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Tagebuch Julie
2003-10-12 20:00
Die Tagung.
Hallo,
also, die Tagung war super, das war wohl echt was, wo ich... ich kann es eigentlich kaum beschreiben, aber ich musste das erste mal seit längerem wieder arbeiten, um Anerkennung, um Freunde zu kriegen! Es hat mir wahnsinnig viel gegeben, und ich denk ich hab viel gelernt.. nicht nur in Sachen SZ-Arbeit...
Aber jetzt mal eben von vorne: Also, ich bin ja früher von Chemie gegangen, und war echt hammer-frustriert! Ich weiss nicht genau warum, aber ich fand mein Leben echt nur noch scheiße! Es gab daran auch nichts zu ändern. Ich hatte das Gefühl, dass wenn es so weitergeht, dass ich dann einfach aufhöre! Nicht im Sinne von mich umbringen, obwohl ich daran auch dachte, sondern einfach von umkippen, neu anfangen. Sowas! Ich hab die letzten Minuten in Chemie, was ja sonst eigentlich eines meiner absoluten Lieblingsfächer ist echt gedacht, dass ich umkipp. So ging das dann auch weiter, ich kam mir so blöd und so beobachtet vor, auf diesem fuckin Weg zum Bahnhof. Vor allem mit meinem randvoll gepacktem Eastpack, und meiner Schultasche. Irgendwie bin ich dann doch zum Bahnhof gekommen, und ich habe es sogar relativ schnell geschafft die anderen Leute zu finden, die anscheinend auch zur Schülerzeitungstagung nach Babenhausen wollten. Letztendlich hatte ich das große Glück im Bus alleine zu sitzen, worüber ich dann auch wirklich froh war! Ich hab eigentlich nur Musik gehört und hab gelesen, und mich teilweise umgesehen, was es noch so für Menschen in diesem Bus gab, von denen ich keinen einzigen kannte! Irgendwann waren wir dann in unserem Heim angekommen, und ich musste mich wohl oder übel mit jemanem anfreunden, damit ich in ein Zimmer komme! Ich habe also erst mal den Typen mit den buntesten Haaren (Rot, grün, Blau --> Punk) angesprochen, und der war auch echt in Ordnung! Als ich dann auch noch n Mädel auftrieb, dass mit mir in ein Zimmer ging, weil es wie alle hier niemanden kannte, begann der Tag besser zu werden! Ich freundete mich auf meine übertrieben extrovertierte Art mit noch 2 weiteren Typen an, die mit dem Punk im Zimmer waren! Eine halbe Stunde später fand ich mich dann prompt mit 3 weiteren neuen Freunden und Freundinnen im Versammlungssaal wieder, wo wir erst mal 3 Stunden nur redeten! Es ging um allgemeine und rechtliche Dinge zur Schülerzeitungsarbeit, um Sachen wie Zensur und den Journalisten-Codex. Später besprachen wir noch das Thema unserer dies-jährigen Tagungszeitung. Unsere Recherchen sollten um das BKH Kaufbeuren, also um die Psychatrie gehen. Ich war sehr interessiert, und konnte mich somit auch gut an dem Brainstorming beteiligen. Es kam wirklich viel zusammen, vom Interview mit einem Betroffenem, über die Forensikabteilung, bishin zur Zeit des BKH im Dritten Reich, wo es viele Eutanasie-Tote gab. Ich hatte mich freiwillig für das Interview mit einem Patienten gemeldet, und kam so mit 2 mir bis dahin ganz fremden Mädchen in eine Arbeitsgruppe. Ich fand es wahnsinnig gut, dass niemand darauf achtete mit seinen Zimmerkameraden oder neuen Bekanntschaften zusammen in einer Gruppe zu sein, sondern dass sich jeder auf das konzentriert, was ihn am meisten ansprach! So hab ich also mit den beiden Mädels noch bis um halb elf gearbeitet und bin später noch in den Party-keller gegangen und hab mich bis um Eins noch mit älteren Schülerzeitungs(chef)redakteuren unterhalten! Es hat mich gewundert, aber es war vollkommen egal, von wo jemand kommt, oder wie alt wer ist. Die Diskussionen waren interessant, ob es nun um SZ-Arbeit ging, um Musik (hauptsächlich Rock, Metal, Punk), oder um Kinofilme. Um 1 hab ich mich dann aber doch verabschiedet, weil wir am nächsten Morgen ja um 7 Uhr schon wieder frühstück hatten um möglichst früh ins BKH zu kommen. Das Aufstehen ging dann sogar halbwegs, da ich auch nicht so viel mitgesoffen hatte. Das war also soweit nicht unpraktisch, und eine Stunde später saßen wir allesamt (40 Leute + 2 Referenten + Minesterialratsmitglied) im Bus und fuhren erst mal eine Stunde nach Kaufbeuren, wobei meine Gruppe sich noch mal exakter auf das Interview vorbereitete.
Das BKH war eine Wucht! Nicht nur positiv, nicht nur negativ! Mag sein, dass ich vorbelastet war, als ich hineinging, und als erstes die Netze an den Treppen, damit sich niemand runterstürzt sah, die Scheiß-freundlichen Schwestern, die geschlossenen Türen, und letztendlich den seltsam im 60iger Jahre-stil anmutenden Versammlungsraum... Der Vortrag über die Vorgeschichte des BKHs war super-interessant, und als dann "unser" Patient kam, denn wir Interviewen durften, flippte ich total. Zwar frage der Chefarzt alles, aber wir durften auch alle Fragen einwerfen, und auch während der anschließenden Führung durch das BKH hab ich mich noch mit ihm unterhalten. Was ich im Bezug auf den Patienten empfunden habe kann ich nicht noch einmal aufführen, das steht alles schon in unserem Artikel drin. Aber was ich bei der Führung durch das BKH gedacht habe, das erscheint mir für hier wichtiger. Ich hatte Angst. Es war... eine seltsame Mischung aus Angst, Neugier und purer Faszination. Und als ich dann in der Kunsttherapie auf eigene Faust die Bilder-ausstellungen erkundete war es um meine Fassung echt fast geschehen. Ich hatte teilweise so hammer-angst vor diesen Bildern, das kann man sich kaum Vorstellen. (z.B. gelbes gummibärchen auf Rosagrund, das aber ein seltsam traurig-böse verzogenes Gesicht hat, in jeder Hand ein Messer hielt und überall Bluttropfen mitrumspritzte) Ich war auch froh, als ich das BKH wieder in meinem Rücken wusste, weit weg, und als ich wusste, dass ich in nächster Zeit nicht wiederkommen würde. Und dann fing die Arbeit an. Um 18.00 Uhr war Deadline, bis dahin sollten wir eine Rohform erstellt haben, damit sie dann bis um 21 Uhr von unseren Referrenten wieder zerrissen werden konnte. Und diese Zeit war nicht zu großzügig bemessen, aber was dann letztendlich rauskam, war schon wahnsinn... Bis morgens um halb sechs hat dann eine kleine Gruppe Layout gemacht, zu der ich zwar nicht gehörte, aber bei denen ich doch des öfteren war, um sie "moralisch" zu unterstützen. Neben denen freundete ich mich auch noch mit der Belegschaft des Kaminzimmers, die gute Diskussionen führten und mit der des Partykellers an, wo wieder guuuute Musik gehört wurde! Alle und alles wurde viel Kritisiert, aber auch wenn es oft sehr sehr hart klang, hat man es kaum jemandem übel genommen. Denn jede Kritik war konstruktiv, und trug nur zur Verbesserung der Zeitung bei.
Am nächsten Morgen hatte ich mich dann schon mit gut der Hälfte der 40 Teilnehmer angefreundet, und hatte eigentlich immer jemandem mit dem ich was anstellen konnte! Sei es im Aufzug Reise Nach Jerusalem zu spielen, durch das riesige Heim zu ziehen, die Referrenten zu verarschen oder eine allgemeine Umfrage zu starten, wer schon mal wen ermorden wollte. Auch am nächsten Morgen kam dann noch mal viel Diskussion, und das Gespräch mit den Bezirksschülersprechern und dem Minesterialbeauftragtem. Um 15.00 Uhr ging unser Bus nach Hause, und Zehn minuten vorher bekamen wir die Zeitung in die Hand gedrückt. Mit einem verzeichnis aller Teilnehmer!
Mottn will demnächst ein Internetforum aufbauen, und ich warte schon auf die E-Mail mit der Adresse! Ich freue mich, denn schon heut hab ich eine Mail gekriegt, ob ich mich mal mit einem Zwecks Layout-Programm treffen will.

Schlicht... ich habe in den 3 Tagen wahnwitzig viel gelernt! Und ich bin stolz darauf!

Rest folgt, ich muss jetzt dann schluss machen, mein Vater cancelled die I-Net-verbindung...

byeee... Jule

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2003-10-12 20:00