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Tagebuch Doc12
2010-10-21 06:45
Der weinende Clown - 91
Zwischenzeitlich war Sarah ins Zimmer gekommen. „Aha – ihr habt euch bereits selbst versorgt. Wollt ihr Kaffee?“ Beide verneinten.
„Wie war das mit den Gedanken, die angeblich die stärkste Macht im Universum sein sollen?“, nahm sie das Thema wieder auf und setzte sich neben Bruno.
„Sie sind es nicht nur angeblich, sondern tatsächlich“, antwortete Gottfried und lächelte weise.
„Aber der Mensch denkt doch unheimlich viel den ganzen Tag über, das kann man doch gar nicht kontrollieren“, wandte Sarah ein.
„Stimmt. Die meisten Menschen haben nie gelernt, ihre Gedanken zielgerichtet einzusetzen, also zu fokussieren. Der tägliche – ich nenne es ,Gedankenbrei’ – ist deshalb sehr gefährlich, weil er das Leben bestimmt. Und aus Brei kann nichts anderes werden als Brei, der dann zäh durchs Leben fließt, an einem klebt wie Leim und die Handlungsfreiheit und damit letztlich das eigentliche Leben behindert. Ein Gedanke ist ein Kind des Geistes. Der Geist selbst aber ist neutral, weder gut noch böse. Hier hat der Mensch die Wahl. Der Geist hat – nur um ein Missverständnis auszuräumen: Er hat nichts mit dem menschlichen Gehirn zu tun, es ist nur das Gefäß und automatisiert nebenbei noch die körperlichen Grundfunktionen. Der Gedanke ist seit Ewigkeit die einzige unsichtbare Ursache allen Seins, sei es nun im materiellen oder im immateriellen Bereich.“
„Aber was ist das: Geist?“ Wie kann man das erklären?“, wollte sie wissen.
„Geist ist ein Teil der ewig währenden Naturgesetze. Naturgesetze sind durch nichts zu ändern, sie sind unbestechlich, kein Mensch ist in der Lage, ihre Wirkung zu beeinflussen, sie sind unpersönlich und damit nicht abhängig von Wollen oder Können. Geist ist Energie, mit einen ungeheueren Potenzial – einfach ausgedrückt. Diese Energie steht jedem zur Verfügung. Die Frage ist immer nur, ob und wie diese Energie genutzt wird.“

„Dieser Uri Geller verbiegt Löffel damit“, warf sie ein und lachte.
„Ach ja – er tut das. Und macht zudem noch eine riesige Show daraus. Na und? Was ist dabei? Und vor allem kann man sich fragen, ob solche Dinge sinnvoll sind. Sie dienen doch lediglich dazu, die Menschen zu beeindrucken.“
„Aber er kann es – und die meisten anderen nicht.“
„Jeder kann es, wenn er glaubt, es zu können und nicht daran zweifelt. Schon Henry Ford sagte einmal: ,Egal, ob du glaubst, etwas zu können oder es nicht zu können – du hast in jedem Fall Recht.’ Uri Geller war als Kind schon sehr phantasievoll, hat geglaubt, es zu können und er konnte es. Später wurde es dann zum Wissen, da es immer funktioniert hat, somit war jeder Zweifel ausgeräumt – und so verbiegt er mit Gedankenkraft Löffel, da die Materie dem Geist untergeordnet ist – und das tut er vermutlich bis an sein seliges Lebensende – und das Schlitzohr verdient auch noch eine Menge Geld damit, obwohl es ganz einfach ist, nicht wahr? Es ist ungefähr so, wie bei einem Menschen, der Klavier spielen lernt: Am Anfang kann er es noch nicht, er muss es lernen und durch Übung perfektionieren. Kann er es aber, dann macht er sich keine Gedanken mehr darüber, sondern setzt sich hin und spielt – in dem Wissen, dass er es kann – und er kann es tatsächlich. Das heißt also, der Glaube wurde irgendwann zum Wissen oder zur Überzeugung – und schon funktioniert’s.“

„Du erzählst das alles so überzeugend, dass man es fast glauben könnte ...“ Sie sah ihn keck an und fuhr fort: „Demnach müsstest du es ja auch können.“
Gottfried lachte schallend. „Natürlich kann ich das auch.“
„Kannst du das beweisen? Hier und auf der Stelle, meine ich?“
„Klar könnte ich das. Aber muss das jetzt unbedingt sein? Es ist doch völlig sinnlos.“
„Ja, das möchte ich sehen.“ Sie sprang auf, um aus der Küche einen Löffel zu holen, kam zurück und legte ihn vor Gottfried auf den Tisch. „Dann mach mal!“, bat sie ihn und sah ihn dabei herausfordernd an.
Gottfried warf einen Blick auf den Löffel. In Sekundenschnelle wurde er weich wie Wachs, ohne dass er ihn berührt hätte, bog sich, schließlich verschlang sich der Stiel zu einem kunstvollen Knoten. Sarah sah es mit großen Augen, war fassungslos, hielt sich die Hand vor den Mund und rief dann: „Das ist ja unglaublich!“

Bruno verzog das Gesicht und schwieg.
„Sag das aber bitte nicht der Firma Maggi – die würden mich vermutlich sofort unter Vertrag nehmen“, meinte Gottfried, lachte schallend und fragte: „Kann Uri Geller das auch?“

Kommentare

18:03 21.10.2010
Das weiß ich nicht, temeritas. Das ist jetzt Seite 173 von 283.
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unbekannt
06:51 21.10.2010
Gottfried ist sehr witzig.

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00:31 21.10.2010
Wieviele Teile gibts überhaupt?
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2010-10-21 06:45