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Tagebuch der_greif
2010-08-22 12:32
Der Monolith

In sturmgepeitschter See liegt eine hornfürmige Halbinsel. An ihren zerklüfteten Felsenklippen brechen hohe Wellen und dort, wo das Land endet stehe ich, vom starken Regen umtost und doch unberührt vom Sturm. Ich habe die Augen geschlossen und lausche den Brechern, dem Heulen des Windes und dem prasselnden Regen.

Dies ist der Ort.

Die Augen fest geschlossen drehe ich mich um, sehe landeinwärts, was nicht da ist. Ich strecke die Hand aus und berühre das schwarze Nichts, es wird stofflich, wird existent. Ich öffne die Augen.

Schwarz wie die Abwesenheit von Licht und kühl und glatt wie ein Sonnenstrahl im Winter ist die Oberfläche. Mein Blick wandert daran hinauf, ich erkenne die Spitze erst in großer Höhe. Es ist vollkommen klar: Dort oben muss ich hinauf.

Es wäre ein Leichtes, dorthin zu gelangen, aber ich weiss, dass dieser Ort etwas besonderes ist und es nicht Recht wäre, den Gedanken zu denken. Ich beginne, die Hand über die glatte Oberfläche des Steins streichen lassend, den Ort im Uhrzeigersinn zu umrunden. Plötzlich greift meine Hand ins Leere. Ich sehe genauer hin, jedoch ist das Auge nicht in der Lage, zu erblicken, was der Tastsinn bereits gewiss gemacht hat. Ich mache ein paar weitere Schritte, fahre mit der Hand die Form nach, bis die Stufen niedrig genug sind, um sie betreten zu können. Der Aufstieg beginnt...

Es ist mühsam, auf Stufen zu wandeln, die nicht da sind. Für einen Außenstehenden muss es aussehen, als wäre ich auf die Oberfläche gemalt - und doch bewege ich mich, und niemand ist hier.

Schließlich setze ich den Fuss nicht mehr ins Nichts, sondern auf die glatte Oberfläche der Turmkrone. Die Stufen sind verschwunden, ich stehe auf einer glatten, kreisrunden Plattform. Der Sturm ist heftiger geworden, der Regen peitscht beißend von vorn, doch er erreicht mich nicht. Die Windböen sind mörderisch, doch sie haben keinen Einfluss auf mich. Es ist, als wage es der Sturm nicht, mich zu belästigen. Mein Blick ist ernst, herrschaftlich.

Ich drehe mich gemächlich im Kreis. Als ich innehalte, wächst vor mir etwas aus der Plattform. Das Material ist ebenso trocken, wie ich, obwohl der Sturm nocheinmal zulegt. Ich mache ein paar Schritte darauf zu, setze mich auf das, was wie ein steinerner Thron aus der Plattform ragt.

Ich bin angekommen, dies ist Heimat. Das Exil beginnt.

Kommentare

13:15 23.08.2010
Musst du nicht.
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08:12 23.08.2010
Versteh ich nicht.
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der_greif Offline

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2010-08-22 12:32