Ist das nicht verwunderlich
Es ist acht Uhr. Ich trage mein schwarzes Abendkleid. Ich sehe gut aus. Wie ein Filmstar. Der Frisör hat sich echt bezahlt gemacht. Mein Make- up ist perfekt. Alles passt. Nur eins nicht, das ich heute nochmal ohne dich gehen muss.

Es ist der letzte Abend an dem ich dich sehen werde. Ich kann nichts verlieren. Ich bin mir sicher: Heute erobere ich dein Herz. Ich gehe in die Vollen! Nach langem warten folge ich meinem Herzen und rufe dich an! Du stotterst. Ich will dir noch auf wiedersehen sagen. Du meinst am Telefon es ist irgendwie doof wenn du dich von mir so verabschiedest. Okay.

Elli sitzt neben mir. Sie hört was du sagst. Sie wundert sich ob du in mich verliebt bist oder nur schüchtern. In einer halben Stunde kommst du, sagst du. Tust du auch. Ich stehe draußen un warte auf dich wie ein kleines Kind das im Ikea verloren gegangen ist auf seine Mama.

Du kommst. Ich tue so als beachte ich dich gar nicht. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Mein Puls ist auf 360. Meine Motorik ist unkontrollierbar. Was soll ich tun? Ach ja! In die Vollen gehen. Okay. Ich sehe heiß aus in dem Kleid. Unwiderstehlich. Das sagt sogar mein schwuler Freund, der eigentlich ein großer Kritiker ist.

Ich erwische dich allein. Ein Thema verschwimmt im nächsten. Ich verliere meine Nervosität. Du sagst ich rede zu viel. Ich sage wegen dir. "Warum?", fragst du. "Das kannst du dir ja wohl denken!", antworte ich. Du sagst du hättest mit diesem Thema abgeschlossen. Du sagst ich hätte keine Chance weil ich es bin und weil dein Leben kompliziert ist. Ich erzähle dir das ich das auch gesagt habe, bis du mir begegnest bist. Das du mir die richtigen Fragen gestellt hast, das ich plötzlich ungern alleine war und das du ein Grund für meine Magenschmerzen warst. Du entziehst dich meiner freundschaftlichen Berührungen. Doch während du das alles sagst weinst du. Natürlich sind es deine Kontaktlinsen. Natürlich ist es der Rauch. Aber du zeigst Gefühl. Ich sage: "Leb wohl!" Du auch! In Kontakt bleiben mit mir möchtest du nicht.

Ich schaue dich von weiten an. Du redest mit jemand anderes. Okay. Danach bin ich freier, zufriedener, ruhiger, mehr bei mir. Ich hatte erwartet das ich weine. Ich hatte erwartet das ich Liebeskummer habe. Aber ich bin ruhig. Nichts tut mir weh. Ist das nicht verwunderlich?

Heute denken ich an dich als schöne Erinnerung. Du tust mir nicht weh. Du bist alles was ich wollte, doch ich habe dich nicht in meinem Leben. Und ich weine nicht um dich. Ich fühle mich wieder wohl. Eigentlich bin ich glücklich, dass ich allein bin bei mir. Ist das nicht verwunderlich!?