gegen sie verstoßen wird.
aber ich danke dir für das lächeln, dass du mir mt deiner replik auf meine lippen gezaubert hast.
Good luck!
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15:19 23.08.2005
Lucky, Deine Kommentare sind immer so schön moralisch ;) Ich will sie wirklich nicht missen!
Für mich zählt das Volumen insofern, daß es mir zeigt, daß ich dranbleiben kann, daß ich irgendwann wirklich noch etwas auf die Beine stellen kann, das man dann ein Buch nennt. Und ich bin begeistert, noch immer etwas zu erzählen zu haben.
Drittens: ich selbst lese oft kurze Fictions gar nicht, weil ich Zeit brauche, mich auf einen Text einzulassen, er muß also eine gewisse Länge haben. Diese Länge hat mein Text jetzt!

@Silvanus: 44 jetzt, nachher mehr. NIcht mehr faszinierend? ;)
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11:31 23.08.2005
42.
Faszinierend.
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04:06 23.08.2005
was wichtig für dich ist, ist wichtig - für dich.
du bist der mittelpunkt deiner welt.
was ist belanglos? ist irgendetwas wirklich belanglos?
alles hat folgen, interdependenzen. auch kunst, natürlich.
42 seiten, gratulation. auch hier: der inhalt zählt, nicht das volumen.
Good luck!
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