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Tagebuch Feuervogel
2004-07-24 17:05
>Jetzt wo ich tot bin

Ich habe hier noch eine ältere Geschichte von mir gefunden..die mir irgendwie gefällt.

Jetzt wo ich tot bin

Ich lag am Boden. Um mich herum war alles voller Blut und mein Gesicht fühlte sich an als ob es mit Schnitten übersät wäre. Ich konnte mich noch für einen kurzen Moment wach halten, doch dann spürte ich wie sich meine Lider langsam über meine Augen legten und mir dann das Sehen verwehrten.

Das war kurz bevor ich starb. Danach verfehlte mich nur knapp ein Auto das die Hauptstrasse entlang fuhr, auf der ich zu Tode gekommen bin. Irgendwie merkwürdig, das jetzt so klar vor mir zu sehen, den Moment immer wieder wiederholen zu können, fast so wie bei einem Videogerät. Ich bereue es nicht dass ich jetzt hier bin, doch ich sehne mich nach meinen Freunden. Wenn ich mir angucken muss, wie sie da draussen leiden und ich mich ihnen nicht mitteilen kann, dann ist mir nach weinen zu mute.
Doch jetzt fliege über all die Hausdächer die mir noch zuvor so weit weg und fremd vorgekommen sind. Der Wind weht mir durchs Gefieder, und ich bereue es nicht mehr, dass mir Flügel gewachsen sind, obwohl es für mich schon ziemlich komisch war, statt Arme nun Flügel zu besitzen. Von hier oben, hat man einen wundervollen Ausblick, man glaubt zu träumen, aber es ist kein Traum. Es ist genau so wunderschön hier oben, wie ich es mir, als ich noch am leben war, vorgestellt habe.

Oh verzeihen sie mir, ich habe mich noch nicht vorgestellt; Nesira ist mein Name, wie es zu meinem Tot kam? Das war letzten November, die Zeit der Blätter, wie ich sie nenne. Ich war gerade auf dem Weg, zu meinem Freund als ich die Strasse überquerte, wobei überqueren übertrieben ist, ich schaffte es gerade mal bis zur Mitte und wurde dann von einem Auto überfahren. Aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, ich trage den Hass nicht mehr in mir, den ich zu Anfang gegen diesen Mann der mich überfahren hat verspürte. Ich dachte ich könnte ihm niemals verzeihen aber ich kann nichts unternehmen von hier oben. Wahrscheinlich ist er nach meinem Tod geflüchtet, er wird es nicht mit Absicht getan haben, er hatte nur Angst, Angst vor den Folgen. So wie es jeder Mensch hat, immer diese Angst vor den Folgen, ich hatte das auch, aber das ist jetzt vorbei, weil ich anfange die Welt zu verstehen. Sie dreht sich nicht nur um ein paar Menschen, auch wenn es dir manchmal so scheint, alle sind irgendwie mit eingebunden, es ist wie in einem Kreislauf, alles hängt vom einzelnen ab und endet, wenn dieser nicht mehr da ist. Ich hatte auch keine Kraft mehr hier zu sein. Weil ich das Leben satt hatte, es wurde mir zu viel, weil ich den Sinn nicht sehen konnte und auch mein Licht war fast schon erloschen. Vielleicht hat unser Boss, dem ich übrigens immer noch nicht vorgestellt worden bin, dann beschlossen mich aus dem Verkehr zu ziehen- Da steckt sogar noch ein bisschen Ironie dahinter. Schlussendlich wurde mir nichts genommen dass ich noch haben wollte.

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tOterEnGeL

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leben 

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2004-07-24 17:05