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Tagebuch Kleine-Lilie
2007-05-27 01:46
Perspektivenwechsel
Eigentlich bin ich ja hundemüde...aber je später es wird , desto wacher scheine ich zu werden...ist verrückt im Moment.
Naja...Liz versorgt mich gerade mit Liedgut und Phil...naja...Phil redet mal wieder mit mir.
Ich glaube ich bin die einzige , mit der er sich traut "richtig" zu reden.
Naja...wie man es nehmen will...eigentlich korrespondieren wir über Metaphern.
Aber es geht immer über Beziehungen.
Ich weiß , dass er sich ganz verzweifelt nach einer sehnt. Meines Wissens hatte er noch nie eine Freundin und das zieht ihn absolut runter.
Er hat richtig Minderwertigkeitskomplexe. Gerade hat er sich selbst als "doof" und "bäh" bezeichnet.
Ich versuche ihn immer aufzubauen. Er ist nämlich gar nicht doof und bäh.
Er ist nur unglücklich. Und trotzdem zu schüchtern etwas daran zu ändern. Sein eigenes persönliches Dilemma.

Und es ist so seltsam.

Ich erinnere mich zurück an meine persönlich dunkelste Zeit.
Ich war gerade zwölf Jahre alt , als es anfing.
Ich weiß bis heute nicht wieso.
Mit einem Mal wandten sich meine Freunde von mir ab. Man gab mir gemeine Spitznamen. Man nannte mich sogar "fett".
Ich war es wirklich nicht. Heute weiß ich das.
Aber damals begann ich mich so zu sehen , wie die anderen es mir vorgaben.
Ich hatte mich immer gemocht und war zufrieden mit mir gewesen.
Ich hatte immer viele Freunde um mich herum. Man mochte mich. Ich war ein glückliches und beliebtes Mädchen gewesen. Bis sich die Welt mit einem Mal um 180 Grad drehte.
Mit einem Mal -aus dem Blauen heraus - nannte man mich "fett" und "hässlich".
Mein Spiegelbild veränderte sich vor meinen Augen.
An Stelle des glücklichen und beliebten Mädchens , sah mir ein Monster aus dem Spiegel entgegen.
Und ich begann die anderen zu verstehen. Ich gab ihnen recht.
Ich war nicht so wie andere.
Ich war fett und ich war hässlich.

Und ich versteckte mich.
Ich versteckte mich in mir selbst.
Das strahlende kleine Mädchen erstarrte zur Salzsäule. Mein Gesicht war nur noch eine hässliche Maske , die ich zu Boden gerichtet hielt , damit niemand mich erkannte. Damit niemand mehr schlimme Dinge über mich sagte.
Mein Zimmer wurde meine Höhle. Dort war ich sicher. Dort sagte niemand solche Dinge über mich.

Es war eine dunkle Zeit für mich.
Viele Fehler , die ich im Nachhinein begangen habe , haben ihren Ursprung in der Art und Weise wie ich damals zu denken gelernt habe.
Und es hat lange Zeit gebraucht...und braucht auch jetzt noch lange Zeit....bis ich mich wieder lieben kann.

Phil....war damals einer von ihnen gewesen.
Einer von meinen Freunden , die nicht mehr zu mir halten wollten.Aus Angst sie könnten Opfer des Spotts werden vielleicht.
Und irgendwann machten sie alle mit. Auch Phil.
Sie haben mich verspottet und mir eingeredet ich wäre nicht so gut wie andere.

Irgendwann...nach einer Zeit....einer unendlich langen Zeit....hörten sie damit auf. Von einem Tag auf den anderen.

In mir drin hörte es aber nicht auf. Es hört heute manchmal noch nicht auf.

Es hat sich niemals jemand bei mir entschuldigt. Niemals.
Sie haben es vergessen. Oder wollen es nicht mehr wissen.

Doch ich.....werde nie vergessen können.

Verzeihen .... verzeihen schon. Sie sind meine Freunde.

Zumindest mit Phil bin ich noch befreundet. Er hat es auch vergessen.

Nun ist er in einer ähnlichen Lage wie ich damals.
Ich weiß nicht was ihm widerfahren ist , dass er sich nicht mehr mag.
Damals schien er sich sehr zu mögen.

Heute ist es jedoch umgekehrt. Ich weiß nicht ob jemand zu ihm grausam gewesen ist. Vielleicht das Leben selbst...vielleicht eine schlechte Erfahrung....eine falsche Entscheidung.
Doch es geht ihm nicht gut.

Und - egal was damals war - ich mag es nicht mit ansehen , wie er sich selbst erniedrigt.
Niemand sollte so etwas tun.

Damals hätte ich mir gewünscht , dass jemand da gewesen wäre , der mich wieder aufgebaut hätte....aber naja.
Es ist vorbei gegangen.

Ich möchte nie wieder so etwas erleben müssen. Und ich möchte nicht dabei stehen , wenn ein anderer diese Hölle durchmacht.
Ich möchte nie so jemand sein , der zusieht.

Vergangenheit hin oder her.

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leben 

Kommentare

10:14 28.05.2007
Ich kenne das Gefühl sehr gut. Allerdings war ich (abgesehen vom Kindergarten) schon immer die Aussenseiterin und wurde hässlich/fett etc. genannt. In so einem Alter lässt man sich halt sehr von anderen beeinflussen, besonders wenn das über Jahre hinweg so geht und man sich nicht wirklich wehrt. Ich find's gut, wenn du deinem Freund da beistehen willst. Aber wenn er da richtig drin ist, weiß ich nicht, ob du das wirklich ändern kannst. Oftmals ändert sich diese Einstellung erst dadurch einigermaßen, wenn man wirklich eine Beziehung führt. Oder sonst irgendwas geschieht, was das Selbstbewusstsein aufbaut. Aber trotzallem ist es gut, wenn du ihm beistehst.
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