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Tagebuch Loewin
2006-11-25 17:51
"killerspiele" etc.
dies sollte die antwort auf http://www.diary-z.de/diaryview.php?diaryid=10370&textid=312988 von moritours werden, der ein szenario entworfen hat, das dem verbot von "killerspielen" etc. folgen könnte.
die antwort ist ein bißchen lang geworden, und da ich ohnehin schon lange mal etwas zu dem thema sagen wollte, poste ich sie hier.
ist auch ohne den prätext verständlich.
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interessantes dystopisches szenario, aber so weit muß man gar nicht gehen. ich spiele zwar selbst keine shooter, kenne aber einige passionierte spieler, und mache mir (nicht nur) daher über die verbotsgeschichte so einige gedanken.
zum beispiel darüber, wann denn etwas kunst ist (und also ganz toll, auch wenn gewalttätig), und wann böse popkultur, die sowieso verboten gehört. wie etwa spiele. über die am laufenden band diskutiert wird, und zwar vor allem von menschen, die noch nie im leben ein counterstrike-spiel auch nur auf dem bildschirm verfolgt haben, sich aber einbilden, trotzdem die weisheit gepachtet zu haben. spielerInnen werden schonmal gar nicht als diskussionspartnerInnen akzeptiert, die sind ja schon korrumpiert, ne?
marquis de sade macht es sich währenddessen im offenen regal der nächsten buchhandlung breit. ist ja kunst. von den texten, die im deutschunterricht in der schule gelesen werden, und in denen es gewöhnlich als ästhetische problemlösung gilt, sich selbst zu richten, möchte ich gar nicht reden.

mein bruder ist cs(source)-spieler und organisiert lan-parties in großem stil. bei einer hat er mit der kirche zusammengearbeitet, die den raum stellte und dafür das rausgesprungene geld gespendet bekam. bei einer anderen gelegenheit überprüften er und seine freunde die einhaltung des jugendschutzgesetzes in elektronikläden, in kooperation mit dem jugendschutz selbst.
er erzählte mir, daß er manchmal vor dem einschlafen nochmal ein paar gute kills aus dem spiel durchgeht.
mein bruder ist einer der sozialsten menschen, die ich kenne. er hat schon unzählige streits geschlichtet und nie jemanden angegriffen. die lans sind für ihn außer spaß auch pädagogische arbeit, jugendarbeit, wo eine menge menschen sich treffen, sich kennenlernen, SPIELEN.
das ist ein wichtiges wort. jeder mensch braucht spiel, und unsere selbsternannten ursachenfinder in den ministerien würden das auch nicht anzweifeln, solange es um bauklötze und barbies geht (schon eher bei rollenspiel). nun, mein bruder und seine leute sind sich genau bewußt, was sie tun, wenn sie spielen - nämlich eben dies. nicht töten, nicht ermorden, nicht amokläufe planen. spielen.

mit dieser art von shooter-spielern, die wirklich leicht zu finden sind, haben stoiber, von der leyen und co. noch nie gesprochen. das paßt nicht in ihr weltbild, "killerspiele" und soziales engagement. was, wenn ich mal deren monokausales erklärungsmuster kopieren würde, indem ich sage: die spiele sind schuld, daß diese leute so hohe soziale kompetenz haben! sie müssen sich über alles, was sie tun, absprechen, teams bilden, gemeinsam ein ziel verfolgen. dann noch die lans: ganz klar, nur allein die spiele machen den geborenen pädagogen!

neenee, das behaupte ich ja nicht. die idee hat aber allermindestens so viel substanz wie die andere richtung, zu vertreten, daß die spiele schuld an amokläufen und gewalttaten seien.

ja, darauf wollte ich nicht hinaus, sondern auf die frage kunst-popkultur-verbot-... aber das thema hat so viele facetten, die alle unsere kultur, unsere pädagogik, unser rechts- und staatssystem betreffen, und hängt damit zusammen, wie sich all das entwickelt und wie wir dazu stehen. deshalb finde ich es wichtig, hier in viele richtungen zu denken. glaubt mir, das thema ist euch nicht fremd, auch wenn ihr nicht spielt. laßt euren ideenfaden mal in irgendeine richtung wandern. ihr werdet auf dinge stoßen, die so paradox und spannend sind, wie meine idee da oben.

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Kommentare

12:40 01.01.2007
frohes neues jahr, loewin! mein guter vorsatz fürs nächste jahr: endlich wieder bei euren texten am ball zu bleiben....
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03:17 31.12.2006
und ganz speziell nach leipzig
http://www.planet-smilies.de/alphabet/g.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/o.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/o.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/d.gif http://www.planet-smilies.de/alphabet/l.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/u.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/c.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/k.gif für http://www.planet-smilies.de/alphabet/gif_2.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/gif_0.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/gif_0.gifhttp://www.planet-smilies.de/alphabet/gif_7.gif http://www.planet-smilies.de/alphabet/gif_18.gif
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unbekannt
18:01 05.12.2006
Jetzt gibts die Blaupause zum Verbot: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,452419,00.html

Und wer springt vor, natürlich Beckstein.


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21:30 01.12.2006
verbieten? kleinkaliberschießvereine? jäger? schlachthöfe? vampirfilme? kriegsfilme? krieg? supernannyfeatures über häusliche gewalt? häusliche gewalt? fesselspiele? leder? macht? prüfungen? noten? etc. etc.
letztendlich sind die armen jungs ja auch nur testosterongetrieben.
der mensch ist schon ein ganz ein komplizierter. ich weiß auch keine lösung.
Good luck! :)
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unbekannt
15:26 01.12.2006
Effektiver und Interessanter als die Frage, die gerade in der Öffentlichkeit gestellt wird (Verbot von Killerspielen, was sind Killerspiele etc.).

In Rollenspielen, in Träumen (Reisen) und in der Musik habe ich mich auch mit "Personen des Tötens" identifizieren können, auch in Filmen und Büchern (wenn auch hier einseitig und nicht interaktiv) - jedoch immer verbunden mit einer Reflektion dessen.
Bei Counterstrike ist dieser Raum für Reflektionen jedoch nicht gegeben (und soll er auch nicht) und ich kann ihn mir dort im Spiel auch nicht erschaffen. Ein Rollenspiel oder Traum und auch die Musik ist jedoch vielschichtiger in seinen Ebenen und Räumen und bietet mir so die Möglichkeit verschiedene Perspektiven einzunehmen, z.B. die Perspektive des Handelns (des Tötens) und dann die Perspektive des Nachdenkens, Fühlens, Redens. Und diese Perspektiven finden in verschiedenen Szenerien statt, Subdimensionen - denn wenn ich während einer Schlacht oder eines Duells darüber nachdenke, habe ich verloren. Ich hoffe ich düse gerade nicht zu abstrakt...
So eine Vielschichtigkeit hat ein Ego-Shooter wie Counterstrike nicht, vielleicht in Ansätzen ein Story- Basierender Ego-Shooter. Aber die Spielentwicklung ist noch in den Anfängen, was ihre visuelle Kraft, Ausdrucksmöglichkeit im Bild und vor allem Vielschichtigkeit von Ebenen, Dimensionen und Räumen angeht. Wer denkt, wir kommen an die Grenzen des Video- Spiels weil wir jetzt mit DualCore und TerraByte die Natur fast identisch nachahmen können, der irrt. WIr sind gerade am Anfang.
Ach ja, und einen Menschen habe ich nie getötet.


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02:51 01.12.2006
effektiver und interessanter als was?
ansonsten stimme ich dir zu. es wäre interessant, aber auch schwierig, zu untersuchen auf welchen verschiedenen ebenen die spiele zur spielerin durchdringen können (schleusen ist ein gutes wort). für die menschen, von denen ich oben geredet habe, die das verbieten erwägen, ist diese frage leider irrelevant, weil sie in eine andere richtung geht und durchaus dabei herauskommen könnte, daß bücher lesen dieselbe erfahrung auslösen kann wie spielen. (etc.)

ich habe mich übrigens schon mit der "person des tötens" identifiziert, nicht in video- oder computerspielen, aber in rollenspielen, theater, musik. die form, in der ich das mitnehme, ist vielleicht die begegnung mit zerstörerischen kräften, die in mir vorhanden sind, und die ich überhaupt nicht verleugnen will. umgebracht hab ich noch keinen (menschen).
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unbekannt
16:10 30.11.2006
Wie wäre es, wenn man folgenden Faden weiterspinnt:
Ein Spiel, dass ist das Betreten einer Ebene, eines Raumes bzw. einer Dimension und zwar durch die Identifikation mit der Spielfigur und dem Raum. Je höher der Grad an Identität zwischen Ich und Spielfigur ist, desto intensiver ist die Spielerfahrung, die wieder nach dem Spiel auf die "normale" Ebene zurückgebracht wird.
Ich kenne "Killerspiele", würde mich jedoch nie mit der Person des Tötens identifizieren können - es wäre zu lächerlich. Jedoch kann ich es mir vorstellen, taktische Erfolge und Teamgeist wie bei Counterstrike wieder mitzunehmen. Dort wäre ein "Andockpunkt" gegeben.
Es ist also nicht die Frage was für ein Spiel das ist, sondern vielmehr wo die Schleusen im Spiel zur Person sind - die halte ich für entscheidend. Diese Schleusen sich anzuschauen halte ich für effektiver und inhaltlich interessanter.


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00:48 30.11.2006
@ Ikaros: Na, die Rollenspiele müssen natürlich auch verboten werden! Die sind erstens Weltflucht und zweitens wendet man da Gewalt an.
Theater ist dagegen erlaubt. Das ist ja Kunst.
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unbekannt
19:00 29.11.2006
Mal so einen Fragefaden in den Salat geworfen:
Worin besteht der Unterschied zwischen Computerspielen, wie "Killerspielen" und Theaterspielen, wie auch Rollenspielen?


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unbekannt
12:19 29.11.2006
Ähh....ja, Unuthum. Bei Gelegenheit mußt du mir mal die Mischung aus Platt und Mittelhochdeutsch erklären. Oder einfach die Zusammenstellung dieser selbsterfundenen Kunstsprache

Derweil hier die betreffende Passage aus dem Koalitionsvertrag, Abschnitt Jugend, Unterkategorie "Aufwachsen ohne Gewalt":


"Die Koalitionspartner verabreden, den Schutz von Kindern und Jugendlichen
nachhaltig zu verbessern. Die aktuellen Regelungen sind angesichts der rasanten
Entwicklungen im Bereich der Neuen Medien noch nicht ausreichend, um den
wachsenden Gefährdungen junger Menschen auf dem Mediensektor wirksam
entgegenzutreten.

Die Neuregelungen im Jugendschutz werden schnellstmöglich – und deutlich vor
dem für März 2008 verabredeten Zeitpunkt – evaluiert, um notwendige
Konsequenzen rechtzeitig ziehen zu können. Wir wollen hierzu unverzüglich in einen
zielorientierten Dialog mit den Ländern eintreten. Folgende Eckpunkte sollen
vorrangig erörtert werden:
· Wirksamkeit des Konstrukts „Regulierte Selbstkontrolle“
· Altersgrenzen für die Freigabe von Filmen und Spielen/Alterskennzeichnung von
Computerspielen
· Verlässliche Kontroll- und Sicherheitsstandards für Videoverleihautomaten
· Verbot von „Killerspielen“

Wir werden uns auf europäischer- bzw. internationaler Ebene für die
Entwicklung/Einhaltung von Internet-Mindeststandards einsetzen."


Quelle: Koalitionsvertrag zwischen CSU, CDU und SPD; entnommen einem freien Download auf der Seite www.killerspiel-spieler.de

Euer Marcian. Bumm, Bumm!! BUUUUUMMMMM.


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17:39 26.11.2006
ven ale de menu'en sìnid, daz de lyten de zoken nik mer visen, vaz nu re'al eth, dan màkat en vebot se ouk nik soulòu'er.
ùnuser geselsàfat eth kaput. mit od on kiler-sepèlen. kapitalìsimus eth asothial.
ven ez danak gi'en, asothi'al vehàlat thu vebeten, dan muz de gesàmat vidsàfat vebot vèred.
verek nik thalos manen in àfarika, gànaz ohn kiler-sepelen? se verek an de ab-fuked kapitalìsimus, ab de sijthem. genau ve de man, de amok loufen eth.
waz sin da nok hàmalos sepèlen? eth daz nik ùnusinig?
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unbekannt
08:42 26.11.2006
Verbote führen in die "Illegalität" und diese dann in "Kriminalität"..... man sieht das bei allem, was "verboten" ist.......!
LG


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2006-11-25 17:51