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Tagebuch Gismo
2004-09-07 15:15
Beamtengänge
Manche Tage sind noch gar nicht angefangen und man weiß vorher schon, dass es ein furchtbarer wird. So ein Tag sollte der Dienstag werden, habe ich gedacht. Denken heißt ja bekanntlich nicht wissen. Zuerst steht auf meinem Familienkalender in der Küche: 8.30 Uhr – Amt Breitenfelde, Frau Behrendt. Mir ist bei dem Gedanken daran schon ganz schlecht. Ich habe es schon mit Verdrängungstechnik versucht, aber nutzlos. Jedes mal beim Gang in die Küche, blinkt mich dieser Termin schon seit Wochen an. Ich muss hierzu sagen, dass ich leider momentan auf das Geld vom Amt angewiesen bin, Arbeiten mit Kind bin kaum machbar, es sei den man verdient so viel um sich eine Tagesmutter leisten zu können. Ich kann es nicht und der Job im Sportverein reißt mich auch nicht sonderlich raus.
Vorab hat mir die gute Frau Behrendt vom Amt schon mal einen Stapel Formulare geschickt. Vielen dank Harz 4 (oder wie das heißt.) Artig habe ich die Formulare ausgefüllt. Hoffentlich mache ich da alles richtig.
Ich sitze also bei Frau Behrendt und mehr als guten Tag von ihr kommt nicht rüber. So genau weiß ich nicht mal was ich da soll. Beamte reden wohl nicht wirklich gern mit den niederen Sozialhilfeempfängern, so scheint es mir zumindest.
Als ich vor 2 Jahren auf Grund der Trennung von meinem Partner, also vom Vater meiner Tochter, in die missliche Lage kam zum Sozialamt zu müssen, habe ich mich ganz schlecht gefühlt. Ich hatte sogar ein schlechtes Gewissen, obwohl ich dazu wirklich keinen Grund hatte. Als dann damals schon Frau Behrendt zu mir sagte, sie müssen Hilfe zum Lebensunterhalt beantragen, bin ich da mit den Zetteln raus und habe erst Mal geheult. Vor meiner Schwangerschaft habe ich super tolle Arbeit gehabt und eine Menge Geld für mich alleine verdient. Oder findet irgend jemand das 3500 DM ausgezahlt zu wenig für einen Single sind. Ich war ganz zufrieden. Außerdem war ich noch nie in meinem Leben arbeitslos. Und dann ist die vom Amt so zickig zu mir und ich steh da wie ein Häufchen Elend mit null Ahnung in Sachen Amt.
Die Krönung passierte dann, als ich das nächste Mal zum Amt hinrenne mit dickem Bauch und sowieso nicht so sehr seelisch belastbar, da sagt die blöde Kuh doch tatsächlich zu mir: „Sie kriegen kein Geld von mir, ihre Eltern haben doch genug Geld!“. Mir ist dann die Kinnlade bis zum Fußboden offengestanden und die Tränen kullerten über meine Wangen. So etwas gemeines, wie konnte die nur zu mir sein.
Ich frage mich heute noch, warum im meinem Lebenslauf nicht steht, dass ich für ein Jahr in eine Anstallt eingewiesen wurde, wegen physischer und seelischer Belastung durch eine Beamtin des Sozialamtes.
Jedenfalls ist es für eine Mutter mit einem kleinen Kind kein Zuckerschlecken sich über Wasser zu halten. Doch bis jetzt verlief es trotz meinem persönlichen Freund „Amt Breitenfelde“ recht gut. Auch diesen Termin heute früh habe ich gut überstanden. Ich hatte mich bereits auf das Schlimmste vorbereitet und mein Merkzettel kam nicht mal zum Einsatz. Als Frau Behrendt dann alles für mich ausgefüllt hatte und mir eine Liste mit fehlenden Daten reichte und ich gerade loslegen wollte mit meinen Fragen, sagte sie mir: „So das war alles.“ Verwirrt schaute ich über den Schreibtisch und wurde dann mit einem, mein nächster Termin kommt in 5 Minuten der Tür verwiesen. Dabei wollte ich noch so viel klären. Zum Beispiel die Angelegenheit vom letzten Besuch, als mir an den Kopf geworfen wurde, das ich ja in einer überteuerten Wohnung wohne und überhaupt sollte ich doch mal erklären wie ich mit dem bisschen Geld hinkomme. Das I-Tüpfelchen war noch die Ansage, dass ich Louisa mit 3 Jahren sofort in den Kindergarten stecken müsse und dann sofort arbeiten gehen soll.
Ja bitte schön, aber das kann man mir doch auch netter sagen. Außerdem habe ich nicht mit einer Silbe erwähnt, das ich nie wieder arbeiten will. Ich würde gerne arbeiten, nur muss sich das mit dem Leben meiner Tochter vereinbaren lassen.
Somit kam ich dann nicht zu meiner vorbereiteten Rede. Das nächste Mal dann aber Frau Behrendt. Das nächste Mal wird nicht all zu lange auf sich warten lassen, da ich ja die fehlenden Unterlagen nachreichen muss.
Dieser Besuch beim Amt war nicht so schlimm wie geplant. Im Auto auf dem Weg nach Mölln geht es mir schon etwas besser. Schnell Lebensmittel eingekauft und dann wird ein Trockner ausgesucht. Das steht jetzt auf dem Terminkalender.
Die Sache mit dem Trockner entwickelt sich zu einem Horrorszenario. Was bei „Mega Company“ auf den Preisschildern steht, lässt mich erschaudern und mein Portmornai versteckt sich in der hintersten Ecke meiner Tasche. Dabei haben wir doch gestern gerade bei OBI in der Werbung das Schnäppchen Trockner für € 199,00 gelesen.
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, vor 6 Jahren war ich schon mal soweit und habe über die Anschaffung eines Trockner´s nachgedacht und Angebote habe ich eingeholt. Für einen Siemens/Bosch Teil sollte ich 450,00 DM zahlen und das war das Neuste vom neusten und ein absolutes Top Gerät. Dieses Ding von Obi klappt schon beim bloßen hinsehen zusammen und verbraucht doppelt soviel Strom. Irgendwie hat uns der Euro doch ganz schön beschissen.
Bei „Mega Company“ sind meine Tochter dann auch weg, ohne Trockner versteht sich. Mir fällt dann der Martin ein, der hat das Küchengeschäft in der Stadt und der hat Elektrogeräte im Programm. Nix wie hin. Leider ist nur eine seiner Verbkäuferinnen da, aber zumindest falle ich nicht gleich vor Schreck um als ich die Preise sehe, da es sich auch um wirklich gute Geräte handelt.
Jetzt heißt es die Verkäuferin aus dem Konzept zu bringen, ich bin da Fachfrau, komme nämlich aus der Küchenbranche. Tatsächlich es klappt. Sie bietet mir ein Siemens Gerät an und nennt mir doch glatt ein Preis für ein anderes, minderwertigeres Gerät. Ich schlage sofort ein und sage aber noch, dass ich noch mal mit dem Chef sprechen will. Zu meinem Glück kommt er gerade zur Tür herein. Ein guter Handel mit einem guten Ergebnis und somit ist der Trockner gekauft. Jetzt heißt es nur noch meinen Mann zu beichten, dass der Trockner 150 Euro mehr als geplant kostet. Der Martin ist ein alter Freund von mir, wir hatten uns gern, nur ich blöde Kuh, war damals auf diese coolen Typen aus. Martin war einfach zu nett für mich. Das ist er heute auch noch und in unserem Gespräch nach dem Trocknerkauf, bietet er mir doch glatt einen Job bei sich im Laden an. Soll heute mein Glückstag sein? Ich bin begeistert und er will mit seinem Bruder darüber sprechen (bitte drückt mir die Daumen).
Wieder auf der Bundestrasse unterwegs rufe ich meinen Mann an. Der ist total entsetzt wegen der 300 €. Muss ich den heißersehnten Trockner wieder abbestellen? Nein, ich überzeuge meinen Mann und ich bin glücklich. Über die Sache mit dem Job, ist er dann glücklich. Ich natürlich auch. Wir machen noch einen kurzen Stopp bei meiner Freundin Susanne und ihrem Sohn Tyler. Die Neuigkeiten müssen unter die Leute, außerdem haben wir uns das ganze Wochenende nicht gehört und gesehen. Susanne war am Sonntag arbeiten und ich auf dem Flohmarkt.
Auch Susanne freut sich für mich und wir genießen unseren Kaffee während unsere Kinder spielen.

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