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Tagebuch Doc12
2010-10-14 07:46
Der weinende Clown - 84
Er legte das Handy weg, schaltete den Computer ein, setzte sich an die Tastatur und begann zu schreiben.

„Wieso wird mir das alles gezeigt?“, fragte Donatello.
„Dein Lebensfilm?“
„Ja.“
„Der Mensch hat eine Aufgabe auf Erden. Kein Leben ist umsonst, jeder Gedanke und jede Tat, egal ob gut oder böse, sind aufgezeichnet“, antwortete das Lichtwesen und fuhr fort: „Dieses Leben ist nur ein Durchgang zu einem weiteren Dasein und der Tod ist nicht das Ende. Was du auf Erden erlernst, ist dem Verstand nützlich, es bleibt jedoch im Erdenkörper zurück. Nur das, was du erlebst, empfindest, was deinen Geist bewegt, kannst du mitnehmen.“
„Heißt das, alles, was ich jemals im Leben gelernt habe, war völlig umsonst?“
„Nein, denn für dein vergangenes Leben war es nützlich, für das nächste Leben jedoch wird es nicht mehr benötigt. Ihr Menschen vollbringt mit dem Verstand großartige technische Werke, doch seid ihr nicht in der Lage, sie zu beherrschen und sinnvoll zu nützen, weil ihr euch vom Verstand führen lasst, nicht aber vom Geist. Und so macht ihr Fehler: Ihr greift in die Natur ein, seid aber unfähig, die Folgen abzusehen, denn für das wahre Wissen um das Gefüge der Schöpfung seid ihr blind – obwohl das Wahre im Grunde einfach ist.“
„Das beantwortet meine Frage nicht“, wandte Donatello ein.
„Durch die Rückschau auf dein Leben gelangst du zu der Erkenntnis, was falsch gewesen ist und wieviel Leid du – oftmals unwissentlich – anderen zugefügt hast. Aber auch die Zeit, die du unnütz verstreichen ließest, wird dir nun bewusst.“

Donatello fühlte ein leichtes Ziehen. Eine unerklärliche Kraft zog ihn vom dem Lichtwesen fort. Er empfand es fast als schmerzhaft.
„Was geschieht mit mir?“
„Du gehörst noch nicht hierher, Donatello. Deine Aufgaben im irdischen Leben sind noch längst nicht erfüllt. Du musst zurück in deinen Körper.“
„Ich will nicht mehr zurück!“, schrie Donatello.
„Du musst. Doch sei getröstet: Du wirst den Rest deines Lebens bewusster und zufriedener leben, du wirst die Menschen mit anderen Augen betrachten, toleranter, liebevoller – und du wirst keine Angst mehr vor dem irdischen Tod haben, weil du nun weißt, dass er nur die Tür zum nächsten Leben darstellt.“

Ein metallisches Klirren drang an Donatellos Ohr, er spürte einen heftigen Druck in der Brust, dann hörte er eine Stimme, die rief: „Wir haben ihn! Wir haben ihn!“ Langsam öffnete er die Augen. Eine starke Lampe blendete ihn und als sein Blick klarer wurde, bemerkte er die Ärzte in ihren grünen Kitteln, die um ihn herum standen. Einer davon tätschelte ihm die Wangen. Er atmete tief durch – das Leben hatte ihn wieder.
„Was – was ist mit mir?“, fragte er stockend.
„Ganz ruhig bleiben“, antwortete eine Stimme aus der Ferne. „Sie sollten jetzt nicht sprechen.“

Donatello schüttelte den Kopf. Dann sagte die Stimme: „Sie hatten einen Herzinfarkt und ihr Herz stand gut zwei Minuten lang still.“
„Ich war tot?“
„Klinisch tot, ja.“
„Nur zwei Minuten??“
„So in etwa, ja.“
Donatello schloss die Augen. Er konnte es nicht glauben, hatte es wie Stunden empfunden – jegliches Zeitgefühl war ihm auf der anderen Seite abhanden gekommen. Er fühlte sich ungeheuer matt und schwach und noch ehe er sich weitere Gedanken machen konnte, war er wieder eingeschlafen.

Bruno wachte wie aus einer Trance auf, las, was er geschrieben hatte und schüttelte den Kopf. Der Clown lebt also, dachte er erstaunt. Ich bin mal gespannt, wie es weiter geht ... Soviel er auch grübelte und sich das Gehirn zermarterte, er verstand den Sinn dessen, was da auf dem Monitor geschrieben stand, immer noch nicht und auch der Fortgang der Geschichte war für ihn ein Rätsel – ganz abgesehen davon, dass es ihm dabei immer noch höchst unwohl war, auf diese Art ein Buch zu schreiben. Nach wie vor war er der Überzeugung, dass man auf diese Weise auch keines schreiben sollte. Er empfand es geradezu als dilettantisch, noch dazu, da er sich immer für einen Profi gehalten hatte.

Er stand auf, ging zum Kühlschrank, um eine Kleinigkeit zu essen, stellte sich anschließend unter die Dusche und ging zu Bett, da er sich vorgenommen hatte, am anderen Morgen in München fit zu sein.

Kommentare


unbekannt
11:28 14.10.2010
Dilettantisch ist ein treffendes Wort.

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2010-10-14 07:46