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Tagebuch Doc12
2010-11-25 07:51
Der weinende Clown - 124
Manchmal, wenn er Lust und Zeit hatte, fuhr er mit dem Auto ein Stück hinaus in die unberührte Natur, um allein zu sein und nachzudenken. Vor ein paar Jahren, als sein Hund noch lebte, war es eine tägliche Pflichtübung gewesen und anfangs empfand er diese Spaziergänge durch Wald und Feld oftmals als lästig und zeitraubend, doch mit der Zeit hatte er sich so daran gewöhnt, dass er nun häufig auch allein das Bedürfnis hatte, aus der Enge seiner Wohnung zu entfliehen. Nachdem seine Hündin gestorben war, vermied er es lange Zeit, die gleichen Wege zu gehen, die er damals mit ihr gegangen war. Noch heute, nach Jahren, vermisste er sie schmerzlich und ab und zu geschah es, dass es ihm bei diesen einsamen Spaziergängen Tränen in die Augen trieb – die Erinnerung wollte einfach nicht verblassen.

Als er wieder einmal tieftraurig nach Hause gekommen war, hatte er deshalb zum Handy gegriffen, um „oben“ diesbezüglich nachzufragen.
„Ihr geht es gut“, war Gottes Antwort gewesen.
„Ich habe dich doch noch gar nicht gefragt.“
„Ich kenne die meisten Fragen, lange bevor sie gestellt werden – das ist nun mal so. Und besonders dann, wenn sie gefühlsbetont sind. Man sagt mir nach, ich sei allwissend“, hatte die tiefe warme Stimme lachend geantwortet.
„Sag mal, viele Leute behaupten, Tiere hätten keine Seele. Stimmt das?“
„Diejenigen, die dies behaupten, haben keine Ahnung – weder von Tieren noch von Seelen und schon gar nicht, was den Schöpfungsplan betrifft. Was also hörst du auf sie? Sie gehören bestraft.“
„Das beantwortet meine Frage nicht zufriedenstellend.“
„Denk nach! Natürlich haben Tiere eine Seele – wie sonst könnten sie leben? Wie sonst könnten sie Trauer oder Freude empfinden? Wie Angst, seelische Schmerzen, Liebe und Zuneigung? Wie sonst könnte ein Tier spielen oder staunen? Dies allein mit Instinkt zu begründen, wäre völlig falsch und kurzsichtig. Tiere empfinden viel stärker als ein Mensch das je könnte, mein Freund.“
„Warum?“
„Weil ein Tier weniger Gehirnzellen hat als der Mensch, sorgt die Natur für den Ausgleich. Wenn ein Tier Angst empfindet, ist es immer Todesangst, obwohl der Tod für ein Tier ein völlig unbekannter Begriff ist. Die Freude eines Tieres ist viel ursprünglicher als die eines Menschen, ohne Hintergedanken, ohne List und Arg, ein Tier kennt keine Schadenfreude wie ihr Menschen. Ein Tier lügt nicht, weil es nicht lügen kann, denn für Tiere gibt es nur die absolute Wahrheit im Hier und Jetzt – sie sind euch in vielerlei Hinsicht haushoch überlegen – und doch habt ihr sie im Lauf eurer Existenz nicht immer gut behandelt. Ihr schindet sie, quält sie, nehmt sie zu Versuchszwecken, beutet sie oft schamlos aus, dabei nicht bedenkend, dass sie mit euch eines gemeinsam haben: das Leben. Ihr Leben und das eure unterscheiden sich in nichts. Nicht umsonst sagt man bei euch, dass Tiere die besseren Menschen seien. Der Kern dieser Aussage entspricht durchaus in vielen Fällen der Wahrheit.“
„Ich vermisse meine Ira.“
„Ich weiß. Ihr beide hattet ja auch ein ganz besonderes Verhältnis zueinander. Sie und du – ihr ward eine gelungene Kombination.“
„Wie meinst du das?“
„Nun ja – du denkst manchmal wie ein Hund, sehr einfach und gerade“, hatte Gott gesagt und dabei gelacht.
„Soll ich das jetzt positiv oder negativ auffassen?“
„Das überlasse ich völlig dir – und was deine Hündin betrifft, so hatte sie eine überdurchschnittliche Intelligenz – sie war in gewisser Hinsicht auch menschlich
– und genau deshalb ...“
„Deshalb was?“
„Deshalb ward ihr ein Ganzes, deshalb fiel dir die Trennung besonders schwer und sie nahm einen kleinen Teil von dir mit sich – und genau deshalb geht es ihr gut. Und nun sei getröstet und weine nicht der Vergangenheit nach, denn du kannst sie nicht ändern, auch wenn du es manchmal in vielerlei Hinsicht gerne tun würdest.“ Mit diesen Worten hatte Gott das Gespräch beendet.

Das Eigenartige daran war: Wenn er an gewissen Tagen allein durch die Natur lief, vermisste er nichts und niemanden, im Gegenteil: Er genoss es sogar, allein zu sein und seinen Gedanken nachzuhängen und fragte sich dann oft, ob er noch normal wäre. Aber er fühlte sich ungestört und dabei kamen ihm oft auch die verrücktesten Einfälle, die er in der Regel dann anschließend in seinen humoristischen Büchern verarbeitete. Heute jedoch sprangen seine Gedanken kreuz und quer und liefen in ganz verschiedene Richtungen.
Vor Kurzem hatte ihm eine jüngere Bekannte erzählt, sie hätte „Stress“, was immer sie darunter verstehen mochte. Für Bruno war klar: Wenn man ständig mit drei Handys umherläuft, fortwährend telefoniert, SMS schreibt oder Mitteilungen erhält, dann bedeutet das Stress – hausgemacht, versteht sich. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass die meisten Menschen wesentlich mehr damit beschäftigt waren, ihr Leben zu organisieren anstatt es zu leben und er fragte sich, was daran wohl schuld sei. Er selbst war genau genommen ja ebenfalls in diesem Hamsterrad; oft verspürte er tief in sich das Gefühl, dass dies alles mit dem wahren Leben nichts zu tun haben konnte – und der Drang, etwas zu verändern, war im Lauf der letzten Zeit immer stärker geworden.
Einer anderen Bekannten war vor Kurzem der Mann verunglückt. Er hatte in seiner Werkstatt gearbeitet und dabei wäre fast eine Gasflasche explodiert. Zuerst lag er mit Verbrennungen dritten Grades an Händen und Armen im künstlichen Koma, war nur knapp dem Tod entgangen, schließlich aber doch gestorben. Wie schnell es doch gehen kann, dachte Bruno – von einer Sekunde auf die andere kann es passieren und wir Menschen machen uns um soviel Unnötiges Gedanken und Sorgen, vergällen uns das Leben damit – anstatt das Leben zu leben und uns daran zu erfreuen, schon allein deshalb, weil es kostbar ist und wir nie wissen, wann es zu Ende geht.
Eines hatte er jedoch an sich bemerkt und war darüber fast etwas verwundert: Er dachte längst nicht mehr so negativ über verschiedene Dinge wie früher. Sicher sah er die Welt und ihr oft unsinniges Treiben nach wie vor noch mit offenen Augen, aber es berührte ihn kaum mehr und wenn doch, betrachtete er es mit wesentlich mehr Abstand als früher und weit weniger emotional. Auch darüber wunderte er sich des öfteren und fragte sich bisweilen besorgt, ober er nicht doch innerlich schon tot sei ...

Kommentare


unbekannt
14:38 25.11.2010
Ich kann gerade auch nicht ganz folgen...

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07:52 25.11.2010
Jetzt schreibt er wieder etwas völlig anders. Scheint mal wieder so als hätte er vergessen, worum es in seinem Buch geht/gehen soll.
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2010-11-25 07:51