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Tagebuch Doc12
2010-09-12 10:37
Der weinende Clown - 52

Die Dienst habende Ärztin in der Notaufnahme untersuchte den Jungen, dann meinte sie zu den umstehenden Kollegen: „Ab in die Röhre mit ihm.“
„Was fehlt ihm, Frau Doktor?“ Sarah war ängstlich und besorgt.
„Ich bin mir noch nicht sicher. Mehr kann ich Ihnen erst nach der Kernspintomographie sagen. Bitte warten Sie draußen im Warteraum. Sobald wir die Ergebnisse haben, lasse ich Sie rufen.“
Sarah begann zu weinen. Bruno nahm sie in den Arm und drückte sie an sich.
„Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ...“ Sie war unfähig, den Satz zu Ende zu sprechen.
„Ganz ruhig. Beruhige dich. Wir müssen abwarten.“
Etwa eine dreiviertel Stunde später kam die Ärztin. Sarah hatte die Minuten wie Stunden empfunden. Jetzt sprang sie nervös auf. „Was ist mit ihm?“
„Sie sind die Mutter des Jungen, Frau ...?“
„Fischer. Sarah Fischer.“
„Da haben wir noch mal Glück gehabt, Frau Fischer. Er ist bereits wieder aufgewacht. So wie es aussieht, liegt eine schwere Gehirnerschütterung vor. Die Platzwunde am Kopf mussten wir nähen. Doch keine Sorge, es wird schon wieder. Allerdings werden wir ihn mindestens eine Woche hier behalten müssen, fürchte ich.“
„Kann ich ihn sehen?“
„Natürlich. Kommen Sie bitte mit.“

Karsten lag mit geschlossenen Augen in seinem Bett, sein Kopf war eingebunden. Als Sarah und Bruno den Raum betraten, öffnete der Junge die Augen. Sarah setzte sich ans Bett und küsste ihn.
„Mama, was ist passiert?“
„Du bist einen Abhang hinunter gefallen, hast dir den Kopf angeschlagen und bist bewusstlos geworden. Aber es wird alles wieder gut.“
Bruno setzte sich auf die andere Seite des Bettes, nahm Karstens Hand und grinste. „Da hast du ja noch mal Glück gehabt, junger Mann! Aber das Eis müssen wir nächstes Wochenende essen. Du musst eine Woche im Krankenhaus bleiben, hat die Ärztin gesagt.“

„Scheiße“, sagte Karsten leise.
„Jetzt schlaf erst mal, mein Schatz, damit du ganz schnell wieder gesund wirst.“
Sarah strich ihrem Sohn liebevoll über die Wange. Ich besuche dich morgen. Soll ich dir etwas mitbringen, hast du einen Wunsch?“
„Ja“, antwortete der Junge mit schwacher Stimme.
„Und? Der wäre?“
„Ich möchte einen Papa.“
Sarah senkte den Kopf, sah verlegen zu Boden und schwieg für einen Moment. Dann sagte sie sanft: „Weißt du, Karsten, das ist etwas schwierig. Einen Papa kann man nicht kaufen.“
„Nimm doch Bruno. Der ist okay.“
Jetzt war es an Bruno, verlegen zu schauen und den Blick zu senken. Er ließ Karstens Hand los, stand auf und drehte sich zum Fenster. So stand er eine Weile, dann fühlte er, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte.
„Komm, wir gehen, er schläft jetzt“, flüsterte Sarah.

Als sie wieder im Wagen saßen, meinte Sarah besorgt: „Ich weiß noch gar nicht, wie ich es meiner Mutter beibringen soll. Sie hängt sehr an Karsten.“
„Dann lass uns doch zu ihr fahren. Wir bringen es ihr schonend bei.“
„Du meinst ... du meinst, du würdest mitfahren? Mit zu meiner Mutter?“, stammelte sie ungläubig.
„Warum denn nicht? Schließlich habe ich ihn doch gerettet, oder etwa nicht?“
Bruno lachte und fuhr fort: „Außerdem ist es Gott sei Dank nur eine Gehirnerschütterung und die Wunde am Kopf heilt schnell. Kann jedem passieren. Deine Mutter wird es verkraften, glaub mir.“

Eine kurze Pause entstand, dann meinte Sarah nachdenklich: „Es ist schon lange her ...“
„Was?“
„Dass sich jemand um mich und meine Probleme gekümmert hat. Dass jemand sagt: wir anstatt immer nur ich.“ Sie nahm zärtlich seine Hand und drückte sie. „Danke.“

Kommentare


unbekannt
10:42 12.09.2010
drama,drama,drama...entzückend

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10:39 12.09.2010
Ein neuer Tiefpunkt ist erreicht.
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2010-09-12 10:37