Mini Arztpraxen in Supermärkten
Britische Hausärzte beobachten besorgt die jüngsten Vorstöße großer Supermarktketten, zwischen Tiefkühltruhe und Brotregal Gesundheitschecks anzubieten. Der größte private Krankenversicherer Großbritanniens Bupa kündigte kürzlich eine Kooperation mit der Supermarktkette Sainsbury an.
Sainsbury betreibt landesweit 506 Filialen. Bupa wird zunächst in zwei Londoner Filialen versuchsweise Mini-Arztpraxen im Supermarkt einrichten. In den nur rund 25 Quadratmeter großen Einrichtungen werden laut Bupa ausgebildete Krankenschwestern arbeiten, die Patienten eine Reihe diagnostischer Maßnahmen wie Blutdruck- und Herzfrequenztests, Cholesterinwertbestimmung sowie die Bestimmung des Körperfettanteils offerieren.
Der teuerste, rund 30 Minuten dauernde Test soll umgerechnet rund 32 Euro kosten. Im Preis enthalten ist ein zehnminütiges Gespräch über "Gesundheit und Lebensweise". Der private Krankenversicherer hofft, auf diese Weise neue Kundenschichten zu erschließen.
Die britischen Hausärzte haben mehrheitlich allerdings massiven Protest gegen diese Initiativen angemeldet. "Die Diagnose gehört in die Hausarztpraxen", stellte eine Sprecherin des Ärztebundes (British Medical Association, BMA) in London unmißverständlich fest. Die BMA befürchtet, solche Marketingaktionen könnten das Prinzip staatlicher Gesundheitsfürsorge in Großbritannien untergraben. Außerdem sei es fraglich, ob die außerhalb der Praxen angebotenen Tests qualitativ einwandfrei seien.
Quelle: aerztezeitung.de 01.06.04