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Tuesday, 23. April 2024
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Tagebuch der_major
 1945-06-26 hh:mm
Dienstag, den 26.6. Heute bin ...
Dienstag, den 26.6.
Heute bin ich endlich wieder in Reihe mit dem Datum – Als ich morgens zur Arbeit ging, erzählte mir Frau Bauer, dass um 3 Uhr nachts der Nikolaus noch angekommen sei, sich verabschieden. Sie kämen weg, 150 km fort, nach Stettin. Wenn möglich kämen sie noch abends sich verabschieden, sonst am Sonntag. Und sooft es ginge führen sie Sonntags zu uns her. Nur sei es mit den Bergen schwierig. Wir sollten nicht Schlechtes denken, wenn sie mal nicht kämen.
War ich niedergeschlagen an dem Vormittag. Auf dem Heimweg traf ich sie wieder. Nach der Mittagspause auch, da erzählte sie mir, dass sie die Hauptsache noch vergessen hätte. Am Abend, statt mit von der Partie zu sein mit Nikolaus, ist der Major noch zur Elbe gefahren. Es däbe da noch eine ganz, ganz winzige Möglichkeit, dass sie beide hier oder in näherer Entfernung bleiben konnten. Das versuche der Major, obwohl es wenig Aussicht habe. An dern Erfolg glaubte ja niemand so recht, aber dass er das trotzdem versuchte, macht mich glücklich. Das ist viel für so einen dienstgewohnten Mann. Da ich schon vorher dazugekommen bin, wenn möglich die Reise nach Moskau zu machen, bedauere ich sehr, nicht damals gleich zugesagt zu haben. Und wenn ganz Erden sich den Mund fusselig reden, mir ist das jetzt so egal. Ich ahnte nicht, dass mir solch Abschied so nahe gehen würde. Ich war ordentlich erleichtert, als ich aus allem Gerede entnehmen konnte, dass nicht die Amerikaner kämen. Sonst hätten sie doch mit dem Verfahren wohl viele Schwierigkeiten. Abends trösteten Bella und ich uns gegenseitig. Dass sie ja bestimmt kommen, sowie es ihnen möglich ist. Und wenn sie sonntags wirklich kämen, so ist es schön sich eine Woche lang auf ihn freuen zu können. Heute fahren so viele Wagen, dauernd ist Motorengeräusch. Aber es ist schon spät so dass ich fast die Hoffnung für heute aufgebe.
Nikolaus war gestern bei einer Stiftung in Lehnitz im Wagen eines Majors. Danach holten die Soldaten sich Polinnen. Er aber seine Gertrud. Und als das Licht ausgepustet wurde, ging er mit ihr hinaus in den Wagen, wo sie auf den Major bis morgens warten mussten. Er sagte auch für mich extra wir sollten keine Kameraden angucken. Sie würden sich auch nicht für andere Mädchen interessieren. Und wenn es irgend möglich, kommen sie bestimmt. Evtl. wollen sie auch Post auf Umwegen schicken und möglicherweise bekommen. Jedenfalls hat mich der Versuch des Majors sehr, sehr froh gemacht, auch wenn er wohl vergeblich gewesen ist. Nun habe ich wieder Vergnügen daran, dass mich Frl. Pimplin aus der Sicht dirigierte als im Nachbargarten Russen waren. Wenn sie Sie sehen, kommen sie unfehlbar rüber!

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