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Tagebuch Hip-Hop-Girl
2006-11-01 03:08
Egal was passiert
Verzweifelt sah ich durch das große und schmutzige Busfenster.
Die tief stehende Wintersonne warf ihre schwachen Strahlen hindurch und ließ die hässlichen Schlieren auf den Scheiben grau erscheinen.
Sie blendete mich und mit zusammengekniffenen Augen saß ich dort und guckte, aber ich sah nichts. Nahm nichts wahr. Ich saß einfach nur da, als stünde die Zeit still. Es hätte ewig so weitergehen können, ich resignierte nur.
Immer wieder diese Frage in meinem Kopf, warum es soweit gekommen war
Der Bus hielt.
Ich stieg aus.
Wie blind lief ich die Straße lang zum Krankenhaus.
Ich erfragte ihre Zimmernummer an der Rezeption und ging die Treppen hoch zur Station.
Zitternd klopfte ich an die Tür. Es kam keine Antwort. Ich klopfte noch einmal. Wieder nichts.
Ich zuckte plötzlich zusammen, als eine Hand auf meine Schulter gelegt wurde.
„Vielleicht schläft sie von den vielen Medikamenten.“ Sagte die Schwester.
„Du kannst trotzdem kurz rein, wenn du willst.“
Ich nickte schwach, sie nahm die Hand von meinem Rücken und öffnete die Tür.
Langsam ging ich in das Zimmer, in dem alles weiß zu sein schien: Die Wände, die Decke, das Bett, die Bettwäsche, alles weiß und mittendrin lag Lisa, und ihr Gesicht schien ebenfalls weiß.
Ich war ein bisschen erschrocken. Vorsichtig setze ich mich auf die Bettkante.
„Lisa.“ Flüsterte ich und berührte ihre Hand.
„Egal, was passiert, du bist meine beste Freundin, ich liebe dich und niemals würde dich irgendjemand ersetzen.
Auch, wenn du mich sehr enttäuscht hast, du wolltest einfach nicht auf mich hören... Aber ich mache es dir nicht zum Vorwurf.“
Dann saß ich noch lange da, hielt ihre Hand und dachte über die vergangenen Wochen nach.
Wann das wohl alles angefangen hatte. Auf einmal war da Carmen und Lisa hatte nur noch Augen für sie. Doch das Carmen falsch war, das wusste ich. Bald hatte sie Lisa mit in ihre Szene rein gezogen. Partys, Alk und vor allem: Heroin.
Immer wieder habe ich auf Lisa eingeredet, doch sie wollte nichts wissen.

Und nun hatte sie mal falsches Zeug erwischt. Als ihre Mutter mich anrief, weinte sie am Telefon.
Jetzt saß ich hier, die Tränen ließen meinen Blick verschwimmen.

3 Wochen später war Lisa tot.
Sie war mit dem festen Willen, endlich aufzuhören, aus dem Krankenhaus entlassen worden. Doch leider war ihr Wille nicht stark genug.
Sie gab sich den „goldenen Schuss“.
So oft habe ich versucht, ihr zu helfen und ihr von meiner Kraft abzugeben. Und auch, wenn sie mich nicht hören wollte, auch wenn wir am Ende nicht mehr miteinander geredet haben, auch wenn es mich total runter gezogen hat, dass sie mir nicht vertraute, ich würde es noch ein zweites mal tun.

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2006-11-01 03:08