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Tagebuch Die_Geisha
2006-03-18 15:55
Erkenntnis eines falschen Weges
Etwas ist heute , was mich ständig an die letzten Tage mit meinem Exfreund , meinem Peiniger , denken lässt. Der Geburtstag meiner Mutter. Vor einem Jahr habe ich diesen Tag kaum gewürdigt , da ich mich nur meinem Freund verpflichtet fühlte und meine Familie ,die von dieser Beziehung nichts hielt, war mir egal.
Wie blind und töricht ich damals war. Ich glaubte ihm zu helfen , wenn ich bei ihm war. Ich glaubte , er würde jemanden brauchen, der für ihn da ist. Wie dumm ich doch gewesen bin. Hätte ich damals gewusst ,was mir noch bevorstehen würde....

Nun , die Erkenntnis:

Es war September. Ein wolkenverhangener und grauer Tag , ganz so wie ich mir einen typischen Novembertag vorstelle.
Es war der Tag , den ich bereits geschildert habe. Es hatte bereits zu dämmern begonnen. Ich stand alleine am Balkongeländer. Er war hineingegangen. Meine heißeren Hilferufe kamen wie ein Echo ständig zu mir zurück. Niemand schien mich zu hören.
Es war die Zeit , in der mir längst klar war , dass wir nicht zueinander gehörten.
Nach einer kurzen Weile hörte ich jemanden. Es war die Frau aus der Nachbarwohnung , ebenfalls auf ihrem Balkon. ich konnte sie nicht sehen ,da die Balkons durch eine Betonwand voneinander abgeteilt waren. Sie fragte mich ob sie die Polizei rufen solle. Ich war hin und hergerissen. Die Wohnung war weder die meine noch die meines Freundes. Sie gehörte einem ahnungslosen Bekannten von uns , der nicht wusste ,was ER mit mir anstellte ,wenn er nicht da war. Und was würden meine Eltern sagen? Ich müsste mich so schämen. Nicht ,weil ich wegen meinem damaligen Freund im Unrecht war , sondern weil sie wissen würden ,dass er mich schlug. Das er mich demütigte und dass ich machtlos war.Ich wollte nicht ,dass sie das wussten. Auch hier war ich töricht und dumm. Aber das wusste ich damals nicht.
Ich hatte keine Zeit zum antworten. Er hatte gehört ,dass ich mich unterhielt und war auf den Balkon gekommen. Was denn hier los sei. Die Frau redete mit ihm , drohte ihm er solle keine Hand an mich legen und sie würde die Polizei holen. Daraufhin gab er klein bei. Damals wusste ich noch gar nichts von seinen Delikten , wegen denen er von der Polizei gesucht wurde. Es gab vieles ,was sich hinter meinem Rücken damals abspielte. Noch heute weiß ich nicht alles.
Eine Ewigkeit später (ich hatte mich nicht von der Stelle gerührt), kam unser Bekannter nach Hause. Als er mein tränennasses Gesicht sah wusste er Bescheid. Mein Freund musste mich gehen lassen. Noch im Treppenhaus begann ich zu rennen ,wohl wissend ,dass er mir folgen würde. Ich rannte wie um mein Leben. ich schlug absichtlich einen anderen Weg zum Bahnhof ein ,als üblich ,dass er mich nicht finden konnte. Kaum ,dass ich um die Ecke war hörte ich die Haustüre zuschlagen. Aus meinem Versteck sah ich ihn rennen. Er sah verstört aus , nahezu verzweifelt. Er hatte nicht mehr die Kontrolle.
Zum Bahnhof musste man über eine Brücke. Als ich sicher sein konnte ,dass er sie überquert hatte , ging ich hinüber. Von oben sah ich ihn auf der Treppe zur Unterführung stehen. Er wollte mir den Weg abschneiden. Aber auf der Brücke vermutete er mich nicht. Ich beobachtete ihn , wie er ständig seinen Kopf drehte um mich zu finden. Er war außer sich. Es war unbegreiflich für mich. Kaum jemand hätte solch ein Aufhebens gemacht , wenn ihm seine Freundin weglief. Ich meine niemand ,der seine Freundin nicht liebt ,würde das tun. Denn es war sonnenklar ,dass er mich nicht liebte. Ich war nur noch bei ihm , weil er mich dazu zwang.
In diesem Moment jedoch geschah etwas in mir. Er hatte seine ganze Größe und Macht verloren. Wie er so dastand wirkte er hilflos ,geradezu verloren.
Wie ein Kind , dem man sein Spielzeug entrissen hatte. Er war sicherlich wütend. Aber er war nur stark ,wenn er mit mir alleine hinter verschlossenen Türen war. In Wahrheit war er so schwach.
Kurze Zeit später hatte ich mich in die Nähe des Zuges begeben. Er sah mich ,als ich gerade einstieg. Es waren noch etwa zehn minuten zeit.
ich wusste er würde mir nachkommen und so schloss ich mich in die Toilette ein. Als er mich im Zug nicht fand ging er hinaus und stellte sich ans Fenster. Da es verspiegelt war konnte nur ich ihn sehen und nicht umgekehrt. Er redete auf mich ein , entschuldigte sich tausendmal......ich hörte gar nicht hin. Ich sah ihn an. Seine Augen hatten keinerlei lebendigkeit. Sie waren geweitet ,als wäre er erschrocken und starrten nahezu in die Leere.

Leere.....er war leer. Eine leere Hülle , nur noch gesteuert durch seiner Besessenheit. Er war besessen von der Idee ich könnte ihm gehören. Dieses Besitzen hatte er oft erwähnt wenn er von mir sprach. Solche Phrasen wie "Du gehörst mir...ich will nicht ,dass dich ein anderer ansieht" habe ich zu oft gehört. Seine ganzen Freunde hatte er verlassen um zum einen sie von mir fern zu halten und zum anderen mich von ihnen. Alles was ich war und was ich weden würde sollte an ihn gebunden sein ,ihm gehören.
Heute weiß ich , dass er mein Leben wollte und beneidete. Ich hatte eine Zukunft und er hatte keine. Wann immer er versuchen würde sein Leben zu ordnen würde er scheitern. Ich hatte eine Familie , die noch für mich da war. Von ihm hatten sich alle abgewandt.
Er war ein Nichts , im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Leben würde für immer sein Fluch sein. Und ich würde nicht mehr bei ihm sein , das wurde mir immer klarer. Da sah er für mich aus , wie eine Ratte kurz bevor der Adler sie packt. Er blickte dem Ende seiner Pläne ins Auge. Er stand vor dem Vollkommenen Nichts.

Ich sagte kein Wort zu ihm . Ich ließ ihn reden

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Die_Geisha Offline

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