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Tagebuch Doc12
2010-09-09 08:54
Der weinende Clown - 49
„Wie kamst du eigentlich zum Schreiben?“, wollte sie wissen. Bruno überlegte einen Augenblick, dann begann er zu erzählen: „Mein erstes Gedicht verfasste ich als Junge mit zwölf Jahren. Es war ein Liebesgedicht an ein Nachbarsmädchen. Allerdings mit sehr mäßigem Erfolg, denn ich erntete eher Spott als Lorbeeren. Das hatte aber auch etwas Gutes, denn seitdem rege ich mich über meine Kritiker nicht mehr auf.“ Er lachte leise und fuhr fort: „Dann war jahrelang Pause. Ich schrieb lediglich Aufsätze in der Schule, sehr zum Ärgernis meiner Lehrer, denn ich hatte schon als Kind eine ziemlich auswuchernde Phantasie und schrieb meistens am Thema vorbei, kam vom Hundertsten ins Tausendste – und so erntete ich meist nur die Note Drei oder Vier.“ „Mit 45 oder so. Es war wiederum Zufall. Ich habe nie im Traum daran gedacht, ein Buch zu schreiben. Zuerst schrieb ich nur so für mich und als ich damit fertig war, haben es ein paar Freunde und Bekannte gelesen und mich gedrängt, das Manuskript an einen Verlag zu schicken. Um des lieben Friedens willen habe ich das getan. Und schon war ich Buchautor. Aus dem Manuskript wurde zunächst ein Buch und dann ein Bestseller. Ich kann also überhaupt nichts dafür, wie du siehst.“ Er grinste sie schräg an. „Heute bezweifle ich ernsthaft, ob das ein Glück war.“„Wieso?“„Es hat mir auch Neid und Ärger eingebracht – ich bekam eine Narrenkappe und war abgestempelt, wurde in eine Schublade gesteckt, ungeachtet dessen, dass ich vielleicht auch noch etwas anderes könnte. Und dort bleibe ich vermutlich bis an mein Lebensende. Außerdem war es der Anfang vom Ende meiner Ehe – ichbin damals abgehoben, habe geglaubt, ich sei der Größte und die anderen nur Flaschenpfand. Eine völlig fatale Einstellung.“ „Fachidiot in Sachen Humor“, sagte sie und lachte. Eine kurze Pause entstand, dann meinte Sarah: „Ging mir fast genauso. Ich wurde zuerst Bürokauffrau. Mama wollte das so und bestand darauf, dass ich etwas Ordentliches lernen müsse. Erst Jahre später während meiner Ehe habe ich gemerkt, dass meine Talente ganz woanders liegen. So habe ich schließlich ein Volontariat gemacht und wurde Redakteurin. Ich schreibe sehr gerne.“ Kommentareunbekannt |
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