Vergangenheitsanfall
Hab heute Nachmittag mein zuckersüßes Patenkind besucht. Den kleinen Luke. Er hat ganz dolle Schmerzen , weil er seine Zähnchen bekommt....armer Kleiner.
Dafür kann er sich aber schon ganz toll über den Boden rollen. Bis zum Krabbeln dauerts wohl nicht mehr lange.


Meine Oma kam dann auch noch vorbei und wir haben dann alle zusammen frischgebackenen Streuselkuchen verspeist.
Das war wieder Wasser auf den Mühlen meiner Fettpolster .
Nun...aber meine Oma hat mir etwas erzählt , was mir direkt wieder den Angstschweiß in den Nacken getrieben hat.
Ihr Mann , also mein Opa , ist schon recht früh gestorben und meine Oma hat schon seit geraumer Zeit einen Lebensgefährten.
Dieser ist allerdings hochgradig cholerisch. Er mischt sich oft in Dinge ein , die ihn einfach nichts angehen oder er regt sich über Kleinigkeiten dermaßen auf , dass man ihn fast zurückhalten muss , damit er nicht zubeißt.
Jedenfalls , ist dieser Lebensgefährte letzten Freitag im Thermalbad umgekippt. Es war ihm anscheinend furchtbar schlecht. Schließlich hat er nen ganzen Schwall Blut erbrochen. Meine Oma meinte sie sei fix und fertig gewesen.
Man hatte schließlich festgestellt , dass ihm ein großes Magengeschwür geplatzt war. Mittlerweile geht es ihm aber besser.

Nun...das alles hat mich an das wohl dunkelste Kapitel meiner Vergangenheit erinnert. Und meine Vergangenheit ist ja , da ich mit meinen 19 Jahren doch noch recht jung bin , nicht sonderlich lange her.
Es war mein erster richtiger Freund nach einigen kurzen Geschichten , die immer in Tränen geendet hatten.
In Wahrheit war er nicht besser als alle anderen. Er war eigentlich schlimmer. Er hat mich belogen , mich erpresst , mir Gewalt angetan und zu allem Elend war er kriminell , was er stets vor mir verheimlichen wollte.
Meine ganze Familie redete damals auf mich ein ich solle ihn verlassen....all dieses Gerede hat allerdings nichts weiter als meinen Trotz geweckt. Ich habe mich damals übergangen gefühlt und ich glaubte , dass alle Welt sich gegen mich verschworen hatte. Ich hatte meine eigene , peinliche , makabere Version von Romeo und Julia gelebt , die durch Liebe vereint gegen alle Welt stehen. Im Nachhinein mit dem feinen Unterschied , dass von Liebe wohl kaum die Rede sein konnte.
Nun , dieses A********* von einem Kerl , hatte ebenfalls Magengeschwüre , meines Wissens auch offene. Jedoch war es wohl nicht so schlimm , dass er damit nicht hätte leben können oder so. Er hat diese Krankheit dazu benutzt mich unter Druck zu setzen. Wenn er irgendetwas von mir wollte und hatte mal keine Lust mich gewaltsam unter Druck zu setzen , würgte er einfach ein bisschen Blut hoch. Das fiel im ganz leicht und tat ihm auch nicht weh. Das hört sich nach außen hin wohl unmenschlich an , aber es war wirklich Taktik von ihm.
Dieses Schmierentheater hat er vor allem in der Öffentlichkeit abgezogen , nachdem ich ihm das alles schon längst nicht mehr abkaufte. Immerhin wollte ich nicht als Unmensch angesehen werden , wenn mein toller Exfreund wieder mal seine Show abzog.

Ich habe mich nun schon längst von ihm getrennt und bin unendlich glücklich von ihm weg zu sein.
Die Geschichte , die meine Oma heute erzählt hat , hat mich wieder an jene schreckliche Monate zurückdenken lassen. Ich frage mich , ob er , mein Ex , auch einmal für alles Schlimme bezahlen muss , was er anderen angetan hat. Vielleicht kommt es noch schlimmer , wie beim Lebensgefährten meiner Oma.
Ich wünsche ihm nichts Böses. Ich denke , das Leben das er führt wird Strafe genug sein. Aber seine Magengeschwüre werden an ihm nagen und ihn aufzehren , so wie er es mit anderen Menschen getan hat und wahrscheinlich noch immer tut.

Manchmal finde ich es ganz schön gruselig , wie das Schicksal doch noch jeden ereilt. Manchmal ernten wir wohl wirklich , was wir sähen.