Anna und ich haben montags in der zweiten Pause immer zusammen Sanitätsdienst. Das heißt, wir sitzen vor dem Lehrerzimmer rum und warten, dass evtl jemand zu uns kommen könnte. Ist eigentlich noch nie vorgekommen. Aber heute kam Herr Schupp, der Lehrer, der für den Dienst verantwortlich ist und die Ausbildung gibt, und erklärte, dass drüben in der Hauptschule (bei uns sind Hauptschule und Gymnasium in einem Gebäude) einer umgekippt wäre. Wir also mit ihm sofort hin – es war sozusagen unser erster Fall. Der arme Kerl lag dort auf dem Boden, die Beine auf einer Mülltonne hochgelegt und zitterte, ihm war übel und schwindlig. Er hatte in Sport einen Ball an den Kopf geschossen bekommen, war seitdem drei Mal umgekippt und konnte sich an nichts davon erinnern. Und es war so grausam, es zu sehen, wie er so da lag und plötzlich sein Kopf zur Seite fiel – er wurde also wieder ohnmächtig. Zum Glück nicht lange.
Herr Schupp rief dann einen Krankenwagen, ich sollte am Hauptschulparkplatz warten, sah aber, dass der Krankenwagen nicht zur Hauptschule, sondern daran vorbei fuhr. Gut, erstmal durch die ganze Schule gesprintet, im Gym war noch Pause. Der Wagen stand dann im Gymnasiumspausenhof, ich sprang schon mit zittrigen Beinen die Treppe hinunter und dachte schon, ich würde selber gleich umfallen, aber Frau Stassek-Bonnett kam mir zuvor und teilte den Herren schon mit, wo der Hauptschuleingang sei. Ich also gerade wieder stehengeblieben, als ich fast dagewesen wäre, und sofort wieder rübergerannt. Damit hatte ich also meinen Sport, der heute morgen ja ausgefallen war... Die Sanitöter kamen dann und nachdem sie den Kerl kurz untersucht hatten – er hat wahrscheinlich eine starke Gehirnerschütterung – legten sie ihn auf eine Trage und nahmen ihn mit. Anna und ich mussten dann noch das ganze Zeug schleppen, EKG-Gerät und Untersuchungskoffer.
Am liebsten wären wir gerade mit ins Krankenhaus gefahren, das ist so komisch, wenn man diesen Mensch dann so alleine lassen muss.

Das war so ziemlich das aufregendste Ereignis des heutigen Tages (bis jetzt). Am Sanitätszimmer wartete noch ein kleiner Junge auf uns, der sich die Hand in einer Tür eingequetscht hatte. Wenn man mal gebraucht wird, dann aber gleich richtig. Nun gut, seine Mutter kam dann auch schon bald, war also nicht weiter schlimm.

Der Rest der Schule war irgendwie nicht sehr ereignisreich. In Spanisch saßen wir alleine im Computerraum und mussten Feiertage raussuchen, weil wir nur die Hälfte waren (die andere Hälfte schrieb Schulaufgabe) und unser Lehrer „den Elektrosmog nicht aushielt und Kopfweh bekam“...

Heute muss ich dann ein bisschen aufräumen, kann auch gleich anfangen, Zeug auszumisten, und Französisch lernen. Schreiben am Donnerstag Schulaufgabe.