Sarah kringelte sich vor Lachen. „Hör auf, ich kann nicht mehr!“, sprudelte sie hervor.
„Ich meine, von der Thematik her hätte es ja einigermaßen gepasst.“
Sarah bog sich nun vor Lachen, hielt sich den Bauch und schnappte nach Luft.
„Gut, lassen wir die Geschichte – ich möchte nicht, dass du daran erstickst.“
„Nein, erzähl weiter – ich ...“
„Gut – auf deine Verantwortung.“

Sie hatte sich ein Taschentuch geholt und schnäuzte nun ausgiebig. „Und weiter?“, fragte sie neugierig und mit von Lachtränen feuchten Augen.
„Na ja, ich hatte zuerst angenommen, ich solle sie unterstützen – mit Rat und Tat – vor allem aber mit Tat. Das wollte sie nicht. Ich habe dann versucht, sie dazu zu bewegen, einen Termin für die Fertigstellung ins Auge zu fassen. Aber das war ihr anscheinend unmöglich. Ich vermutete jedoch eher einen anderen Hintergrund.“
„Welchen?“
„Na ja, in gewissen Kreisen gilt es vermutlich als chic, wenn man sagen kann: Ich schreibe gerade an einem Buch. Das klingt irgendwie so, na ja ... ich sage mal: wichtig. Es ist zwar nur eine Vermutung, aber ich könnte mir das gut vorstellen.“
„Und wie ging es weiter?“
„Ich habe die Sache dann ad acta gelegt. Bringt ja nichts. Etwas später lud ich sie dann zu einem meiner Theaterstücke ein. Es hat ihr vermutlich gefallen, denn sie bot sich danach an, mich und ,meine Kunst’ mit einem enormen Betrag zu sponsern.“
„Und?“
„Ich habe das höflich, aber bestimmt abgelehnt.“
„War das klug?“
„Vom finanziellen Standpunkt aus betrachtet ganz sicher nicht und es war bestimmt sehr lieb von ihr gemeint, daran besteht nicht der geringste Zweifel.“
„Aber?“

"Ich hatte einfach nur das Gefühl, ich würde dadurch meine Seele verkaufen. Und die ist nicht käuflich. Meine Dienste kann man kaufen, meine Seele nie. Ich wollte mir weiterhin beim Rasieren mit gutem Gewissen ins blaue Geäuge sehen können. Außerdem arbeite ich lieber für mein Geld.“
„Kann ich auch wieder verstehen.“ Sarah nickte.
„Aus irgend einem Grund – oder vielleicht gerade deswegen – war sie beleidigt. Ich weiß es nicht. Spielt heute auch keine Rolle mehr.“
„Das war dann das Ende eurer Bekanntschaft?“
„Schon, ja. Leider. Ich schrieb ihr allerdings ein Jahr später noch eine Email und bot ihr an, ein Wort bei meinem Verleger einzulegen, aber sie sagte mir, dieser Roman würde sie nicht mehr interessieren – er sei nur Fingerübung gewesen.“
Sarah schüttelte den Kopf. „Leicht bornierte Einstellung ...“
„Na ja – manche Leute brauchen eben ein paar Jahre länger für ihre Fingerübungen.“

Bruno grinste süffisant.
„Sie hat es also aufgegeben?“, wollte Sarah wissen.
„Was? Den Roman? Anscheinend, ja.“
„Ich meine das Schreiben.“
„Nein. Sie erzählte mir, dass sie gerade an einem neuen Roman schriebe, mit dem Titel ,Lied eines einsamen Herzens’ oder so ...“

Sarah begann wieder zu lachen. „Hört sich nach Hedwig Courths-Mahler an, ziemlich geschmalzt. Ob das ein Brüller wird?“
„Wenn sie so erfolgreich ist wie damals die Courths-Mahler, dann wünsche ich es ihr von Herzen – die hat über zweihundert Unterhaltungsromane geschrieben und Massenauflagen erreicht.“
„Jetzt ist dein Ei kalt“, meinte Sarah.
„Welches?“ Er schmunzelte.
„Das vor dir auf dem Tisch – um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.“
Sie kicherte und fügte hinzu: „Du bist unmöglich, weißt du das?“
„Natürlich. Das macht mich ja so einmalig. Außerdem stehe ich auf kalte Eier.“ Er zog eine Grimasse.