Alles kommt doch irgendwie immer anders, als man sich es vorstellt.

Von meinem Traum Psychologie zu studieren musste ich mich verabschieden, weil ich sogar trotz des Widerspruchs keine Chancen auf einen Platz an meiner Wunschuni bekommen hätte. Und einfach so das Geld auf gut Glück einzusetzen, war mir dann doch zu riskant.

Ich bin Mitte Oktober in eine andere Stadt gezogen, um mein Studium (Soziologie) zu beginnen. Anfangs war es wirklich sehr schwierig ohne Familie, Freunde usw., aber ich habe mich bereits gut eingelebt.

Auch wenn ich immer wieder sagen muss: die Menschen in der neuen Stadt sind sehr unfreundlich und vor allem wohl voreingenommen, was das Thema "Kopftuch" (ich ziehe das Wort Tuch vor...) betrifft. Mitte August habe ich mich nämlich dazu entschlossen, es ab sofort zu tragen, wobei ich mir immer wieder sage, dass es ein offenes Ende gibt. Ob ich es vielleicht einige Zeit später wieder abnehme, kann ich nicht wissen. Im Moment fühle ich mich wohler denn je, auch wenn einige (auch viele aus meinem Umfeld) es vorerst garnicht verstehen konnten, weil ich trotz meines Glaubens, sehr frei aufgewachsen bin. Sogar meine Eltern wollten mir diesen Schritt nicht abnehmen. ;)

Schwieriger wurde es in der neuen Stadt, ich habe zum ersten Mal erlebt, dass jemand einfach nicht mit mir reden wollte bzw. indirekt nicht gesehen werden wollte. Natürlich sind das Spekulationen, aber verwunderlich ist es schon, dass ich mit meiner offenen Art partout gegen Wände gedonnert bin. Dass ich ständig nur mit anderen tuchtragenden Mädchen in Kontakt bin, kommt für mich nicht in Frage. Ich habe es schon immer vorgezogen, nicht nur mit Türken oder anderen Muslimen befreundet zu sein o.Ä. Nunja, jetzt habe ich ja Gott sei Dank Freunde gefunden; das Tolle ist, dass die Gruppe multikulturell ist. Deutsche, Kurden, Türken, Spanier, Thailänder, Iraner, Russen,... Total schön... :)

Das Studium ist auch sehr schön, ich fühle mich wohl in meinem Studiengang und von der Psychologie habe ich mich vorerst verabschiedet. Ich weiß nicht Mal mehr, warum ich das unbedingt machen wollte, wenn es gleichwertig interessante Studiengänge gibt...

Das zu meinen allgemeinen Erfahrungen in den letzten Monaten.

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Ich bin in einem absoluten Gefühlschaos.

Bahnt sich da etwa so etwas wie Verliebtsein an? Ich hoffe doch nicht, denn das wäre mit schwerwiegenden Folgen verbunden.

Mein bester Freund (ich glaube, das wird mein lebenlang so weitergehen, was man ja aus meinen Erfahrungen lesen kann).

In letzter Zeit passieren so seltsame Dinge zwischen uns. Wir vermissen uns sehr, deswegen telefonieren wir jede Nacht und reden uns gegenseitig in den Schlaf. Anfangs haben wir das gemacht, weil ich nicht einschlafen konnte, da ich nun alleine wohne und mich sehr einsam gefühlt habe. Doch seit etwa 6 Wochen halten wir es kaum aus ohne zu telefonieren.

Unsere Treffen werden auch immer häufiger. An sich hört sich das alles nicht so schlimm an... aber...

Der erste Vorfall war als ich bei ihm war und mich in sein Bett gelegt habe, weil mir kalt war. Er hat sich dazugelegt, was mir schon sehr angst gemacht hat. Als er dann angefangen hat mir vorzulesen und dabei sich extreeem an mich gekuschelt hat (mit Arm drumlegen usw.), bin ich in eine Art Trance gekommen. Ich wollte die ganze Zeit sagen, dass er mich loslassen soll, aber meine Stimme versagte. Bis ich nach etwa 20 Minuten endlich in der Lage war, aufzustehen. Ich bin dann auch gegangen und habe ihn etwas unhöflich in dieser misslichen Lage allein gelassen. Aber ich musste einfach weg... Hab gezittert wie blöde.

Für mich kommen derart Berührungen nicht infrage. Enttäuschend fand ich, dass er es getan hat, obwohl er meine Meinung darüber kennt. Nachdem wir dieses Geschehen geklärt haben und er mir beteuert hat, dass er keinerlei Absichten hatte, habe ich ihm eine zweite Chance gegeben.

Leider kam es etwa 2 Wochen später anders. Wir waren im Park spazieren und er hat ständig versucht meine Hand zu nehmen, letzten Endes habe ich mich drauf eingelassen. Er ist mir sehr wichtig geworden und ich vermisse ihn ständig, dann hat es einfach gut getan ihn berühren zu können. Irgendwann saßen wir Arm in Arm an einem See. Ich habe schon in dem Moment wieder Gewissenbisse gehabt und ihm gesagt, dass ich das alles nicht einordnen kann, worauf er selbst auch keine Antwort mehr wusste.

Es ist immer wieder zu solchen Berührungen gekommen, allerdings nie ohne meine Kommentare. Ich ziehe meist auch 5 Mal meine Hand weg, bevor ich es zulasse.

Als ich ihn dann nochmal in einer anderen Stadt besucht habe, ist es quasi zum großen Knall gekommen. Wir haben uns fast geküsst, aber ich konnte gerade noch die Notbremse ziehen.

Ein kurzer Dialog folgte.

Ich: Wir setzen hier sehr viel auf's Spiel und ich finde es einfach nicht richtig, was wir machen.

Er: Manchmal ist es nicht schlimm, etwas falsches zu tun. Außerdem setzen wir nichts auf's Spiel. Wenn ich erstmal im Ausland für ein Jahr bin, wird sich das schon regenerieren.

Diese Antwort fand ich seeeehr scheiße. Was denkt er sich? Dass ich für zwischendurch bin?

Im Moment fühle ich mich einfach nur schlecht. Ich habe meine Prinzipien und habe sie gebrochen, indem ich mich derart auf ihn eingelassen habe. Immer noch bin ich enttäuscht, dass er mich dazu bringt, obwohl er mich sehr gut kennt und sehrwohl weiß, was ich will und was nicht.

Selbstverständlich spielt meine Religion eine sehr große Rolle, sogar die größte. Und ich werde mich trotz kleiner Verliebtheit nicht auf ihn einlassen. Erstens aufgrund meiner religiösen Ansicht, zweitens weil mir die Freundschaft viel wichtiger ist, als so ein Techtelmechtel, was nicht Mal ein Jahr Trennung überstehen kann.

In diesem Sinne:

Zwischen Männern und Frauen kann eine Freundschaft nicht rein platonisch sein.