Mein schwarzer Tag
Ich hätte ja nicht unbedingt gedacht , dass es noch schlimmer werden kann als gestern. Aber heute...war echt ein ganz schwarzer Tag für mich.

Ich kam heute morgen ins Büro , legte meine Sachen ab und grüßte die paar Menschen , denen ich begegnete. Dann stiefelte ich in Claudios Büro um mal zu schauen ob er schon Arbeit für mich hätte. Er erwiderte meinen Gruß nur brummelig und achtete mich dann keines Blickes mehr. Steffen saß jetzt am Pc neben ihm , weil der Chef ja wieder zurück war und daher kein Platz mehr an dessen Pc. Ich kam mir vor wie der Idiot vom Dienst wie ich da so hinter Claudio stand. Irgendwann rang ich mich durch ihn zu fragen ob denn schon irgendwas da wäre...da meinte Claudio aber nur "nö nö" und ließ mich wieder stehen. Irgendwas machte er da am Pc ich hab gar nicht genau hingesehen als Claudio sich auf einmal zu mir umdrehte sein Gesicht verzog und meinte "Hör mal...mit den Emails....ich hab das nicht gern wenn jemand die mitliest. Könntest du da bitte woanders hinsehen?"
Damit ließ er mich dann wieder stehen und ich fühlte so eine Mischung aus Verzweiflung und Wut in mir aufsteigen.

Nach ein paar Augenblicken entschloss ich mich zu gehen und ich setzte mich alleine in Johannes' Büro. Alleine kann ich nicht mal in das Firmenprogramm rein , da ich jemandes Kennwort brauche...
Claudio kam immer mal wieder rein um sich irgendetwas Ausgedrucktes abzuholen , redete mich jedoch nie richtig an und so langsam stiegen mir echt die Tränen in die Augen. Just in dem Moment kam der Chef ins Büro und fragte mich ob alles klar wäre. Da Claudio grad im Büro war , konnte ich ja schlecht nein sagen. Dann verschwanden beide und ich blieb mir wieder selbst überlassen.
Mittlerweile fühlte ich mich wie ein Vulkan , der jeden Moment ausbricht. So flüchtete ich mich so schnell ich konnte auf die Damentoilette. Dort in einer der Kabinen , konnte ich die Tränen schließlich nicht mehr zurückhalten...Mindestens zehn Minuten war ich dort drinnen gesessen und hab einfach geweint. Ich fühlte mich so alleine...so machtlos und im Stich gelassen....

"Du musst doch nur irgendwie die nächsten Wochen überleben...du musst sie nur irgendwie hinter dich kriegen " , sagte ich zu meinem Spiegelbild als ich mir die Tränen wegwischte. Aber trotzdem. Ich kann nicht gut damit umgehen , wenn ich zu spüren bekomme , dass man mich nicht mag oder , dass ich jemanden nerve.

Wieder im Büro hab ich dann angefangen willkürlich Listen durchzugehen. Das hat natürlich rein gar keinen Sinn gemacht. Als Claudio das gesehen hat , hat er mir die Liste auch direkt wieder weggenommen und mir stattdessen drei Nummern von Rohren in die Hand gedrückt , die er nicht finden konnte. Da bin ich also überall im Lager rumgerannt und hab diese Dinger , die schon überfällig waren, gesucht.

Und - dem Himmel sei Dank - ich habe sie gefunden.
"Super , Kleine Lilie...das is ja Weltklasse...echt ...suuuper" brach Claudios Freudengeschrei wieder aus.
Es war mein Glück , dass ich diese Dinger gefunden habe...sonst hätte er mich sicher den ganzen Tag ignoriert. Ab diesem Zeitpunkt ging es wieder ein kleines bisschen besser.
Dennoch bleibe ich mir größtenteils selbst überlassen. Ich habe den Eindruck , dass ich für Claudio nur ein unnötiger Klotz am Bein bin und ihm gehörig auf den Keks gehe.

Im Augenblick ist jeder Morgen für mich ein Graus...dabei bemühe ich mich doch wirklich sehr. Die können doch nicht verlangen , dass ich das ganze Firmenprogramm schon in- und auswendig kann...
Das ist so gemein...warum müssen die so sein? Warum? Können die nicht einfach freundlich sein?