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Tagebuch DarkOwl
2009-06-26 16:45
Zusammenfassung [edit]
Nach meiner ersten Krise hatte ich zahlreiche weitere. Sie kamen in den unterschiedlichsten Situationen, die Therapeuten haben sich immer mehr Sorgen um mich gemacht.
Ich habe die ganzen Therapieangebote mitgemacht, war jedoch sehr antriebslos. Zum Schluss hin hatte ich dann insgesamt 3 Therapeuten für mich, die sich um mich gekümmert haben. Ich habe auch weiter festgestellt, dass manche Mitpatienten sich auch um mich gesorgt haben, und versucht haben, auch für mich da zu sein.
Das lief ein paar Wochen vor sich hin, ich war ziemlich weit unten. In dieser Zeit lernte ich die Emotion "Wut" und "Agression" kennen. Klingt seltsam für aussenstehende, ich habe mir jedoch davor diese Gefühle nicht erlaubt. Und deshalb waren sie v.a. in dieser Klarheit für mich absolut unbekannt.
Ich musste eingestehen, dass ich eigentlich hochbegabt bin und auch auf entsprechende Schulen gemusst hätte, die mich sozial auch aufgefangen hätten. Ich wurde definitiv in die Richtung gedrängt, mich etwas mehr zu mögen und solche Dinge zu akzeptieren. Meine Mutter hat zu mir gesagt, das hätte sie mir immer schon gesagt - ich habe es nie wahrgenommen, nie an mich rangelassen. Wie andere Dinge auch.
Die Klinik und die Therapeuten haben mich jedoch auch soweit gebracht, auch mal mich selber zu analysieren. Genauestens. Und nicht nur andere. Und dieser Anstoss hat etwas ins Rollen gebracht, was dann zur schlagartigen Verbesserung meines Zustandes geführt hat.
Eines Tages sass ich mit meiner Haupttherapeutin wieder zusammen, ich weiss gar nicht mehr, wie wir auf das Thema gekommen sind, zumindest war ich da wieder am nachdenken und grübeln. Und plötzlich frage ich sie, ob es vielleicht sein kann, dass meine Krisen, Zusammenbrüche und ähnliches bei mir unterbewusst hervorgerufen werden, weil ich Aufmerksamkeit erhaschen möchte.

"Ja Herr B., Gratulation. Zu 90% ist das der Fall. Wir wussten das von Anfang an, aber Sie sollten da selber drauf kommen, weil es dann eine ganz andere Wirkung hat. Das ist eine ganz tolle Leistung, dass Sie das selbst herausgefunden haben."

Plötzlich fühlte ich mich leer. Leer und erleichtert.

Diese Erkenntnis - plötzlich waren mir so viele Dinge in meinem Leben klar. Wieso sie so abgelaufen sind, wie sie abgelaufen sind. Aufmerksamkeitsdefizit. Narzistische Persönlichkeitsstruktur. Aufgrund der gar nicht erhaltenen Aufmerksamkeit meines Vaters.
Ich hatte plötzlich keine Probleme mehr damit, mich zu Gruppen dazuzugesellen. Ich hatte kein Problem mehr damit, dass jemand meine Hilfe ablehnt, wenn ich sie anbiete (Gefühl der Ablehnung). Die Strategien, damit umzugehen, aber auch das Wissen über das warum und wieso haben schlagartig gegriffen.

Bis zum Schluss hin hatte ich keine einzige Krise mehr. Ich habe eine Verlängerung der Krankenkasse bekommen. Damit sich das ganze setzen kann. Ich hatte zwar schon noch Downs, weil mir Jessica in den Kopf wieder geschossen ist, und das wurde immer mehr - aber sie fingen mich auf und ich lernte, damit umzugehen. Abschalten geht nicht. Genausowenig wie der Grossteil meiner "Krankheit" wahrscheinlich nie heilbar sein wird. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Ich habe bewusst die Konfrontation gesucht und mich 2 mal mit ihr getroffen - es lief gut. Keine blöden Gefühle, kein Bedürfnis, sie zu kuscheln oder ähnliches. Ab und zu kommen heute noch Gedanken, aber es ist stark besser geworden.

Meine Medikamente werde ich wohl noch eine ziemlich lange Zeit weiternehmen müssen. Aber ich zieh das durch. Meine Abschlussgespräche mit den Therapeuten waren hervorragend, sie alle waren sich unsicher am Anfang, ob ich da aus dem emotionalen Sumpf rauskommen KANN, und ob ich es auch schaffe - alle sehr begeistert von meinen Fortschritten, alle haben sie sehr gern mit mir zusammengearbeitet.

Und auch jetzt - 1 Woche nach Entlassung geht es mir gut. Es geht mir wirklich gut. In der Klinik habe ich 2 Frauen kennengelernt - mit der einen hatte ich affärenmässig was, die andere habe ich 2-3 tage vor meiner entlassung kennengelernt, wir haben noch Kontakt, morgen treffen wir uns. Da gilt es abzuchecken, ob da mehr dahintersteckt oder sie einfach so nur sehr lieb ist. Aber ich werde es dementsprechend niederschreiben.

Es geht mir richtig gut. Und die Ursache waren sicher nicht die beiden Frauen dafür.

Die Zukunft steht noch nicht geschrieben, aber ich freu mich darauf. Ich habe auch wieder das Gefühl, ich kann mein Leben leben und bekomme es in den Griff. Es gibt zwar noch viel zu tun, v.a. an mir selber, aber auch an liegengebliebenem Zeug - und es wird auch sicher wieder unangenehm werden - aber ich habe das Gefühl, gewappnet zu sein. Mein ambulanter Anschlusstherapeut ist auch ein Super Kerl.
1,5 Wochen vor meiner Entlassung haben sie noch mein Weltbild über Beziehungen komplett über den Haufen geworfen - das hat mich auch ziemlich fertig gemacht. Aber das kann ich jetzt aufarbeiten, anders rangehen und auch anders sehen. Dafür geh ich ja auch weiter in Therapie...

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