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Friday, 19. April 2024
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Tagebuch Gottergeben
 1942-12-24 hh:mm
Weihnachten 1942
Wie ausgegossen war ich im Advent. Ausgehöhlt, ausgebrannt die Seele. War Gott mir tot? Sein Name war mir noch ein unverstandener inhaltsloser Begriff – Gott – ein unbegriffenes Wort über das man hochmütig dennoch disputiert. Gott war nicht das Leben meines Lebens.
Beten bedeutete Überwindung starker Unlustgefühle, Sünde und Tugend waren gleichgültig geworden, Glaube ein der mechanisch auswendig gelernter Spruch eines Kindes.
Gottes Wort, die Innigkeit der schönen deutschen Adventlieder drangen nicht einmal in die Sinne; wie hätten sie die Seele berühren sollen?
War ich Gott fern?
Die Sehnsucht war noch nicht in mir erschlagen.
Vielleicht sollte ich ganz im Advent stehen, Kind meiner Zeit, wo die ganze Menschheit wieder wie damals harrt einer Mörgenröte der Erlösung, geblendet von falschem Funkeln der Ferne im Dunkel tastet, erlösungshungrig, weil (es) sie um ihre Erlöstheit nicht mehr weiß; erbarmungswert. Gott redet mit ihr die Sprache süßer Liebe u. schickt in der Kirche aufs neue seinen Sohn, das Kind der Krippe. Und die Menschheit lächelt darüber.
Und Gott spricht die Sprache ernster, gewaltiger Macht im Dröhnen der Kanonen u. Krachen der Bomben, im Splittern der Häuser, im Schrei der Not, im Weh des Todes tausendfach. Die Menschen aber flüchten in buntes Gewand u. Spiel u. Tand.
Ein Einzelner dieser Menschheit verstand auch ich die Sprache Gottes nicht mehr. Und ich begann auf Weihnachten zu warten wie ein Kind. Und da ich so gar entblößt war, begann ich, mich in bunte Lappen zu hüllen.
Ich wartete des festlichen Mahls, das man bereiten würde, wartete auf die Lichter des Christbaumes, auf frohe Gesichter im festlichen Raum, freute mich der Gaben, die ich verteilen konnte, auf Lachen u. Singen u. Ruhm. Hinter all dem aber verbarg sich aber doch die ganz andere Sehnsucht: um Gott zu wissen u. ganz ihm zu dienen.
Und Weihnachten wurde mir geschenkt, nicht nach meinem, sondern nach Gottes Willen. Die Nerven versagten, der ganze Organismus streikte, die körperl. Schwäche machte apathisch gegen alles, worauf ich gewartet hatte u. ich fand eine nervös gehetzte Mutter u. mich in ihrem Heim einsamer u. verlassener als in meinen 4 Wänden. So mußte alles Äußere genommen werden, damit die Gnade kommen konnte.
In der Christmette (klang) zu der ich wie durch besondere Gnade nach großem körp. Elend des ganzen Tages gehen konnte, klang es dem lauschenden Ohr entgegen:

Et incarnatus est. Worte Gottes – u. Sohn der Menschen.
Et incarnatus est. zittert u. bebt es noch in mir u. erfüllt mir gar gewaltig die Seele.
Dens – caro ….. O ehrfurchtsvoller Schauer des Geheimnisses! In Blut und Geiste fügte es mir immerfort incarnatus est. Und kam u. wurde Fleisch hinieden. Wie ist das wohl? Gottes Sohn. Gezeugt vor aller Zeit, in Ewigkeit. Gezeugt, aber ohne Anfang. Gezeugt im eigenen Jetzt, im immerwachsenden Heute. Wie neu, immer gewesen. Nein, nie gewesen, immer seiend. Ach, arme Menschensprache, armes Menschendenken! Und dennoch begnadet, allein aus allem sichtbar Geschaffenen über seinen Schöpfer u. sein dreifaltiges Leben denken zu können. Was kann es schon für Gott bedeuten, daß wir kleinen Menschen über ihn sinnen. Ja, was, daß wir Ihn ehren, Ihn loben. Seine göttliche Ehre ruht in sich, unser Gotteslob vermag seiner Herrlichkeit nicht um einen Schimmer zu nehmen. Er ehrt sich selbst, indem er den Menschen die göttliche Gnade, die königliche Auszeichnung gewährt seinem Gott in der Freiheit des Willens zu „ehren“. Unser Gottdenken können geht im eigenen göttlichen Erkennen unter wie der Tropfen im Meer, Gott erkennen vermag Gott allein. Er allein Gottes Herrlickeit erschaue.
Wie menschenunfaßbar urgewaltig muß diese, Gottes eigne Erkenntnis sein, daß sie genügend wirkt, das Wort, den Sohn – göttlichen Wesens – eigene Person.
In Ewigkeit wird der Mensch es nicht fassen: Gott vom Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott. Nicht geschaffen, gezeugt; nicht eine neue Gottheit u. nicht Geschöpf – im Gott.
Niemand kennt den Vater als der Sohn.
Gott aber offenbart seinem Geschöpf, dem Menschen von seiner Herrlichkeit durch seine Schöpfung; in der Zeit – durch den Sohn.
Im Anfang war das Wort – u. das Wort war bei Gott - u. Gott war das Wort.
Und das Wort ist Fleisch geworden. Gott u. Mensch!! Wie demütigend, qualvoll, strafhaft empfänden wir es, wenn in Mythos u. Sage Menschen in Tier od. Pflanze od. Steine verwandelt werden. Wie - sollte ich mein Leben als Mensch denkend u. empfindend – aber als Wurm über die Erde kriechend – leben? Und Gott wird Mensch! Auch dafür gibt es keinen irdischen Vergleich!
Wie rühren jene Märchen ans Herz, wo Menschen sich freiwillig aus Liebe u. Treue verwandeln lassen in Tier u. Pflanze u. Stein. Und jedesmal wird im Märchen durch die Kraft solch höchster Liebe einem Menschen Erlösung aus Verbannung u. Not.
Gott aber wird Mensch.- Was ließe sich dieser Liebe vergleichen . Gott wird Mensch! Denen gleich gesellt, die in ihrem ersten Vertreter Gottes Schöpfer- u. Vaterliebe verraten u. verleugnet haben, die auch diese unfaßlichen Erlöserliebe in ihrer Gesamtheit neu schmähen werden.
Wahrlich solchen Liebesbeweis muß Erlöderkraft für eine ganze Menschheit besitzen.
Gott wird Mensch – u. bleibt Gott – Gottessohn u. Menschensohn!! Mensch im Sohn, Gott im Vater. Als Brüder führt Gottessohn die Menschheit, die verlorene, zurück zum Vater.
„Sein gleich Gott“! rief einst der Hochmut des Menschen seinem Schöpfer entgegen. „Werden ein Mensch!“ gab Gottes erlösende Liebe die Antwort. O felix- culpa! So unbegreiflich liebt Gott!
Ich kann nicht weitersinnen. Die Gedanken kreisen u. bleiben wieder stehen vor dem Unbegreiflichen:
Et incarnatus ect!
Deinte adoramus! Einzige Antwort des Menschen!

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