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Tagebuch Letty
2004-08-30 18:22
Thermometer-Job

Immer alles so negativ sehen? Quatsch, so schlimm ist es gar nicht. Wie meine Oma sagen würde „Es kann immer noch schlimmer kommen“. Gut manchmal denkt man sich während man wieder mal so richtig knie Tief in der Scheiße sitzt, wie das denn jetzt noch möglich sein soll.
Ich verrats euch: stellt euch vor, dass sich eure Knie auf Augenhöhe befinden könnten. Nein, jetzt mal im ernst, man muss nicht alles immer so ernst und furchtbar sehen. Ich zum Beispiel hab mich neulich mal auf ner echt beschissen langweiligen Party wieder gefunden und anstatt zu sagen:„Ey, ist ja voll scheiße.“, hab ich einfach mal die Klappe gehalten und noch nen paar Bier mehr getrunken, dann ging’s ja doch eigentlich. Zumindest dachte ich das, bis ich versucht hab mich auf zwei Beinen ohne Hilfsmittel fortzubewegen.
Doch was red ich denn da? Ist doch gar kein Grund sich zu beschweren.

Also, was ich herausgefunden habe ist, dass, sollte einen wirklich was ankotzen, hilft immer der Gedanke das es immer noch jemanden gibt dem es wesentlich schlechter geht. Also wenn ihr zum Beispiel wie ich, auf ner miesen Party seit, dann stellt euch doch einfach mal vor wie es ist an nem Freitag- oder Samstagabend, alleine zu hause rumzusitzen.
Oder was mir immer ein lächeln abringt, während ich bei der Arbeit bin (ja ich arbeite manchmal sogar wirklich) und ich meinen Job einfach nur echt Kacke finde, dann denk ich einfach an diesen Kerl, den viele noch aus einem alten Witz kennen, der seine Arbeitszeit als Fieberthermometer-Tester verbringen darf.
Also wenn ich mir mit meiner Fantasie (und die ist wirklich gut ausgeprägt) vorstelle, dass mir jemand acht Stunden am Tag immer für jeweils drei Minuten, nen Thermometer in den Hintern steckt.... also da freut man sich doch schon über seinen gar nicht so üblen Job.
Wie das wohl aussieht? Der Kerl, wir nennen ihn mal Martin, kommt morgens zur Arbeit ins Thermometerwerk. Geht am Pförtner mit ernster Miene vorbei, denn er hat einen bedeutenden, wichtigen Posten und das weiß er, keine Zeit für Smalltalk mit anderen Angestellten. Er ist der wichtigste Mann der Qualitätskontrolle. Er ist die entscheidende letzte Kontrollstation zwischen Erzeuger und Verbraucher. Quasi steht nur sein Hintern zwischen unserem Hintern und dem Thermometer. Eigentlich ein beruhigendes Gefühl das wir uns nicht allein auf die Maschinenfertigung verlassen müssen sondern noch eine menschliche Instanz im Herstellungsprozess vorhanden ist.
Aber ist es wirklich nötig dass mein Thermometer schon mal jemand im Anus hatte? Da bekommt der Ausdruck„das Thermometer ist im Arsch“ eine ganz neue Bedeutung, und das schon kurz nach der Herstellung.
Aber wieder zurück zu Martin: kurz eingestempelt macht er sich auf zu seinem Arbeitsplatz, ein kleines Büro im dritten Stock des Thermometerwerks. Er hat den Luxus einer kleinen Umkleidekabine im Inneren seines Büros, so dass er nicht mit den anderen Werksarbeitern in seine Arbeitskleidung steigen muss. Kaum hat er alles ausgezogen und ist in seinen Kittel gestiegen klopft es an der Bürotür. Es ist seine Assistentin und wer jetzt bei dem Wort Assistentin an eine vollbusige Blonde Schwedin in knappem Minirock denkt, dem wird der Anblick gar nicht gefallen: Ihr Name ist Annegret sie geht auf die Sechzig zu, oder besser sie ist nur eine Armlänge davon entfernt, hat bisher in einem forensischen Institut als Pflegerin gearbeitet und wurde leider aus Kostengründen eingespart bzw. durch Zivildienstleistende ersetzt. Sie hat Arme wie andere Menschen Oberschenkel und das Gesicht eines Boxers der schon vor Jahren in den Ruhestand hätte gehen sollen. Nichts desto trotz ist sie wie geschaffen für ihren jetzigen Job. Mit kühler Stimme begrüßt sie Martin der ihren Gruß freundlich erwidert und sich auf der Liege in der Mitte des Raumes bäuchlings bequem macht.
Sie zieht ihren Mantel aus geht zu den Stapeln mit den Thermometern die heute getestet werden, nimmt auf einem Stuhl neben der Liege, in Reichweite der Thermometer und einer Tube mit einer speziellen Gleit- und Wärmeleitpaste, platz. Ein paar routinierte Griffe ein leichtes schmatzendes Geräusch, ein leichtes Stöhnen von der Liege auf grund der Kälte, der Thermometer und ein ganz normaler Arbeitstag beginnt.
Also ich führ meinen Teil werde meinen Job in Zukunft nicht mehr für ganz so schlecht halten und ich hoffe ihr da draußen auch.

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2004-08-30 18:22