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Tagebuch DarkShadow
2008-09-22 07:00
Viele Jahre später...
Hey alter Seelenmülleimer! Phaha - jetzt, nach über vier bis fünf Jahren verfasse ich mal wieder einen Eintrag. Irgendwie fiel mir wieder ein, dass ich mal soetwas wie ein Tagebuch geführt habe. Nach einigen Minuten Google-Recherche fand ich auch diese Seite hier wieder. Als ich meine alten Einträge gelesen habe kamen sehr gemischte Gefühle in mir auf. Kaum zu fassen was ich hier alles niedergeschrieben habe - fast schon peinlich irgendwie :>.

Ich hielt Tagebücher schon immer für Schrott, damals und heute sowieso, aber als ich mich so Stück für Stück durch meine alten Texte las verspürte ich, je weiter ich kam, immer mehr das Bedürfnis hier doch nochmal etwas zu verfassen. Das bin ich dem Jungen von damals einfach irgendwo schuldig! Und jetzt bin ich auch sehr froh, dass ich dieses Tagebuch angefangen habe - es tut sehr gut ein Stück meiner Vergangenheit irgendwo aufbewahrt zu wissen. Liebe Leser (falls es euch gibt :>), wenn ihr diesen Eintrag wirklich verstehen wollt, müsst ihr euch durch meine alten Texte arbeiten. Das Gekraksel eines 15jährigen, soziophoben Jungen stellt an sich wahrscheinlich keine wirkliche Bettlektüre dar, doch ich finde die Entwicklung, die man beobachten kann, könnte in der Tat unterhaltsam sein. Ihr könnt es aber auch einfach nur so lesen. Primär ist das Folgende aber für mich...(achtung, riesenlanger Text und..... seht euch vor, es könnte euch gefallen.)

Was soll ich sagen? Ich hatte eine sehr traurige Kindheit. Inzwischen bin ich 20 Jahre alt und natürlich um einiges reifer als damals. Die Realschule habe ich sehr erfolgreich abgeschlossen und sogar einen Preis kassiert. Ja selbst das Ziel den Klassenstreber zu übertreffen(man lese mein Tagebuch, wenn man näheres erfahren möchte ^^), das ich mir eigentlich mehr aus Jux gesetzt habe, wurde erfolgreich erreicht. Das passierte kurz nach meinem letzten Eintrag und ist jetzt auch schonwieder an die drei bis vier Jahre her :D . Nach der Realschule bin ich, wie in meinen Einträgen vorhergesagt, auf ein Internat gekommen - das war DER Wendepunkt meines Lebens! Eigentlich ein total unglaubliches Erlebnis, Schocktherapie vom Feinsten.

Der Anfang war für mich sehr schwer. Man stelle sich ein aufs höchste verkrampftes, soziophobes - ja quasi seit Ewigkeiten alleine und verkrochen lebendes Kind vor, das plötzlich auf ein Internat kommt. Abgeschottet von Familie und allem, was ihm bekannt war. Internat, das bedeutet viele Menschen und fast keine Privatsphäre. Es bedeutet Gemeinschaft und Zusammenhalt. Es bedeutet - kein Platz um sich vor Menschen zu verstecken. Ich habe viel erlebt und noch mehr vergessen, doch die ersten Minuten meines Internatslebens haben sich tief in mein Gehirn gebrannt. Ich, ein kleines Häufchen Elend komme in ein Gebäude voller gaffender Menschen. Obwohl schon drei Jahre her sehe ich es ganz klar vor meinem geistigen Auge - ich gehe voll bepackt mit Koffern und anderem Gedöns einen Flur entlang, dann eine Treppe hoch, während eine menge Augen aus dem Rauchereck(das sich hinter einer Glaswand direkt an der Treppe befand) an jedem meiner Schritte kleben. Obwohl ich nur ganz kurz hinsah wusste ich, dass sie mich ununterbrochen beobachteten. Stufe für Stufe, Atemzug für Atemzug. Was genau ich gedacht habe weiss ich nicht mehr, Verben wie "wohlfühlen" können bei der Beschreibung dieser Gedanken aber gewiss nicht verwendet werden :>. Auch wie ich das erste mal mein neues zukünftiges zu Hause, also ein Zimmer, betrat weiss ich noch ganz genau. Da lag eine tote Kakerlake unter dem Waschbecken, die sofort eine Wohlfühlatmosphäre schaffte. Und dann kam auch schon der erste richtige Schock - ich bekam selbstverständlich kein Einzelzimmer :D. Ich war glücklicherweise als erster da und konnte mir Bett und Schrank aussuchen und vorerst in Ruhe auspacken, mich mit dem Gedanken abfinden jetzt ein "Internatler" zu sein. Doch mein Bettnachbar lies nicht lange auf sich warten und da stand er auch schon vor mir - ein Berg von einem Mann (Jungen), tief schnaufend und mir die Hand ausstreckend. Höflich wie ich bin(war :D) schnellte auch meine Hand empor und es folgten die üblichen "hallo ich bin xy"-Floskeln. Ein "friedliches Auspacken", wie ich es mir vorgestellt habe, war nicht wirklich drin - damals war mir noch nicht wirklich bewusst was es hiess, auf einem Internat zu sein. In der kurzen Zeit, in der ich mit dem Auspacken angefangen habe bis hin zu meiner letzten Socke waren bereits unglaublich (und für mich "unmöglich") viele Leute in meinem Zimmer gewesen und haben mich entweder begafft oder vollgelabert. Ich reagierte bestmöglich und versuchte einen auf normal zu machen. Obwohl ich mich irgendwie wie ein Tier in einem Zoo gefühlt habe, das von aller Welt begafft wird, habe ich (so dachte ich damals) mich ganz vernünftig verhalten. Das bedeutet: Ich antwortete auf das nötigste und beschäftigte mich, nachdem ich nichts mehr zum Auspacken hatte, wie ein Verrückter mit meinem Handy - natürlich in der Hoffnung, dass diese ganzen Menschen das Interesse verlieren und mich in Ruhe lassen würden. Das geschah auch. Nachdem der Trubel vorbei war (auch mein Zimmerkamerad war vorerst weg, da er mit den anderen losgezogen ist) verfluchte ich mich selbst natürlich wieder - ich scheiss Vollidiot hatte wieder alles versaut. Es sollte doch ein neuer Lebensabschnitt werden, alles Altbekannte (und damit waren vor allem die Leute die mich und meine Fehler kannten gemeint) hatte ich hinter mir gelassen - DIE Chance neu anzufangen. Und was tue ich? Ich verhalte mich WIEDERMAL wie ein Freak. Alles vorbei, alle vergrault. Keine Chance mehr so zu tun als wäre ich normal, alle würden nur noch über mich lachen, keiner mehr zu mir halten. Einfach vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat. So oder so ähnlich habe ich gedacht - doch ich sollte mich schwer geirrt haben.

Es verging einige Zeit, in der ich mich in meinem Zimmer verstecken konnte - ich glaube es waren insgesamt ein oder zwei Tage ^^. Dann war es vorbei, die Außenwelt ließ sich nicht mehr von meiner Welt trennen, sie drängte und schubste sich in mein Leben. Die Leute ließen sich nicht so einfach abspeisen, es tauchten Fragen über Fragen auf - wieso ich nicht rauskäme, wieso ich mich nicht allen vorstelle, was ich denn so dringendes zu tun hätte - bis es (für mich damals) komplett eskalierte! Ein RIESEN Haufen Leute stand plötzlich und ohne jeder Vorwarnung in meinem Zimmer, mein Herz blieb für einen Moment stehen. Und dann folge (für mich) ein kleines Stückchen Hölle auf Erden - alle sahen sie mich an und erwarteten von mir, dass ich mich vorstelle.

Als ich erstmal eine Weile irgendwas gestammelt habe, fingen sie (zu meiner riesen Erleichterung) erstmal selbst an sich vorzustellen. Ich fühlte mich wie in so einer kack Selbsthilfegruppe - sie saßen alle im Kreis, schauten mich an und einer nach dem anderen stellte sich vor und sagte etwas über sich. Bis auch ich wieder an der Reihe war - diesmal hatte ich mich einbisschen sammeln und ebenfalls etwas halbwegs brauchbares vortragen können. Diesen Augenblick würde ich als den Wendepunkt meines Lebens schlechthin bezeichnen - in diesem Augenblick wurde etwas fundamentales in mir zerbrochen, doch, wie ich bald feststellen durfte, nicht um für immer zerstört zu bleiben sondern Platz für neues zu schaffen.

Dass sie sich dann zufrieden gaben kam für mich einer Erlösung gleich. Doch das sollte nicht genug für einen Abend werden - einige Zeit nachdem die Horde gegangen war bekam ich erneut Besuch. Ein Mädchen aus meinem Gang (das Internat ist in Gänge aufgeteilt) kam zu mir ans Zimmer. Sie betrieb kurz Konversation, fragte mich dies und das. Man merkte sehr deutlich, wie sie mir überall entgegen kam - als ich mich aber selbst dann (wie immer) quer stellte und unmöglich kurze Antworten gab, wollte sie mich nicht zu sehr beanspruchen, beendete das Gespräch. Doch bevor sie ging sagte sie das für mich bis dato unfassbare - sie wohne gleich einpaar Zimmer weiter und sei dort auch immer anzutreffen. Ich könne vorbeikommen wann immer ich Lust hätte und vor allem wenn ich genug von meinem Handy haben würde (ja - genau. Ich hatte die vollen drei Tage bis dahin jede freie Minute an meinem Handy verbracht). Ich war ... empört? Schokiert! Entsetzt! Verunsichert bis ins unendliche! Es ist nicht so, dass ich niemals etwas mit Mädchen zutun hatte - aber noch nie hatte eines aus eigenem Antrieb "so viel"... etwas mit mir zu tun haben, etwas mit mir unternehmen wollen - und schon gar nicht so ein hübsches. Ich hässliche und abscheuliche Kreatur, verhielt mich genauso wie eben beschrieben - und sie lädt mich, nach verheerend schlechtem Gespräch, zu sich ein.

Was kurz darauf folgte kann ich heute nicht mehr sagen. Ich denke ich war erstmal paralysiert. Meine Gedanken haben sich gedreht, haben sich aufgestockt, sich verheddert - Welten sind zerbrochen. Und dann geschah das für mich aus heutiger Sicht so unbeschreiblich Undenkbare - unendlich viel undenkbarer als ich es in Worte fassen kann: Nach (wahrscheinlich ewig langem) Nachdenken habe ich mich dazu durchgerungen ihr Angebot anzunehmen. Ich weiss nicht wie ich es begreifbar machen soll. Ich habe mit keinem etwas zu tun gehabt, keinen engeren Kontakt zu irgend einem männlichen Wesen aufgebaut (was ja unendlich viel einfacher wäre) und siehe da, ich war bereit für diesen Schritt - bei einem Mädchen. Heute hört es sich für mich und sehr wahrscheinlich für alle anderen so verdammt lächerlich an, aber damals war das eine sehr große Sache. Bis zu ihrem Zimmer waren es wenige Schritte, doch ich habe gelitten wie Jesus auf seinem Weg zur Kreuzigung(Religion ist kacke :D. Der Vergleich passt aber.). Es muss Jahre gedauert haben bis ich tatsächlich vor der Tür stand und den Mut aufbrachte an diese gottverdammte Tür zu klopfen. Wie viele Minuten(!!) tatsächlich vergangen sind kann ich nicht sagen. Die Tür öffnete sich, ein für mich damals Engel gleiches Wesen schaute mich an und das wunderschönste, befreiendste Lächeln der ganzen Welt strahlte mir Missgestalt entgegen. Ja, so war das :>. Das sollte mein erster und einer der wenigen Besuche bei ihr werden, doch das ist nicht so wichtig. Ich habe mich damals verliebt - habe mich in sie aufgrund ihrer Geste ungeheuerlich und ungelogen zum ersten mal in meinem Leben verliebt. Einige Tage darauf erfuhr ich, dass sie einen Freund hatte. Meinem Herzen tat das zu dieser Zeit, wie man sich wohl leicht vorstellen kann, nicht wirklich gut. Doch auch das war nicht wichtig. Es war keine normale Mann-Frau Liebe. Ich wagte es nie auch nur daran zu denken irgendwie, irgendwo jemals intimer mit ihr zu werden - küssen? Das undenkbarste des Undenkbaren. Ich liebte sie wie man eine erste Liebe liebt - diese "Liebe" wird mich ein Leben lang begleiten. Sie ist Symbol für das Stück Vertrauen an die Menschen, das ich vorher niemals hatte. Eine Liebe, die ich leider nicht beschreiben, nicht näher definieren kann - und doch ist sie so klar in mir wie nur weniges in meinem Leben. Nur als Idee irgendwo in meinen Gehirnwindungen, doch sie ist da.

Einige Monate nach diesem Ereignis verlies sie das Internat. Es tat mir irgendwo weh, doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon weit in eine andere Richtung entwickelt.

Mein erster Zimmerkumpane verlies mich schon nach einem halben Jahr und es sollten zwei weitere folgen. Es war mir unmöglich mich nicht einzugliedert, meine und die Außenwelt wurden unweigerlich zu ein und derselben. Natürlich wurde das dadurch unterstützt, dass man auf einem Internat Frei- und Schulzeit nicht mehr so richtig unterscheiden kann, alles ist und passiert am selben Ort. Doch ich wuchs mit meinen "Aufgaben", mein wahres "Ich" kam zum Vorschein - ich ließ andere an meinem Ich teilhaben. Und es stellte sich heraus, dass mein wahres Ich überhaupt nicht so scheisse ist wie bis dahin gedacht. In der "sozialen Leiter" mauserte ich mich im Laufe des ersten Jahres von einem dreckigen Nichts bis fast nach ganz oben. Ja, wirklich - am Ende meiner Abitur- bzw. Internatslaufbahn gehörte ich so zu sagen zur sozialen Elite. Das mag sich jetzt einwenig blöde anhören, aber auf dem Internat gibt es schon sowas wie ein soziales Rängesystem, vielleicht vergleichbar mit den indischen Kasten ^^. Naja, das gibt es wohl in allen menschlichen Gemeinschaften. Da gibt es die bei Betreuern und Mitinternatlern sozial höher gestellten und die niedriger gestellten Leute, erkennbar am Respekt und "Handlungsfreiraum" (klingt jetzt krasser als es ist, kann es aber im Moment leider nicht besser/milder umschreiben :> ). Bis ich "ganz oben mitspielte" passierte natürlich so einiges ...

Zuallererst kam ich mit den objektiv betrachtet "schlechten" Dingen eines Internatlerdaseins in Berührung. Na, was sagt man sich so über uns? Genau, Internatler sind die schlimmsten - trinken viel, nehmen Drogen und sind überhaupt sehr böse. Ich will dieses Gerücht / Klischee nicht bekräftigen, es trifft keines Falls auf alle Internatler zu (!!!) - naja, wie soll ich sagen: Auf mich teilweise schon. Ich sammelte meine ersten Erfahrungen mit Drogen, allen voran mit dem Alkohol.

Wie man meinen früheren Einträgen entnehmen kann, ist/war mein Vater starker Alkoholiker, weswegen ich (früher) auch nie nur einen Tropfen davon zu mir nahm. Das sollte sich im Laufe der drei Jahre gehörig ändern. Anfangs zögernd wurde ich fester und später wichtiger Teil der "Saufgemeinschaft" ^^ - was nur halb so schlimm ist wie es sich anhört. Als Internatler hat man wohl fast keine Chance nicht irgendwann als trinkfester Partyhengst zu enden, doch an dieser Stelle will ich dieses Verhalten erklären! Es ist nicht so, dass wir Internatler zu sinnlosen Alkoholikern mutieren, die nur des Trinkens wegen trinken. So ist die Sache (zumindest bei uns) ganz und garnicht gewesen. Alkohol gehört, neben unendlich vielen anderen Dingen, zu den Verboten des Internats. Natürlich treibt einen die chronische langeweile, die sich unweigerlich bedingt durch so vielen Einschränkungen bei jedem Internatler ausbreitet, zur Rebellion. Es war schrecklich spannend und unterhaltsam a) an Alkohol heran zu kommen, sich b) mit dieser Ware ins Internat zu schleichen und es c) irgendwo trinken zu können - und das alles ohne sich erwischen zu lassen (was teilweise verheerende Folgen nach sich zog :>). Es folgten unzählbar viele Alkoholepisoden, einige Male wurde ich erwischt und kam mal besser, mal schlechter davon. Soetwas machte aber Spaß, es vertrieb Zeit - es festigte Freundschaften :>. Es war nicht der Rausch, nicht der Alkohol - es waren die ganzen irre witzigen Aktionen, die uns so sehr reizten und mich so viel lehrten. Ich entwickelte mich stetig und recht schnell - tja, liest man frühere Einträge glaubt man es nicht, aber ich schaffte es einige Frauenherzen zu brechen, auf dem Internat hatte ich meinen ersten Kuss, meinen ersten Sex ;). Von einem leisen etwas wurde ich zu einer Persönlichkeit. Ob das gut oder schlecht ist sei mal so dahin gestellt - für die "Außenwelt" hat das sicher viele Nachteile, ich wurde zu dem, was viele gemeinhin als "Arschloch" bezeichnen *g*. Aufgrund meiner Vergangenheit bin ich natürlich ein sehr ausgeglichenes Arschloch, wer mich kennt - mich wirklich kennt, will für gewöhnlich mein Freund sein und bleiben, zumindest mit mir zu tun haben. Also überhaupt nicht zu vergleichen mit früher, eine total andere Welt als früher.

Natürlich passierten auf dem Internat auch schlechte Dinge. Meine schlimmsten Sünden in Punkto Drogen will ich euch auch nicht vorenthalten, eines Vorfalls wegen bin ich sogar fast vom Internat geflogen (was aber insgesamt zwei mal passieren sollte :D). So gab es natürlich auch Momente, in denen ich sehr schelcht drauf war, von "vorinternatszeit" ähnlichen Depressionen geplagt, bei diesem speziellen Fall war es glaube ich Liebeskummer - doch das soll erstmal nicht wichtig sein. Wichtig ist , dass es mir sehr schlecht ging und ich mich irgendwohin flüchten wollte, wo ich nicht darüber nachdenken musste. Naja, da kommen einem Drogen ja (leider) wie gerufen. Ich spreche nicht vom Kiffen oder von gelegentlichen Pilztrips, habe ich alles in sehr ordentlichem Maß schon hinter mir und weiss, dass die Medien und pseudo Pädagogen einen in dieser Hinsicht stark verklären (mit Grips kann nicht viel schief laufen, egal worum es sich in einem Menschenleben handelt). Ich rede von den ganz beschissenem Zeug - Tabletten. DXM und DHP um das Kind beim Namen zu nennen (erschreckend wie einfach man daran kommt. Lächerliche Gesetzgebung). Einpaar mal ging die Sache gut, ich war in meiner Fabelwelt - ich will nicht lügen, es ist unangenehm und ein schrecklicher Irrweg, aber es war eine Erfahrung meines Lebens, die ich auf eine bestimmte Weise nicht missen möchte. Versteht mich nicht falsch - könnte ich die Zeit zurück drehen ich würde mich davon abhalten so einen Dreck in mich reinzuschütten - doch diese erste Erfahrung damit, würde sie fehlen, würde ein Stück meines Lebens fehlen. Würde auf schreckliche Art und Weise in meiner Seele fehlen.

Das verleitete mich aber natürlich dazu, es erneut zu "versuchen". Einige male zu "versuchen" - und ich wurde erwischt. Auf einer zu hohen Dosis brutal, knallhart erwischt. Es folgte die mit gutem Abstand schlimmste Szene, das schlimmste Erlebnis(seiner Art) meines gesamten bis dato 19jährigen Lebens (ich denke und hoffe, dass sich soetwas niemals wiederholen wird). Zu hoch fahren und Stress ausgesetzt werden - alle, die Erfahrung mit psychodelischen Phänomenen haben werden wissen, was passiert - ich schob einen Horrortrip ohnesgleichen. Ich bin gestorben, bin gestorben, qualvoll gestorben nur um gleich darauf erneut zu sterben. Um das hier jetzt wirklich zu verstehen - lieber möglicher Leser - lies meine früheren Einträge. Abgesehen von der sozialen Ebene war ich ein Musterkind, ein Musterschüler ohnesgleichen. Meine Eltern, meine Familie - unendlich Stolz auf mich (schon die Tatsache, dass ich nach der Mittleren Reife so einfach zur allgemeinen (also kein Fachabi) übergehen konnte steigerte ihren Stolz ins unermessliche). Und ich - ICH - ich wurde erwischt. Auf Drogen, schlimmer - auf Tabletten. Ich Musterkind. Gedanken schossen in meinen Kopf und Paarten sich mit Halluzinazionen. Wie Fliegen Sex auf einer Dönertheke haben mischten, deckten sich Eindrücke, Fass und Unfassbares. Es wurde visualisiert, karikiert - Vision ließ sich nicht mehr von Wirklichkeit unterscheiden. Betreuer kamen aus Wänden gekrochen und schauten mich mit ihren großen, riesigen, verachtenden Augen an. Was stimmt nicht mit dir? Was ist los? Hast du etwas genommen? - Nein, ich habe nichts genommen. Lasst mich in Ruhe. Ich bin brav, ich nehme keine Drogen. Ich bins, ihr kennt mich doch. Geht weg! Betreuer hinter dem Schrank, Betreuer im Schrank, Betreuer, die von draußen durchs Fenster schauen (im dritten Stock). Ich liege im Bett, erkenne - einen Arzt. Er nimmt mir Blut ab. Was passiert? Mein Leben ist zu Ende. Meine Eltern werden davon erfahren. Meine Schulkameraden werden davon erfahren. Ich bin ruiniert, verloren. Was ist los mit mir? Ach ja, ich glaube ich habe was genommen. Ja, ich habe was genommen. Was macht der Arzt da? Er redet auf mich ein, befragt mich. Ich antworte brav, ich habe nichts genommen. Es geht mir doch gut? Was habt ihr alle? Der Arzt nimmt mir Blut ab - zumindest glaube ich das. Was? Ja, ich habe etwas genommen. Überdosis? Nein, aber zu hoch. Ja, die Dosis war zu hoch. Was habe ich mir dabei gedacht? Wer ist das? Ist da jemand? Das.... ist das ein Arzt? Ein Notarzt. Vorbei.

Das ist ein Teil dessen, woran ich mich erinnere. Natürlich, ja selbstverständlich lässt sich nicht in Worte fassen, wie schlimm es tatsächlich war. Nun, ich will euch nicht weiter damit auf die Nerven gehen - besonders dir nicht - Ich in der Zukunft. Ich habe mein Abi und da sich wie gesagt noch eine Gelegenheit bieten würde vom Internat zu fliegen, kam ich bei dieser hier glimpflich davon :>. Es ließ sich nicht feststellen, was mit mir nicht stimmte. Der Notarzt diagnostizierte einen Scheissdreck, durch viele Vertäuschungsaktionen und vermeintlichen Hausarztbesuchen konnte ich die ganze Sache letzendlich zum "Guten wenden", ich zauberte ein Happy End. Selbst meine Mutter weiss bis heute nicht, was damals geschah und hält mich immernoch für ihren Musterknaben. Meine Lehre habe ich daraus gezogen.

Es gab noch viele Schlechte Dinge im Internat, schlimmer wurde es aber nie. Ich pendelte mein Leben ein, ich bin (nicht unbedingt nur für meine damaligen Verhältnisse) überaus sozial, gesellschaftstauglich geworden. Man erkennt mich nicht wieder. Auch Körperlich hat sich einiges getan. Zwar bin ich noch nicht vollkommen zufrieden und muss noch viel an meinem Körper arbeiten, im Vergleich zu früher bin ich aber ein sehr ansehlicher Typ geworden. Das Internat und somit mein Abitur habe ich vor drei Monaten abgeschlossen. Nun folgt ein weiterer Lebensabschnitt, im Oktober fange ich anzu studieren. Dazu werde ich in ein Studentenwohnheim am anderen Ende Deutschlands ziehen. Ein Schritt, der früher undeknbar gewesen wäre und mir jetzt unumgehbar erscheint. Heute bin ich gewachsen, ich bin auf Konfrontation mit Menschen aus - ich bin erwachsen geworden. Ich bin ein Mann geworden. Es gibt viel worüber ich erzählen kann, es gibt viel, das ich anderen beibringen, wovor ich andere warnen, wozu ich anderen raten könnte. Und ich hoffe, dass sich mein Leben in Zukunft noch weiter ausdehnt, dass ich noch mehr Erfahrungen sammle. In diesen vergangenen drei Jahren habe ich unfassbar viel nachgeholt. Leute, die mich früher kannten, erkennen mich ums verrecken nicht mehr. Leute, die mich früher denunzieren, fertig machen, mobben konnten wären mir heute nicht gewachsen. Ich bin Wortgewandt geworden - oder besser gesagt ich lebe meine natürliche Wortgewandtheit verbal aus. Ok, ich habe auch objektiv betrachtet negative Eigenschaften entwickelt. Die Welt hat mich angeschissen verdammt. Richtig dreckig angeschissen - und jetzt scheisse ich zurück. Alles, alles kommt zurück.

Ich habe mir selbst bewiesen, dass wandel möglich ist. Vielleicht lesen das hier einige verwundete Seelen und folgen meinem Beispiel (ohne dieser Drogensache ^^). Ich kann aufblicken und stolz in die Zukunft sehen.

Hiermit möchte ich diesen krass langen Text auch (fürs erste?) beenden. Es hat mich Zeit gekostet aber auch sehr viel Spaß gemacht das alles niederzuschreiben. Verzeiht mir die Grammatik- und Rechtschreibfehler (obwohl es doch um einiges weniger sein sollten als früher ^^), aber ich bin seit unzählbaren Studen wach und gerade ist es schonwieder fast 07:00 Uhr. ^_^ Wer tatsächlich bis hierher gelesen hat - vielen Dank. Und wer auch noch meine früheren Einträge gelesen hat, für den habe ich garnicht genug Dank. Viel Spaß in euerem Leben!

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2008-09-22 07:00