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Tagebuch Doc12
2010-10-10 09:24
Der weinende Clown - 80
Sarah lachte. „Mal wieder typisch. Du siehst immer alles so einfach. Bruno Steiger, der Revoluzzer!“
„Vielleicht sehe ich vieles zu einfach, das mag sein. Das Meiste ist aber sehr einfach. Man muss nur etwas nachdenken und bewusst durchs Leben gehen. Mein Freund, der liebe Gottfried, hat mir diesbezüglich gewaltig die Augen geöffnet.“
„Der muss ja superschlau sein“, witzelte Sarah.
„Ist er auch. Gegen ihn bin ein geistiger Armleuchter.“
„Ich muss ihn unbedingt kennen lernen.“

Bruno schwieg einen Moment, dann meinte er, um vom Thema abzulenken: „Vergisst du unseren Termin am Freitag nicht?“
„Natürlich nicht. Freitag Vormittag ist fest eingeplant. Ich bin ja mal gespannt, was dabei rauskommt. Freuen würde ich mich riesig, wenn es klappen würde, schon auch deshalb, weil ich vermutlich das Meiste von zu Hause aus machen könnte. Dann hätte ich keine Probleme wegen Karsten. Meine Mutter würde ihn zwar sicher nehmen, aber ich habe das nicht so gerne – sie verzieht ihn immer so.“
„Das haben Omas so an sich, ja“, entgegnete er und lachte. Dann meinte er spontan: „Ach liebe Sie, Frau Sarah. Darf ich Sie küssen?“
„Wenn Sie so nett sein wollen, Herr Bruno ...“ Sie lachte über das ganze Gesicht.
Er nahm sie in den Arm und küsste sie.
„Du bist ein Original, weißt du das?“, bemerkte sie lächelnd.
„Ja, ich weiß. Blöd gelaufen.“
„Was unternehmen wir heute eigentlich?“
„Wir könnten Essen gehen und anschließend einen Stadtbummel machen.“

Karsten, der anscheinend intensiv mit einem Spielzeugauto beschäftigt gewesen war, hatte die Unterhaltung dennoch mitverfolgt. Jetzt sprang er sofort auf und rief: „Au ja, toll, das machen wir!“
„Du hast deine Lauscher immer offen und hörst meist das, was du nicht hören sollest, mein Sohn.“ Sarah grinste ihn an.
„Spricht für ihn“, brummte Bruno. „Hoffentlich bleibt das so.“ Mit einem Blick auf seine Armbanduhr meinte er: „Gut, dann lasst uns mal ...“

Sie hatten sich einen schattigen Biergarten gesucht und nach dem Essen frohgelaunt einen Schaufensterbummel gemacht, wobei ihm Sarahs sehnsüchtiger Blick in so manche Auslage nicht entgangen war.
„Schöne Sachen gibt’s“, seufzte sie, um nach einer kleinen Weile nachdenklich hinzuzufügen: „Wenn man das Geld dafür hätte ...“
„Eines Tages kommt es, wart’s ab“, tröstete Bruno.
„Hoffentlich bin ich dann nicht alt und grau.“
„Du musst nur daran glauben, das ist alles.“
„Du hast immer so einfache Antworten – aber ob die immer richtig sind?“
„Ich weiß nur, dass der Glaube Berge versetzt – wenn man in der richtigen Weise glaubt, meine ich.“
„Glauben? Ich kann das nicht mehr. Nicht mehr, nachdem ich so viele negative Dinge erlebt habe ...“ Ihr Gesicht war ernst.
„Soweit war ich auch schon, mein Schatz. Doch ich habe meinen Glauben neu entdeckt. Ich weiß, dass alles wieder gut wird.“ Er legte den Arm um sie.
„Deinen Optimismus möchte ich haben.“ Sie sah ihn von der Seite an und schüttelte den Kopf.
„Ich mache dir einen Vorschlag: Wir gehen jetzt ein Eis essen und dann erkläre ich dir mal so einiges – zumindest soweit ich in der Lage dazu bin.“
„Das machen wir, Herr Oberlehrer“, erwiderte sie lachend, nahm ihn bei der Hand und sagte lächelnd: „Let’s go!“
„Au ja, toll, das machen wir“, meldete sich Karsten.

Kommentare


unbekannt
19:34 10.10.2010
Zwei Tage nachlesen ist fast schon eine Strafe.
Das ist kein Roman, sondern ein Haufen Ansichten über die Gesellschaft zusammengepanscht in ein Gespräch zwischen zwei Menschen, von denen ich eigentlich erwarte, ihre Geschichte zu erfahren. Als Herr Sprenzinger sich den Titel ausdachte, ob er wohl in seinem Leser den Clown sah?
Ich hoffe, Karsten hat nicht nur aufmerksam zugehört, sondern hat auch direkt ganz viel gelernt. Das wäre au ja, toll!


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2010-10-10 09:24