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Saturday, 20. April 2024
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Tagebuch Gustav_Landwehr
 1937-04-11 hh:mm
Osterferien und Adelheid
Am stillen Sonntag finde ich wieder Gelegenheit einzutragen. Draußen ist es wunderschön, überall blüht und grünt es, da möchte ich den ganzen Tag jubeln und singen. Ostern war ich nur eine Woche zu Hause und mußte dann wieder nach hier und den Ökon. Mann vertreten. Große Freude macht mir der Dienst zwar nicht, aber ich kriegs ja bezahlt. Die Prüfung ist gut gelaufen, wenigstens ich hatte mirs toller vorgestellt. In Bibelstunde habe ich besonders gut abgeschnitten. Nach der Prüfung bin ich sofort gefahren. Für einen Tag gings nach Beckum und dann nach Hause. Da es Ostern viel regnete, bin ich fast immer zu Hause gewesen. Am Tage nach Ostern war ich bei Martha und den Eltern von Herrn Volmer. Grete, Marthas Kollegin, ist ein besonders liebes Mädchen, wir zwei sagen sogar „Du“ zueinander. Bei den zweien kann ich mich immer wohlfühlen, oft behandeln sie mich wie einen kleinen Jungen. Wohl oder übel mußte ich einen Topf „ausschabben“, wie Grete immer sagt. Bei Baumanns hatten wir eine kleine Zusammenkunft. Heinr. Schwabdissen, Werner Steinmann und ich waren da, die anderen waren wegen des unsicheren Wetters ausgeblieben. Trotz drohender Regenwolken sind wir ein langes Stück über den Berg gegangen. Etwas für mich nie Dagewesenes habe ich erlebt, und erlebe es noch. Jedesmal, wenn ich bei Haukel komme, ist auch deren Enkeltochter Adelheid aus Lübbecke dort. Sie ist ein so liebes unschuldiges Mädchen, daß ich sie ein wenig lieb gewonnen habe. Obwohl, sie ist erst 16 Jahre alt und hat noch Hängezöpfe, hat aber wunderbar leuchtende Augen. Gerade wegen ihren schlichten Art und weil sie so zurückhaltend ist, ist sie mir so lieb. Fast möchte ich glauben, daß sie sich ein wenig zu mir hingezogen fühlt, das wird aber wohl nur Einbildung sein. Ein ganzes Buch könnte ich davon voll schreiben. Aber ich stehe in der Mission und will und muß vorläufig einen anderen Weg gehen. Und um der Sache der Mission willen will ich auf solche Freuden verzichten.
Ganz im verborgenen, sagte uns Insp. Vierig einmal, darf auch ein Missionsseminarist an ein Mädchen denken. Ich muß es schon gestehen, ein ganz klein wenig verliebt bin ich, und mag die ganze Sache auch noch so kindisch sein, vergessen werde ich Adelheid nicht so rasch. Mir ist so etwas ernst und heilig, darum kann ich es auch im Gebet vor Gott bringen. Bisher hatte ich sie immer noch als ein Mädchen betrachtet, heute nimmt sie für mich eine andere Stellung ein, ich kann nicht mehr einfach „Du“ zu Ihr sagen. Sie ist heute eine Erwachsene für mich, was sie bisher noch nicht war.
Am Donnerstag nach Ostern bin ich wieder nach hier gefahren und wohne mit Albert Albat in der Ökonomie. Ein ganz gemütliches Leben haben wir. Nächste Woche sollen noch alle Brüder Arbeitsdienst machen. Wer in Zukunft den Dienst in der Ökonomie besorgen soll, weiß ich noch nicht. Abends war ich fast immer fort, meine Helferinnen habe ich besucht und war auch einmal bei Engelhards. Gestern war ich mit Albert in seinem Verein. Mit den Mädchen bespielt er das Markus Evangelium. Ich war erstaunt über die feinen Antworten der zum Teil noch recht jungen Mädchen.

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