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Friday, 29. March 2024
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Tagebuch Gustav_Landwehr
 1937-06-06 hh:mm
Pfingstferien - Mutter fehlt so sehr
Weit liegt das schöne Pfingstfest zurück, bereits 2 Wochen bin ich wieder im Hause und spinne bereits Pläne für die nächsten Ferien. Während der Feiertage war ich in Sorge, es scheint mir, als könne ich nicht mehr zu Hause schreiben. Paula und Paul waren auch da, leider konnte Martha nicht kommen. Es war wohl ganz nett, nur, Mutter ist nicht mehr da. Immer mehr spüre ich die Kluft zwischen Paul und mir. Auf keinen Fall aber möchte ich es zu einem Streit und offenen Bruch kommen lassen, der eigentlich ja schon vorhanden ist. Bei den beiden Mädchen in L. war es wieder recht schön. Als ich vorigen Samstag nach hier fuhr, fiel mir ein, daß ich den noch durch Beckum fahren könne. Rasch stieg ich in Neu Beckum aus und war schon nach wenigen Minuten in Beckum. Alle machten große Augen, weil ich gesagt hatte, ich würde Ende der Ferien nicht mehr kommen. Oma sagte mir, daß Paula ein Kind erwarte, die Sache aber nicht ungefährlich sei. Ich hoffe zu Gott, daß alles gut verläuft. Schon um 9 ½ Uhr war ich am Sonntag morgen hier, und dann gings sofort zum Kindergottesdienst. Heidchen habe ich während der Ferien in Häger nicht getroffen, so ganz im stillen hatte ich mich darauf gefreut. Eigentlich sollte ich ja andere Gedanken im Kopf haben, aber so sind wir Missioner. Während der letzten Wochen hatten wir fast jeden Tag Arbeitsdienst, und daher kaum Unterricht. Heute sind die ersten Fuder Heu eingefahren. Bei der großen Hitze hat das schon einigen Schweiß gekostet. In der Klasse herrscht noch immer der alte Betrieb. Jeder arbeitet, schaltet und waltet für sich und hat ein möglichst großes Wort. Wir sind deswegen schon ganz verschrien, und der schlimmste von allen bin ich. Zum großen Teil kommt das wohl daher, daß wir nicht die rechte Stellung zu Christus haben. Das soll immer mehr mein Gebet sein, Gott, mach Du mich ganz still und gehorsam und spende du mir wahre Liebe zum Bruder. Ich glaube, es geht mir zu gut, da wir viel Stoff der vorigen Klasse durchnehmen, brauche ich für den Unterricht kaum etwas tun. Doch fühle ich mich durchaus unwohl dabei. Wir Menschen ertragen es eben nicht wenn es uns zu gut geht.

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