Habe ich meine Geschwister innerlich verloren?
Seit vier Tagen sind wir wieder hier, und heute rücken die Brüder des Seminars an, die wegen der Predigtreise einige Tage Ferien länger hatten. Morgen muß ich in die Ökonomie ziehen. Bis Ostern wird es dann noch eine eilige Zeit geben. Kurz war ich noch bei Paul vorbei und habe den kleinen Claus bewundert, ein kräftiges Kerlchen mit dunklem Haar und blauen Augen. Sodann hörte ich, daß ich in einigen Wochen noch einmal Onkel würde. In solcher Eigenschaft komme ich mir doch ein wenig komisch vor. Es hat mir leid getan, daß ich am Ende der Ferien habe feststellen müssen, daß auch Martha mir immer fremder wird. Noch nie war mir das so zum Bewußtsein gekommen., wie gerade jetzt. Martha sagte mir ganz offen, daß sie an der Mission kein großes Interesse haben könne, da sie so weit vom Missionshause entfernt wohne. Ja, will denn die Sache des Herrn nur Werke sehen? Ich habe darin eine große Kluft zwischen uns beiden sehen müssen. Zum größten Teil wird das wohl an mir liegen. Aber ich muß annehmen, daß ich meine Geschwister innerlich verloren habe. Und wenn ich nicht ganz falsch sehe, geht es den meisten hier im Hause so, oder doch ähnlich. Was soll ich da noch lange Briefe mit ihnen wechseln, ich weiß nicht recht, was ich ihnen schreiben soll. Tante Johanna kann ich das nicht schreiben, sie würde solches Verhalten als Lieblosigkeit hinstellen, und das ist es in keiner Weise. Nur dir, mein liebes Heidchen kann ich das schreiben, weil ich weiß, du verstehst mich.