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Tagebuch Hexe14977
2006-04-20 13:35
Teil II
.... Forsetzung

Damals gaben mir die Eltern Melissengeist, weil sie dachten, dass das sicherlich beruhigen würde. Komischerweise ging es dann und wir konnten die Rückfahrt antreten.

Dann kam es immer häufiger und in Situationen, die anfingen den Alltag einzuschränken. Auf Parties (die man mit 15, 16 nunmal besucht), weil da welche so voll waren, dass sie sich übergeben mussten. Ich bin dann immer direkt nach Hause.

Auf großen Stadtfesten. Mittlerweile konnte ich ohne eine Cola in der Tasche nicht mehr vor die Türe.

Der Weg zur Schule konnte mit dem Bus auf einmal nicht mehr befahren werden. Es waren 7km und ich bin dann mit dem Rad gefahren. Meine 2 Freundinnen fuhren immer fleißig mit. Bis ich dann schon auf der Hälfte diese Attacken hatte und morgens an einem fremden Haus klingeln musste, um ein Glas Wasser zu trinken.

Am Ende war es so schlimm, dass ich fast täglich dem Unterricht fernblieb. Ständig sind meine Eltern mit mir zum Arzt. Der konnte sich die Bauchschmerzen nicht erklären und sagte dann einmal: geh bitte mal zu einem Psychologen. Ich dachte der spinnt doch.

Dann ging ich 6 Wochen nicht mehr vor die Türe. Mein Freund verzweifelte, blieb aber immer ruhig. Die Türschwelle war ein riiieesen Hindernis für mich. Es ging nicht.

Ich bekam IMAP-Spritzen, da mein neuer Doc glaubte, damit bekäme er die Panikschübe in den Griff. Ich nahm Baldrian. Nichts half.

Mittlerweile kam ein, bzw. 12 blaue Briefe. Ich musste das Jahr wiederholen.

Wir zogen um und ich MUSSTE aus dem Haus. Im neuen Ort und in der neuen Klasse versuchte ich neu anzufangen. Meine Freundinnen hatte ich mittlerweile nicht mehr. Wie denn auch? Mit 15. Da versteht man das doch garnicht. Hab es ja selber nicht verstanden. Da denkt man an andere Dinge. Aber nicht an eine Verrückte, die nicht mehr am Leben teilnehmen kann.

Ich machte eine Therapie, die für meine Eltern Schweinegeld kostete, da der Therapeut nicht der Krankenkasse unterlag. Aber er war der nächste im nächsten Ort. Und ich lernte allmählich jede Woche pünktlich zu einem Termin zu erscheinen.

Ich wollte mir immer die Freiheiten lassen, nach Hause zu gehen, wann ich will. Dann konnte peu á peu damit lernen umzugehen.

Ich lernte damals meine große Liebe kennen und ich erzählte auch jedem, den ich kennenlernte, von meiner Phobie. So war direkt geklärt, wenn ich mal plötzlich verschwand.

Ich hatte viele Verehrer in dem Ort und ich genoss doch noch ein bissel Freiheit. Zu dem Zeitpunkt war viel los dort und ich wohnte mitten im Ort, konnte immer schnell nach Hause.

Mit Daniel lernte ich gaaaanz langsam mich weiter zu entfernen und nicht mehr über meine Phobie nachzudenken.

Wenn es ganz schlimme wurde, im Auto, hing ich kauernd wie ein Baby und war am heulen und jammern. Wenn ich einmal am Zeil angekommen bin, war es gut und der Nachhauseweg verlief meist problemlos.

Ich fing an zu Differenzieren. Wann ich das bekomme, wie ich mich verhalten kann. Ohne Therapeut.

Ich betete viel. Gott hat mir sehr geholfen in der Zeit. Ich brauchte was zum festhalten. Mein Tagebuch war auch ein starker Punkt in der Zeit.

Eine Freundin kam zu mir zurück. Bald wird sie meine Trauzeugin sein. Sie hat mir sehr geholfen.

Ich machte meine Schule mit einem guten Durchschnitt zu Ende. Lernte erst Erzieherin. Wechselte dann zur Höheren Handelsschule. Machte eine Lehre. Dort bekam ich diese Probleme wieder sehr häufig.
Wurde nach 1 Jahr gekündigt, weil ich ständig krank war.

Ich bemerkte, dass ich eigentlich nur Angst vorm Brechen habe. Der Ekel, die Scham. Bei jedem Magenzipperlein blieb ich zu Hause. Weil ich nicht außerhalb brechen wollte......

Dort lernte ich Stef kennen und lieben, in der Lehre. Wir zogen zusammen. Nach 2.5 Jahren trennten wir uns. Ich nahm mir eine eigene Wohnung. Er verfluchte damals, dass ich niemals in einen Flieger für Urlaub steigen werde.

Ich lebte allein. Begann zu leben. Ging nach der Arbeit kellnern, fast jeden Tag, kaufte mir ein Auto. Lebte in Saus und Braus. Viele Parties am Wochenende, oft viel getrunken und dann (während meiner 2ten Therapie) auch oft gebrochen. Und durch diese Erfahrungen lernte ich, wo drin der Unterschied bestand. Zwischen Panik und echter Übelkeit!! Mein Therapeut fand das damals komisch, aber er akzeptierte meine Lern-Variante. Wollte aber nicht, dass ich jetzt ständig Alk trinke.

Dann lernte ich, dass meine Panik immer nach 20min. verschwand. Stef, als Rettungssanitäter, erklärte mir, dass Adrenalin nach 20min. nicht mehr ausgeschüttet werden kann. Und danach kann man beim besten Willen keine Panik mehr haben.
Ich lernte Atemübungen in einem Panikanfall. Beim Einatmen denken "rein mit der Panik in den Körper" beim Ausatmen "und jetzt raus aus meinem Körper". Das hilft mir immernoch.

Auch jetzt wo wir nach Breskens gefahren sind. Ich habe in den 14 Jahren gelernt, damit zu leben und es zu 80% in den Griff zu bekommen!!

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leben 

Kommentare


unbekannt
09:16 21.04.2006
ja so seh ich das auch alles was ich nicht muss werf ich ab

ich mach auch am liebsten camping wobei das momentan von wegen langestrecken fahren auch nicht geht...aber ich arbeite ja dran

ja und rock konzert ich war auf eine konzi meiner NL -lieblingsband
aber eins was in einem ganz kleinen saal statt fand
und ich die option hatte jeder zeit raus zugehn
und das war 2003 ...also hat ich das ansatzweise schon immer
das mit dem licht ist schon immer so
des wegen weiss ich nicht wovor ich ansgt habe aber ich höre nacht auch jedes geräucht und brauch das licht um sicher zusein das da nix is


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09:10 21.04.2006
Liebe Mimi.
Ich schlafe, wenn mein Schatz Dienst hat, IMMER mit Licht. Ich habe aber Angst, dass jemand einbricht. Hab zwar den großen Wauzi, aber wir wohnen in einem riesen Gebäude und man hört ja nachts mehr als tagsüber....

Mein Therapeut hat mal gesagt, dass es wichtig ist, der Angst ins Auge zu sehen und sie zuzulassen, damit man spürt, das eigentlich nichts passiert!! Aber er sagte, man muss wissen wann und wofür man das tut. Ich weiß, dass ich z. B. nie auf ein Rock-Konzert gehen würde. MUSS ich aber auch nicht. Oder...... mitm Flugzeug..... MUSS ich nicht. Wir fahren Wohnwagen und sind glücklich. Ich meine damit: das was man nicht braucht oder auch nicht unbedingt durchleben muss, dass sollte man abwerfen. Das ist nur eine Last. Und damit lebe ich besser.

@mélancolie
Das erste was ich mit 18 machte, war meinen Führerschein. WIE ich ihn gemacht, weiß ich nicht mehr. Weil ich zu dem Zeitpunkt nicht richtig stabil war. Aber mein Fahrlehrer wusste von dem und fand, dass ich das super gemacht habe. Denn wenn ich selber fahre, bekomme ich fast nie Panik. Dann ist man abgelenkt und muss sich konzentrieren. Ich fahre kein Bus mehr. Brauch ich auch nicht.
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unbekannt
08:38 21.04.2006
Ich lernte Atemübungen in einem Panikanfall. Beim Einatmen denken "rein mit der Panik in den Körper" beim Ausatmen "und jetzt raus aus meinem Körper". Das hilft mir immernoch.


das ist eine super idee !!
es freut mich jemanden zulesen der das so extrem hatte wie ich es hatte und noch habe
ich mein gut freude ist das falsche wort
aber du weisst sicher was ich meine
es duaert lange bis man akzeptieren kann das mans hat
auf diesem weg helfen solche lebendenerzählungen ungemein
auch wenn der therapeut 100mal sagt ich wäre nicht die einzigste
so kommt es einem doch oftmals so vor

ich kann mitlerweile echte herzatacken von den vom körper *gespielten* auch weitesgehend unterscheiden
unter anderem anhand dieser 20min regel in der man meint die zeit geht nie rum

den das hatte man mir auch erklärt das der körper diesen ausnahme zustand nicht länger halten könne

aber in den 20min stirbt man 1000tode *seuftz+ es wird besser aber manchmal hab ich das gefühl nie wieder gut

und ich glaube ... ich hab es schon immer irgendwie gehabt
wie angst im dunklen , dicos und grosse partys sind ja schön aber für mich immer ein angang gewesen ... schleichend wurde es mehr
aber da mit mit kleine kinder eh viel zuhause ist viel es nicht so auf
und das ich mit licht schlaf waren alle schon gewohnt ...

und erst durch den herzkasper ist es dann vollends ausgebrochen

ich danke dir nochmal für deine geschichte und hoffe das ich auch bald von 80% sprechen kann
drück dich in deinen tag liebe tina lieben gruss mimi





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17:27 20.04.2006
Klasse!
habe auch manchmal solche Probleme.
Im Bus z.B, wenn er ganz voll ist.
Dann musste ich manchmal aussteigen, weil ich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen.
Nun habe ich ein Auto und da habe ich jede Menge platz.
Seit dem hatte ich es auch nicht mehr, dieses Engegefühl.
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2006-04-20 13:35