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Tagebuch eSturmlaterne
2005-08-16 21:15
Hochzeit, Hühner & ein anderes Leben
Heute war dann also der erste Arbeitstag nach dem Hochzeit-Wochenende. Eigentlich hatte ich ja das Laptop dabei, und mir vorgenommen, alles tagebuchmäßig aufzuschreiben. Hat aber irgendwie nicht geklappt. Das einzige was ich geschrieben habe, an dem Wochenende ist das hier:

"So, das war jetzt also die Hochzeit von meinem Bruder. War ja eine richtig große Feier und natürlich waren da fast ausschließlich Pärchen anwesend, außer mir, ich war allein. Naja, aber bin ich ja gewohnt. Vor der Trauung gabs dann auch noch einen großen Schreck, weil mein Vater einen Kreislaufzusammenbruch hatte und erst mal zusammengeklappt ist. War wohl alles zu viel für ihn. Er hatte wohl auch Angst vor dem Tag, weil wenn man blind ist, kommt man sich bei einem solchen Ereignis wahrscheinlich recht verloren vor."

Ja, und die Trauung war am Ammersee im Künstlerhaus Gasteiger und das ist schon ein recht schöner Ort zum heiraten, weil man da durchs Fenster sogar das Kloster Andechs am anderen Seeufer sieht. Und dann noch der Park drumherum, ja, schön. So ein Häuschen hätte ich auch gern. Und natürlich waren bei der Trauung dann auch alle sehr gerührt und es gab Tränen und sowas. Bei mir ja auch etwas feuchte Augen, aber auch komische Gedanken. Nämlich, ob das mit der Liebe und so, was die Standesbeamtin da in ihrer Ansprache so erzählt hat, ob das alles so stimmt. Zweifel! Ja, ich zweifle daran, ob das wirklich so sein muß, mit Mann-Frau-Zweierbeziehung. Ist das wirklich so, ist dass das Schönste im Leben? Ja, natürlich hab ich mich auch schon immer danach gesehnt und auch viel gelitten, weil das einfach nie so passieren wollte, bei mir. Aber irgendwie, komischerweise, ich weiß garnicht so recht warum, ist mir diese Sehnsucht inzwischen abhanden gekommen. Wo ist sie hin? Ich weiß es nicht. Nachdem sie mich so lang belgleitet hat, ist es schon seltsam, dass sie jetzt so plötzlich weg ist. Wird sie wieder kommen? Ist sie nur mal kurz auf Urlaub, die Sehnsucht? Aber wie kann sie so plötzlich weg sein, ohne sich zu verabschieden? Das versteh ich grad selber nicht. Oder ist sie immer noch da und ich bemerke sie nur nicht, aus irgendwelchen Gründen? Vielleicht hatte ich diese Sehnsucht aber auch nur, weil ich dazugehören wollte, zu dieser Welt, in der nun mal Partner=Glück gilt. Aber ob diese Gleichung immer so aufgeht? Naja.

Überhaupt möchte ich manchmal ein ganz anderes Leben. Nicht mehr diese Tretmühle der Erwerbsarbeit. Ich fühle mich da so falsch, so ohje... also diesen Gedanken an ein anderes Leben habe ich eigentlich schon seit ca. einem Jahr und er läßt mich nicht mehr los. Also vor einem Jahr, so in etwa, da war ich nämlich Pilze suchen, im Wald. Gefunden hab ich wohl nicht viel, und so hab ich mir noch ein paar Maiskolben von einem Feld geklaut und zusammen mit den Pilzen gab das dann sogar eine Mahlzeit, von der ich satt wurde. Seit dem beschäftigt mich die Frage, wieviel Land man wohl bräuchte, um sich zu ernähren. Wenn man da noch ein kleines Häuschen hätte, ein Stück Wald, damit man im Winter Feuerholz hat, vielleicht noch ein paar Hühner, die man dann auch noch mit ernähren müßte, die dafür aber Eier legen, evtl. noch eine Kuh, die Milch gibt, also wieviel Land bräuchte man da, um sich ein ganzes Jahr davon ernähren zu können? Und was würde das kosten? Hätte ich möglicherweise schon genug Geld, um mir sowas leisten zu können? Würde mir ein so einfaches Leben besser gefallen, als mein jetziges? Auf den ersten Blick: Ja! Auf den zweiten Blick: Vielleicht. Auf den dritten Blick: kann ich das alles? Aber ich denke immer wieder daran. Da mein kleines Häuschen mit dem Kachelofen, der Stall mit den Hühnern und der Kuh und rundherum die Felder. Kartoffeln, Mais, was könnte man noch anbauen, ein bisschen Gemüse, ein paar Obstbäume, da noch ein paar Bohnen, dort Erbsen, hier Salat und Tomaten und so weiter. Klar würde das alles viel Arbeit machen, aber man wüßte wenigstens wofür man arbeitet.

Ja, das sind so Gedanken, am heutigen grauen Novembertag. Novembertag? Ja, soviel zum Thema Wetter...

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Kommentare

10:55 20.08.2005
ach ammersee, ach ammersee. ein kleines hüttchen mit steg. dahinter wald und ein paar beete. ein blumenbeet am zaun zum seeweg. auf der wiese in der nähe ein, zwei kühe und ein paar ziegen. stündlich rauscht der zug vorbei. Naja, vielleicht ein bis zwei Tage die woche einer geregelten arbeit nachgehen, wegen rente und so. und vielleicht einfach, um mal rauszukommen aus dem landtrott. wenns soweit sein sollte, komm ich mal zu besuch. helfe auch gerne mit.
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00:01 17.08.2005
Ja, wenn der Sommer nicht gerade auf einen Sonntag fällt, würde das schon gehen, mit dem nackt durch den Wald springen. Aber Sonntags müßte man dann schon in Sonntagsgewand. Und überhaupt, was mach ich an all den anderen Tagen, an denen kein Sommer ist. Frieren will ich schließlich auch nicht und ich kann ja nicht immer zu Hause am Kachelofen sitzen.
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22:52 16.08.2005

kleidung?
ach wofür denn das. blätter tuns doch auch.

oder einfach naggisch durch die gegend hüpfen.
soll sowieso befreiend sein.

ansonsten dafür finden wir auch noch eine lösung,
also wenn das mit dem nackt durch den wald springen nicht deinen vorstellungen entspricht.
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22:45 16.08.2005
Konsum, das ist noch ein Problem, bei meiner Aussteiger-Phantasie. Weil, auch wenn ich nicht viel brauche, hin und wieder ein neue Kleidungsstück, das müßte man dann doch. Außer man hätte noch ein paar Schafe und dann könnte man aus der Wolle. Aber ich kann nicht spinnen. Also klar, ich spinne, das schon, aber so Fäden aus Wolle spinnen und dann Kleider draus machen, also das kann ich nicht. Kann das wer? Dann müßte ich doch eine Kommune mit einem Schäfer aufmachen, oder einer Schaäferin, noch besser. Jaja, aber wie gesagt, ich spinne...
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21:33 16.08.2005

ach herr windlicht.

das mit der sehnsucht ist immer so eine sache. ist sie da, strengt sie extremst an, spürt man sie nicht fragt man sich wo sie hin ist. ob sie noch da ist oder für immer verschwunden.

ich persönliche glaube ja, das die sehnsucht sich nur versteckt. ob sie gefunden werden will vermag ich nicht zu beantworten, aber mit der zeit wird sich alles finden.


hochzeiten sind irgendwie anstregend. aber auch schön. wobei meine persönlichen erfahrungen auch sehr begrenzt sind. tränen an hochzeiten sind auf alle fälle erlaubt. & zu ihrer idee mit dem selbstversogen. oh mein gott - das wäre mal so gar nichts für mich, ich konsum-süchtige. aber manche dinge muss man probieren um zu wissen ob es das wäre.

fühlen sie sich umarmt. y.
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2005-08-16 21:15