Wende?
Ich schreibe ja eigentlich nicht gerne über Gestern, berichte lieber von Heute, aber gestern war ich doch ziemlich im Keller. Nicht nur wegen der Trauer um Muffin,sondern auch wegen MS.
Vielleicht war es ja jetzt der Tiefpunkt, der die Wende einleitet. Ich hoffe es jedenfalls. Ich war so kraftlos. Zudem fühlte ich mich nicht nur Scheiße, sondern sah auch so aus. Die Infusionen zeigen nun mal ihre Wirkungen nicht nur im positiven Sinne... Ich würde mich nie als eitel bezeichnen, aber wenn man so aufgequollen und Akne im Gesicht herumlaufen muß, ist der ganze Tag eigentlich schon gelaufen. Generell fühle ich mich, wie ein Teletubbie. Fühle mich auch so schwammig weich an und will jetzt endlich das Ende dieser Kortison-Behandlung. Mir war gestern schlecht und ich saß mehr auf dem Klo, als auf meinem Sofa... Naja, so interessant ist das ja nun nicht.
Ich bekomme jetzt öfter mal zu hören, daß ich mit meiner Trauer aufhören soll. Warum läßt man mir nicht Zeit? Diese Sprüche, sie wäre doch jetzt im Katzenhimmel....kann man sich sparen.
Sie ist noch hier. Ich kann sie ja nicht einfach aus meiner Wohnung und meinem Leben jagen. Das will ich auch gar nicht. Ich merke, daß die Tränen weniger werden, daß ich auch wieder an etwas anderes denken kann, aber Muffin ist ein Teil von mir, den ich nicht einfach ablegen kann.

Jetzt schreibe ich über dich, meene Kleene. Weißt du, was mir gestern so weh getan hat? Ich bin von der Infusion nach Hause gekommen und auf dem Fensterbrett saß keine kleine Muffin und wartete sehnlichste auf mich. Ich habe dich ja durch die Fensterscheiben nie gehört, aber dein Maul ging immer auf und zu, so nach dem Motto: "Kommst du endlich nach Hause.... !" Sobald der Schlüssel dann ins Schloß ging, bist du von der Fensterbank gesprungen und die Tür konnte gar nicht schnell genug auf gehen... Du hast deinen Kopf so zwischen Tür und Rahmen gepreßt, daß ich befürchten mußte, du erwürgst dich selber...
Und dann kam der obligatorische Blick nach links, weil dort ja Nachbar´s Hund sein könnte. War die Luft rein, kamst du komplett aus der Wohnung und kreistest um meine Beine. Diese liebe Begrüßung vermisse ich sehr.
Ich schaue auch immer noch bei jedem Schritt auf den Boden. Du könntest ja mal wieder im Weg sitzen... Wenn ich eine Tür öffne, mache ich es vorsichtig, weil du hattest die Spezialität immer direkt hinter der Tür zu sitzen und bekamst somit oft genug eine Tür ab.
Es ist so vieles, was sich so eingespielt hatte zwischen uns. Ich glaube, das bleibt für immer.