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Tagebuch Feuervogel
2007-08-10 17:21
Paul und ich/ Entwurf/Ideen
Als ich im Fernsehen einen Dokumentarfilm über Frösche sah, versuchte ich deren Balzrufe natürlich zu imitieren. Ich versuchte, meine sich unter dem Mund befindliche Marionettenfalte wie diese grünen, kleinen Viecher soweit nach aussen zu pressen, dass ich damit hoffte, eine Blase oder ähnliches formen zu können. Konnte ich leider nicht. Einige zaghafte Quaker entglitten mir, grössere Erfolge durfte ich jedoch nicht verzeichnen. Paul sagte, es mache ihn nervös, wenn ich mich so benähme. „Geht so, find ich nicht unbedingt, muss dich nicht nervös machen.“ „ Na klar doch, du bist doch kein Frosch, schon gar keiner, der eine Paarungsritual vollziehen will!“, erwiderte er. „Anderer Sender oder ganz aus“, sagte ich. Kurzes Flimmern noch, dann einen schwarze Röhre. Paul wandte sich mir zu, ich auf unserem kleinen Sofa sitzend, schnappte mir ein gelbes Kissen, gekauft aus Frust an einem Nachmittag im Mai, um den nötigen Abstand zu wahren zu können. „Glaubst du nicht auch du solltest dir einmal einen neuen Job suchen?“ „Wieso wer glaubt das denn auch noch?“ „Ich“, meinte Paul. „Ich schreibe“, gab ich von mir, die Marionettenfalte nach aussen streckend, immer noch hoffend, ich könnte es schaffen. „Ich weiss, dass du schreibst. Im Verborgenen, im äusserst intim geglaubten Terrain, schreibt so mancher.“ Auf dem Couchtisch ein halb ausgetrunkenes Limonadenglas, eine zerfetzte Chipstüte (mit Meeressalz angereichert), ein Aschenbecher, vollgestopft mir Zigarettenstummeln, geraucht teils aus Langeweile, teils zur puren Freizeitbeschäftigung und mein Manuskript daneben. Naja zumindest ein Teil davon, ok ein sehr kleiner, ein im Verhältnis zum bereits damit zugebrachten Aufwand relativ winziger Teil. Zwei Seiten. Das sagt nichts aus. Paul’s und mein Blick fielen auf die hundslausigen Papiererzeugnisse mit den paar Tintenklecksen drauf. „Das sagt nichts aus.“, liess ich ihn wissen, der trotzige Unterton war natürlich zu hören. „Das ist alles in meinem Kopf drinnen, bei Gelegenheit schreib ich mir das mal auf!“, trötzelte ich weiter, mir selber nicht so recht trauend. „Find ich super!“, sagte Paul und ich: “Ich auch.“ Nach solchen oder ähnlichen Konversationen, ziehe ich es für gewöhnlich vor, den sozialen Kontakt zwischen mir und Paul ein wenig zu reduzieren. Mit nur wenig Aufwand und viel Wut, griff ich mir meine Tasche. Von Paul, der mit dem ehrenvollen Nachnamen Weber, gesegnet war, verabschiedete ich mich indem ich mein Hand zum Grusse hob,

Mein Café, der Boden mit schwarz weissen Blättchen ausgelegt und netten, runden Tischchen aufgestattet, befand sich noch immer dort wo es bereits zuvor war. Klar. So klar nicht! Immerhin oder? Ich meine ja nur. Man weiss nie. Rosa, die von mir sehr geschätzte Bedienung, mir den wallenden Gewändern und der schwarzen Boa, kam gleich zu mir an den Tisch und fragte nach meinem Befinden und meinen Wünschen. Gut, einen Kamilentee. Ja genau so weit ist es mit mir bereits gekommen, Altersausfahrten-Zwischenstopp’s gleich, bestelle ich einen Kamilentee. Aber warum nicht? Wenn’s sich nicht vermeiden lässt.

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2007-08-10 17:21