Dienst ist mehr als Pflicht
1 9 4 3

Manchmal kommt mir in dieser furchtbar ernsten Zeit meine Berufsarbeit so unwichtig u. sinnlos vor, daß ich mich wie mit Eisenketten daran gefesselt fühle u. losbrechen, einfach losbrechen möchte. Wieviel ist von dem geblieben, was ich am Beruf liebte? Das Herz drängt – oft mit brennender Gewalt zu einem Beruf, wo es mehr Wirken gibt, sei es am Leib der Verwundeten u. Krankenpflege, sei es an der Seele auf irgendeinem Gebiet der Pfarrseelsorge.
Oft bedarf es der ganzen Kraft des Glaubens, um nicht zu verbittern u. zu verzagen.
Und doch ist unser Reich Gottes Aufgabe eben an dem Platze; an dem wir stehen. Alles andere Wollen u. Streben leidet an eitler Ichsucht u. Hochmut. Wollte Gott an anderer Stelle durch uns wirken, er würde uns berufen. Da er uns beläßt, will er unser Heil u. Seine Verherrlichung auf dieser Weise wirken.
So wird die Arbeit dennoch zum Lebensdienst, „ „Dienst ist mehr als Pflicht. Dienst ist bei aller niederzerrenden Last ein Werken aus der Fülle.“
Wenn wir so dienend arbeiten, werden wir allmählich doch das „Angesicht der Erde erneuern“ – auch durch unserer Hände Werk. Und dann wird auch wieder „das Lächeln Gottes“ über die Erde schreiten.